Altes Testament

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Der Prophet Habakuk beschäftigt sich ebenso wie Jeremia in seiner Botschaft sehr ausführlich mit der Großmacht Babylon zu seiner Zeit. Er erfährt von Gott große Dinge über die Zukunft und das Ende dieser Macht.


 

Das Buch Habakuk („Umarmer“ oder auch: „Der sich an Gott klammert“) steht an achter Stelle der abschließenden Reihe von Prophetenbüchern des Alten Testamentes von Hosea bis zum Buch Maleachi, welche von den Juden in einer Buchrolle unter dem Titel: „Die Zwölf“ zusammengefasst wurde. In unseren deutschen Bibeln werden diese Propheten aufgrund der relativen Kürze ihrer Bücher gegenüber den Büchern Jesaja, Jeremia und Hesekiel als „Die kleinen Propheten“ bezeichnet. Diese Bezeichnung ist nicht ganz glücklich, denn die besagten zwölf Propheten machen trotz der geringeren Länge ihrer Prophetien dennoch zahlreiche wichtige Aussagen.

Die Prophetie Habakuks nimmt nach ihrer formalen und inhaltlichen Struktur eine gewisse Sonderstellung gegenüber anderen Prophetien des Alten Testamentes ein. Die Propheten des Alten Testamentes selbst wussten oftmals nicht genau, was die ihnen geoffenbarten Worte in letzter Konsequenz beinhalteten. Das gilt auch für Habakuk.

Sein Buch ist jedoch nicht in erster Linie als direkte Rede an das Volk seiner Zeit gerichtet, sondern es bringt uns eine Zwiesprache zwischen dem Propheten und Gott. Zunächst enthält diese Zwiesprache Visionen und Prophetien, welche sich innerhalb weniger Jahre erfüllten. Wir denken hierbei an die damals bevorstehende Eroberung Judas durch die Babylonier. Andererseits musste Habakuk einige Prophetien über die damals noch fernere Zukunft bekanntgeben. Wir denken hierbei an die Zerstörung Babylons. Die Aussagen des Propheten haben darüber hinaus Gültigkeit bis in unsere Zeit hinein. Sie gelten für das Leben der Christen bis zum Ende des jetzigen Zeitalters. Im Neuen Testament wird diese geistliche Tatsache klar bestätigt.

Apg 3,18-24: „Gott aber hat das, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigte, dass nämlich der Christus leiden müsse, auf diese Weise erfüllt.
19 So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen
20 und er den sende, der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus Christus,
21 den der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen, wovon Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat.
22 Denn Mose hat zu den Vätern gesagt: »Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird«.
23 Und es wird geschehen: Jede Seele, die nicht auf diesen Propheten hören wird, soll vertilgt werden aus dem Volk.
24 Und alle Propheten, von Samuel an und den folgenden, so viele geredet haben, sie haben auch diese Tage im Voraus angekündigt.“

1Pe 1,10-12: „Wegen dieser Errettung haben die Propheten gesucht und nachgeforscht, die von der euch zuteilgewordenen Gnade geweissagt haben.
11 Sie haben nachgeforscht, auf welche und was für eine Zeit der Geist des Christus in ihnen hindeutete, der die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgenden Herrlichkeiten zuvor bezeugte.
12 Ihnen wurde geoffenbart, dass sie nicht sich selbst, sondern uns dienten mit dem, was euch jetzt bekannt gemacht worden ist durch diejenigen, welche euch das Evangelium verkündigt haben im Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt wurde – Dinge, in welche auch die Engel hineinzuschauen begehren.“

2Pe 1,20-21: „Dabei sollt ihr vor allem das erkennen, dass keine Weissagung der Schrift von eigenmächtiger Deutung ist.
21 Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet.“

 

Erst in der Rückschau vom Standpunkt des Neuen Testamentes aus betrachtet können zahlreiche Aussagen der Propheten besser eingeordnet werden, wobei bis zur Wiederkunft des Herrn Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit weiterhin viele prophetische Aussagen der Heiligen Schrift rätselhaft bleiben werden. Insbesondere bei der Auslegung biblischer Prophetie müssen wir daher eine demütige Stellung vor dem Herrn einnehmen. Nur Gott der Vater, der Sohn Jesus Christus und der Geist Gottes wissen alles. Nur ihnen gehört unser Vertrauen, nur ihnen gebührt alles Lob, alle Ehre und alle Herrlichkeit von nun an bis in Ewigkeit.

 

 

Prinzipien zur Auslegung alttestamentlicher Prophetie

Bevor wir an den eigentlichen Text herangehen, möchten wir zunächst einen kurzen Blick auf die wesentlichen Prinzipien alttestamentlicher Prophetie werfen. Sie werden uns das Verständnis des Buches Habakuk deutlich erleichtern.

Erstens: Ein Prophet in der Bedeutung des Wortes ist ein Mensch, der das Wort eines Anderen an dessen Stelle oder in dessen Auftrag verkündet. So wie in der Bibel die falschen Propheten im Namen des Feindes dessen irreführende Worte und falsche Botschaften verkündigten, so verkündigten die echten Propheten Gottes das wirkliche Gotteswort. Oftmals standen sie dabei als kleine Gruppe oder sogar als Einzelpersonen vor einer zahlenmäßigen Übermacht. Nur selten wurden sie respektiert. Meist wurden sie hart angegriffen, ja sogar verfolgt und umgebracht. Es war im Alten Testament keine Leichtigkeit, ein Prophet Gottes zu sein, sondern es war ein sehr schwerer Dienst.

Zweitens: Es gab im Alten Testament handelnde, redende und schreibende Propheten, welche entweder im Auftrag Gottes gewisse Symbolhandlungen durchzuführen hatten, gewisse Worte verkündigten, Visionen empfingen und/oder die Bücher der Heiligen Schrift für die Nachwelt verfassten. Die Propheten handelten, redeten oder schrieben ihre Bücher dabei unter der unmittelbaren Einwirkung des Heiligen Geistes, welcher sie antrieb und ihnen ihre Handlungsanweisungen erteilte, sowie ihnen ihre Visionen oder Wortprophetien eingab. Teilweise Erfüllungen ihrer Prophetien durften sie zwar erleben, große Teile lagen jedoch in der näheren oder ferneren Zukunft. Ebenso waren sie sich nicht dessen bewusst, dass ihre Prophetien einmal als Teile der gesamten Heiligen Schrift in engem Zusammenhang stehen würden. Sie waren ja meist in ihrem eigenen Wirken durch Raum und Zeit voneinander getrennt.

Das Neue Testament sagt uns deutlich, dass alle Propheten von Samuel bis Maleachi in unterschiedlicher Weise über den Messias Israels und der Welt sowie über die Gemeinde der Gläubigen des neuen Bundes gesprochen haben, ohne sich dessen klar bewusst zu sein. Wir haben die betreffenden Schriftstellen bereits angeführt. Es ist daher keinesfalls so, dass die Gemeinde des Neuen Testamentes im Alten Testament nicht erwähnt wird. Vielmehr sprechen die Worte der alten Propheten unmittelbar in unsere heutige Situation hinein, so dass die Christen bei richtigem Verständnis dieser Prophetien Belehrung, Trost und Hoffnung zum standhaften Ausharren empfangen können.

Rö 15,4: „Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, wurde zu unserer Belehrung zuvor geschrieben, damit wir durch das Ausharren und den Trost der Schriften Hoffnung fassen.“

 

Drittens: Alle damaligen Propheten standen zu ihrer Zeit fest auf dem Boden der Realität. Gott berief sie aus der konkreten Situation ihres eigenen Lebens heraus zum Dienst. Die Berufung der Propheten war teilweise dramatisch wie etwa bei Jesaja oder Hesekiel, welche zuerst ihren Gott in seiner ganzen Herrlichkeit kennenlernen mussten, bevor sie dazu in die Lage versetzt wurden, ihren Dienst tun zu können. In ihren Prophetien hatten sie dann zunächst die konkreten Umstände im Volk Gottes und in der Welt zu analysieren, um danach das Handeln Gottes in Bezug auf diese Umstände zu verkünden.

Diese Verkündigung stieß meist auf Unverständnis und heftigen Widerstand der Zuhörer, denn sie deckte grobe Mängel im Leben des Volkes Gottes auf. Gott selbst legitimierte seine Propheten dadurch, dass er ihnen zu Beginn größtenteils Prophetien für die nähere Zukunft gab, welche sich vor den Augen des Volkes erfüllten. Infolge dieser Erfüllungen hatten die Propheten gottgegebene Autorität und konnten in einem weiteren Schritt Prophetien verkündigen, welche zum Teil weit in die Zukunft des Volkes und weit über ihr eigenes Leben hinausreichten. Diese Prophetien wurden dann von den gläubigen Menschen im Volk angenommen, und ihre Erfüllung als Wort Gottes wurde über Generationen hinweg treu erwartet.

Viertens: Aus dem bisher Gesagten folgt unmittelbar, dass die Prophetien des Alten Testamentes verschiedene Deutungsebenen aufweisen, welche von der Zeit ihrer Entstehung bis in unsere eigene Zeit hinein anwendbar geblieben sind. Wir können heute auf die Jahrtausende zurückblicken. Wir kennen die historischen Hintergründe der Prophetien, und wir können auch auf bereits erfüllte Prophetien in der Geschichte zurückschauen.

Andererseits ist es so, dass die Worte Gottes nicht nur in der Zeit des jeweiligen Propheten verankert waren, sondern dass sie oftmals in ihren Aussagen Zeit und Raum transzendieren. Manchmal hat genau das gleiche Wort, welches in der Zeit des jeweiligen Propheten konkret gültig war, eine ebenso konkrete Gültigkeit für uns heute. Dies betrifft sowohl Aspekte der christlichen Lehre als auch praktische Aspekte unseres täglichen Wandels im Glauben und unserer täglichen äußeren Umstände. Beachtenswert ist zudem die heilsgeschichtliche Bedeutung zahlreicher alttestamentlicher Prophetien. Dies gilt natürlich auch für den Propheten Habakuk. Er musste zunächst über die Ungerechtigkeiten in Juda und Jerusalem ebenso reden wie über die bevorstehende babylonische Invasion seiner Zeit. Danach musste er über die Zerstörung Babylons reden, welche erst etwa 100 Jahre später kommen sollte. Alle diese Worte empfing er als Antworten von Gott auf seine eigenen Fragen. Zuletzt sind seine Aussagen auch auf das große babylonische Weltsystem unserer Zeit und auf seinen völligen Untergang am Ende dieses Zeitalters anwendbar. Wir hoffen das alles noch zu erkennen.

 

 

Kurzer historischer Überblick über die Zeit Habakuks

Habakuks Prophetie ist die achte in einer langen Reihe. Wenn wir die Namen der „Zwölf“ aneinanderreihen, dann ergibt sich eine erstaunliche Aussage. Rettung (Hosea) ist Gott der Herr (Joel). Der Lastenträger (Amos) ist der Knecht des Herrn (Obadja). Der Heilige Geist (Jona, die Taube, in der Schrift ein Bild für den Heiligen Geist): Wer ist wie er (Micha) Tröster (Nahum) und Umarmer (Habakuk)? Der Herr verbirgt (Zephanja) den Mann der Feste (Haggai; das ist den Herrn Jesus, auf den alle Feste des Herrn hinweisen). Der Herr gedenkt (Sacharja) seines Boten (Maleachi). Habakuks Name ist fester Bestandteil dieser Aussage.

Über die Person des Propheten wissen wir strenggenommen außer seinem Namen überhaupt nichts. Sogar der Name selbst könnte aus der akkadischen Sprache stammen, wo er für einen Fruchtbaum („babbaququ“ nach A.L. Oppenheim, The Assyrian Dictionary 6, 1956, S. 13) stand. Möglicherweise wurde er von dort in die hebräische Sprache übernommen.

Nach 1,6 lebte er in der Zeit, in welcher sich das Babylonierreich im Aufstieg zur Großmacht befand. Bereits der König Hiskia hatte nach der wunderbaren Rettung Jerusalems vor dem Assyrer den ersten Kontakt mit dem babylonischen König Merodach-Baladan gehabt und ihm dummerweise die Tempelschätze Jerusalems gezeigt (Jes 39,1-8). Die Babylonier wussten somit schon lange, dass es in Jerusalem einiges an Gold und Kostbarkeiten zu holen gab.

Babylon befand sich bis zur Zerstörung der Stadt Ninive (im siebenundzwanzigsten Jahr des Königs Josia von Juda) noch im Kampf gegen Assyrien. Vier Jahre später besiegten sie die Ägypter und deren Verbündete bei Karkemisch. Im Umfeld dieses Konfliktes kam auch der König Josia ums Leben, denn er wurde vom Heer des Pharao Necho auf dessen Weg nach Karkemisch überrollt. Von diesem Tag an war es absehbar, dass der Angriff Babylons auf Juda kommen würde, denn Juda hatte sich aktiv in den Konflikt eingemischt. Somit erscheint es gut möglich, dass Habakuk zum Ende der Regierung Josias und/oder in der Zeit der zunehmenden Instabilität unter dem Nachfolger Josias zu dienen hatte, also unter Jojakim. Der Pharao Necho hatte diesen Marionettenkönig in Juda eingesetzt. Nebukadnezar stand im vierten Jahr Jojakims zum ersten Mal vor Jerusalem, nachdem er Necho nach Ägypten zurückgejagt hatte.

2Kö 24,1: „In seinen Tagen zog Nebukadnezar, der König von Babel, herauf, und Jojakim wurde ihm drei Jahre lang untertan. Danach fiel er wieder von ihm ab.“

Jer 25,1: „[Dies ist] das Wort, das an Jeremia über das ganze Volk Juda erging im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda (das ist das erste Jahr Nebukadnezars, des Königs von Babel).“

 

Jojakim ergab sich zunächst, bevor er sich daraufhin erneut mit den Ägyptern einließ. Im elften Jahr Jojakims kehrte Nebukadnezar dann zurück, so wie es der Prophet Jeremia geweissagt hatte (Jer 22,18-19). Jojakim starb drei Monate vor dem Fall Jerusalems. Sein Sohn Jojakin (Jekonja) wurde mit 18 Jahren König. Nebukadnezar kam nach den drei Monaten, und Jojakin ergab sich. Er wurde nach Babylon geführt. Nebukadnezar nahm alle Schätze des Tempels und des Königshauses mit, deportierte die Obersten der Stadt samt 7000 Soldaten und Handwerkern, insgesamt 10000 Leute, und installierte seine Marionette Zedekia als Vasall (2Kö 24,8-20). In dieser Wegführung war auch der Prophet Hesekiel dabei, der Sohn des Priesters Busi (Hes 1,2-3). Der Prophet Hesekiel wurde in Babylon im fünften Jahr Zedekias von Gott zum Propheten berufen. Er diente unter den Vertriebenen in Babylon zeitgleich mit Jeremias Dienst in Jerusalem bis zum Untergang der Stadt und danach noch mindestens weitere 16 Jahre (Hes 29,17; 33,21). Im elften Jahr Zedekias kam der völlige Untergang Judas und Jerusalems mit der Zerstörung des Tempels durch die Babylonier.

Habakuk war somit ein Zeitgenosse von Jeremia, Nahum und vielleicht auch von Zephanja, welcher am ehesten in der ersten Hälfte der Herrschaft Josias diente. Wir wissen nicht genau, wie alt Habakuk zur Zeit seiner Zwiesprache mit Gott bereits war. Vielleicht wurde er zum Ende der Herrschaft Manasses geboren, so dass er Amons Zeit ebenso wie den größten Teil der Herrschaft Josias mit dem Scheitern der religiösen Reform erleben musste, bevor er verzweifelt genug war, um von Gott berufen zu werden. Dann wäre er bei Josias Tod ungefähr 40-50 Jahre alt gewesen. Wir wissen es nicht genau. Jedenfalls war er mit allen schrecklichen Umständen im Land konfrontiert, welche uns der Prophet Jeremia in seinem Buch so eindrücklich schildert. An diese schrecklichen Verhältnisse knüpft auch Habakuk an.

Die Struktur seines Buches ist einfach und klar. Sie beinhaltet die Vorstellung der Person Habakuk in 1,1. Dann kommt eine erste Frage des Propheten in 1,2-4, gefolgt von Gottes Antwort in 1,5-11. Es folgt die zweite Frage des Propheten in 1,12-17. Der Prophet geht in 2,1 in Wartestellung. Gottes zweite Antwort kommt in 2,2-20. Die Reaktion des Propheten ist ein Psalmlied der Anbetung in 3,1-15. Den Abschluss der Prophetie bildet ein leidenschaftlicher Lobpreis des innerlich erschütterten Propheten, verbunden mit dem Ausdruck seines völligen Gottvertrauens in 3,16-19.

Der Prophet Habakuk beschäftigt sich ebenso wie Jeremia in seiner Botschaft sehr ausführlich mit der Großmacht Babylon zu seiner Zeit. Er erfährt von Gott große Dinge über die Zukunft und das Ende dieser Macht. In geistlicher Deutung haben diese Dinge auch uns einiges zu sagen, denn wir stehen in unserer Zeit als das Jerusalem Gottes im Geist (die Gemeinde Jesu Christi) der geistlichen Weltmacht von „Babylon der Großen“ gegenüber. Daher möchten wir zunächst noch einen Exkurs zum Thema „Babylon in der Schrift“ machen, um unsere Auslegung auf eine stabile Grundlage zu stellen.

 

 

Exkurs: Tyrus und Babylon in biblischer Prophetie bei Jesaja, Jeremia und Hesekiel

Die nun folgenden Erläuterungen gelten in unterschiedlichem Umfang für alle drei genannten großen Prophetenbücher. Insbesondere im Buch Hesekiel finden wir sie am deutlichsten dargestellt und möchten sie daher kurz rekapitulieren. In Kapitel 27 des Buches Hesekiel finden wir das Klagelied des Propheten über die Stadt Tyrus. In allen Einzelheiten werden uns der verlorene Reichtum der Stadt, ihre Pracht und ihre Handelspartner geschildert. Die Beschreibung geht bis Vers 25. Ab Vers 26 redet Hesekiel über die Zerstörung und über die Trauer aller Beteiligten infolge der Zerstörung. Tyrus ist verschwunden, und es ist von Babylon abgelöst worden. Bei Jeremia finden wir in gleicher Ausführlichkeit in den Kapiteln 50 und 51 das Gericht Gottes über das damalige Babylon, welches siebzig Jahre nach der Zerstörung Jerusalems durch die Hand der Meder und Perser erfolgte.

Der aufmerksame Leser der Schrift kommt hierbei nicht umhin, das Buch der Offenbarung aufzuschlagen. Dort finden sich in den Kapiteln 17 und 18 die Beschreibung der großen Hure in all ihrer Pracht und die Schilderung des Gerichtes Gottes über sie. (Off 17,1-2; Off 18,2-3). Die Beschreibung der großen Hure stimmt nahezu exakt überein mit der Beschreibung der Stadt Tyrus bei Hesekiel. In Off 18,2 finden wir ihren Namen: Es ist Babylon die Große. Hesekiel schrieb über Tyrus, die große und prächtige Handelsmetropole der damals bekannten Erde mit ihrem unbeschreiblichen Luxus. Jeremia schreibt in Kapitel 50 und 51 über Babylon, die Beherrscherin aller Königreiche der damals bekannten Erde. Johannes schreibt in der Offenbarung über Babylon die Große, die Besitzerin von allem Luxus, aller Pracht und aller Herrschaft der ganzen Erde am Ende der Zeit.

Das geistliche Prinzip ist klar. Der Luxus und die Üppigkeit von Babylon der Großen aus dem Buch der Offenbarung sind im Alten Testament vorgeschattet durch die Pracht der Stadt Tyrus. Die weltweite Macht von Babylon der Großen ist im Alten Testament vorgeschattet in der Macht des damaligen Babylon, welche in 1Mo 11 begann, welche schon damals im Gericht Gottes zur Sprachverwirrung und zur Zerstreuung der Menschheit über die ganze Erde geführt hat, und welche in Jeremia 51 endet.

So wie die Kaufleute, die Seeleute und die politischen Bündnispartner über den Untergang der Üppigkeit von Tyrus bei Hesekiel und den Untergang der Macht von Babylon bei Jeremia klagen, so klagen sie in der Offenbarung über den Untergang der Üppigkeit und der Macht von Babylon der Großen. Babylon die Große im Buch der Offenbarung ist somit in geistlicher Hinsicht die Zusammenfassung alles dessen, was durch Tyrus und Babylon im Alten Testament vorgeschattet ist, und dies nicht nur regional begrenzt auf den alten Osten, sondern in der letzten Zeit ausgedehnt über die ganze Welt. Babylon die Große in der Offenbarung ist unser gesamtes Weltsystem ohne Gott in allen seinen Aspekten.

So wie Tyrus und Babylon im Alten Testament der irdischen Stadt Jerusalem im Land Israel gegenüberstanden, so steht Babylon die Große im Neuen Testament dem neuen und himmlischen Jerusalem gegenüber, nämlich der Gemeinde Jesu Christi in der Welt. Babylon die Große wird untergehen bei der Wiederkunft des Herrn Jesus Christus am letzten Tag. Das irdische Jerusalem unserer Zeit ist hierbei geographisch betrachtet nur ein Teil von Babylon der Großen, also ein Teil dieses gesamten Weltsystems Satans.

Es ist hin und wieder die Lehre vertreten worden, nach welcher das Babylon der Offenbarung in unserer Zeit identisch sei mit der irdischen Stadt Jerusalem im mittleren Osten. Dies ist jedoch nicht zutreffend, wenn man die entscheidenden Schriftstellen miteinander vergleicht (Jes 14, Hes 28, Off 13+17+18). Das irdische Jerusalem könnte zwar zukünftig für eine kurze Zeit zur politischen und geographischen Hauptstadt des babylonischen Weltsystems aufsteigen, aber es ist nicht identisch mit dem biblischen Babylon. Diese mögliche Vorrangstellung würde das irdische Jerusalem dann auch keinesfalls für 1000 Jahre einnehmen, denn ein tausendjähriges Reich nach der Wiederkunft Christi auf diese Erde existiert nach dem Zeugnis der Schrift nicht. Siehe hierzu auch unseren Text: „Das biblische Millennium und die Endzeit“ unter www.DieLetzteStunde.de. Das neue Jerusalem ist hingegen geistlich, es ist die Hauptstadt des Reiches Gottes, es ist ebenso wie das gesamte Reich nicht von dieser Welt.

Joh 18,36: „Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde; nun aber ist mein Reich nicht von hier.“

Gal 4,21-31: „Sagt mir, die ihr unter dem Gesetz sein wollt: Hört ihr das Gesetz nicht?
22 Es steht doch geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der [leibeigenen] Magd, den anderen von der Freien.
23 Der von der Magd war gemäß dem Fleisch geboren, der von der Freien aber kraft der Verheißung.
24 Das hat einen bildlichen Sinn: Dies sind nämlich die zwei Bündnisse; das eine vom Berg Sinai, das zur Knechtschaft gebiert, das ist Hagar.
25 Denn »Hagar« bedeutet den Berg Sinai in Arabien und entspricht dem jetzigen Jerusalem, und es ist in Knechtschaft samt seinen Kindern.
26 Das obere Jerusalem aber ist frei, und dieses ist die Mutter von uns allen.
27 Denn es steht geschrieben: »Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst; brich in Jubel aus und jauchze, die du nicht in Wehen liegst, denn die Vereinsamte hat mehr Kinder als die, welche den Mann hat«.
28 Wir aber, Brüder, sind nach der Weise des Isaak Kinder der Verheißung.
29 Doch gleichwie damals der gemäß dem Fleisch Geborene den gemäß dem Geist [Geborenen] verfolgte, so auch jetzt.
30 Was aber sagt die Schrift? »Treibe die Magd hinaus und ihren Sohn! Denn der Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohn der Freien«.
31 So sind wir also, Brüder, nicht Kinder der [leibeigenen] Magd, sondern der Freien.“

Hebr 12,22-24: „…sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln,
23 zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten,
24 und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als [das Blut] Abels.“

 

Das neue Jerusalem wird aus dem Himmel herab auf die neue und ewige Erde herabkommen, wenn der Herr sein Gericht über die jetzige Erde mit Babylon der Großen gehalten und die neue und ewige Erde gegründet haben wird. Der Herr wird auf der neuen Erde mit all seinen Erlösten für immer zusammen sein.

Off 21,1-2: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr.
2 Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.“

 

Doch es gibt noch mehr. Die Bibel zeigt uns in Offenbarung 13 die beiden Tiere. Das erste Tier repräsentiert die politische, militärische und wirtschaftliche Macht der Weltsysteme, denen die Christen gegenüberstehen. Das zweite Tier repräsentiert die religiöse Macht, welche mit der politischen Macht zusammenarbeitet. Es macht, dass das erste Tier angebetet wird. In allen korrupten Staatssystemen dieser Welt war es so, dass die religiösen Autoritäten den politischen Autoritäten zuarbeiteten. In Extremfällen ging es soweit, dass Einzelpersonen als Könige und Diktatoren sich in gottgleicher Weise verehren und anbeten ließen. Es waren dies die gottlosen politisch gelenkten und religiös unterstützten Diktaturen, wie wir sie auch während des 20. Jahrhunderts etwa im Nationalsozialismus oder im Kommunismus deutlich erkennen konnten. Zur Zeit des Herrn Jesus Christus war es das römische Kaiserreich, welches exakt nach den gleichen Prinzipien aufgebaut war und funktionierte.

Die dritte Kraft ist somit immer die Hure aus Off 17, die auf dem Tier reitet. Sowohl die politischen als auch die religiösen Mächte haben immer ihren luxuriösen Kult betrieben, um damit den Menschen zu imponieren und sie einzuschüchtern. Eine weitere Bedeutung der Hure ist allgemeiner. Die Hure ist nämlich auch die allgemeine Verführungsmacht des gesamten Weltsystems, welche die Lust der Augen, die Lust des Fleisches und den Hochmut des Lebens anspricht und die Menschen von Gott wegzieht. Hinter all diesen Verführungen steht letztlich eine geistliche Macht, nämlich der Satan. Genau diese Macht ist dann auch das Thema in Hesekiel 28.

In Kapitel 28,1-10 seines Buches muss Hesekiel zu dem Fürsten von Tyrus reden. Es war in der damaligen Situation Ethbaal III. Er ließ sich von seinen Untertanen als Gott verehren. Er war stolz und hochmütig wegen seiner eigenen weltlichen Weisheit und seines Reichtums. Er hatte sein Herz dem Herzen Gottes gleichgestellt (Vers 6). Dies ist das genaue Gegenteil der Gesinnung des Herrn Jesus Christus in

Phil 2,5-6: „Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war,
6 der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein;“

 

In Kapitel 28,11-19 muss Hesekiel dann ein Klagelied anstimmen, und zwar nicht über den Fürsten, sondern über den König von Tyrus. Ethbaal III war nur ein Mensch, ein Repräsentant des wahren Herrschers über die Stadt Tyrus. Dieser wahre Herrscher wird uns dann genauer beschrieben. In den Versen 12 bis 16 wird er uns als ein wunderbarer Cherub dargestellt, welcher den Thron Gottes beschirmte und infolge seines Stolzes und seines Hochmuts auf die Erde herabgestürzt wurde. Dieses Wesen kann kein Mensch mehr sein. Es ist der Satan. Vers 17 redet über seinen Hochmut, in welchem er sich Gott gleichstellen wollte. Vergleichen wir hiermit Jesaja 14, wo der Prophet das Spottlied über den König von Babel anstimmen muss. Auch hier wieder Tyrus und Babylon. Es ist der gleiche König in beiden Städten, nämlich der Satan, der gefallene Cherub, der sich der gottlosen menschlichen Herrscher als Werkzeuge und Repräsentanten bedient. Auch in unserer Zeit ist es nicht anders. Der Satan ist der Fürst dieser Welt, der Gott dieses Zeitalters. Er wird untergehen am letzten Tag und alle seine Nachfolger mit ihm.

Babylon ist, gemäß dem soeben Gesagten, einerseits im Alten Testament als wirkliche Stadt zu sehen, andererseits im Neuen Testament (Offenbarung) als die große Weltmacht, nämlich als Babylon die Große. Bei Tyrus im Alten Testament liegt die Betonung wie bereits gesagt mehr auf Luxus und Üppigkeit, ähnlich wie bei der großen Hure in Off 17 und 18. Bei Babylon im Alten Testament liegt die Betonung mehr auf politischer Macht.

Auf der soeben gegebenen Grundlage möchten wir nun in die kapitelweise Auslegung des Buches Habakuk einsteigen. Alle im Text zitierten Schriftstellen entstammen hierbei der Bibelübersetzung in der Version Schlachter 2000.

 

 

Kapitel 1

In Vers 1 erkennen wir zunächst einmal, dass Habakuk als ein Prophet bezeichnet wird. Gott erkennt diesen Mann an als einen, der sein Wort weitergeben kann an andere. Der Prophet hat eine schwere Last auf seinem Herzen. Er ist ein Mann, der mit den Umständen seines eigenen Lebens und der Gesellschaft seiner Zeit nicht mehr fertig wird. Habakuk möchte Gott keinesfalls beleidigen oder ihm Frechheiten machen. Gott sieht das, und er lässt deshalb auch den Mann Habakuk zu sich reden. Der Prophet ist hier am Ende seiner Kraft und seines Verständnisses angelangt. Er kann nicht mehr anders. Er muss das aus seiner eigenen Sicht höchstmögliche persönliche Risiko auf sich nehmen und Gott selbst konfrontieren. Lange hat er in seinen Gebeten zu Gott geredet und gerufen, ohne eine Erhörung zu erleben. Jetzt muss er hinaustreten vor Gott und in seiner Verzweiflung zu ihm schreien.

Für uns heutige Christen liegt hierin eine wertvolle geistliche Belehrung für Zeiten, in welchen die Umstände unserer persönlichen Nachfolge uns zu erdrücken und geistlich zu lähmen drohen. Es mag sowohl in unserem eigenen Leben als auch in der Welt Situationen geben, in denen es rein äußerlich betrachtet so aussieht als sei Gott besiegt. Wir rufen und flehen, aber es scheint nicht das Geringste zu geschehen. Schreiendes Unrecht auf allen Ebenen geht einfach ungestraft durch. Hier werden bisweilen der Glaube und das Ausharren aufs Äußerste geprüft, wenn wir Gottes Wege nicht mehr verstehen können. Auch für Christen in schwerer Verfolgung hat dies immer seine Gültigkeit gehabt. Der Herr sieht uns aber in allen Umständen, und er macht keine Fehler. Dennoch dürfen auch wir bisweilen zu ihm schreien, wenn wir nicht mehr weiter können.

In den Versen 2-4 fasst Habakuk seine Empfindungen in Worte. Er lebt in einem Volk, welches in jeder nur denkbaren Hinsicht verdorben ist. Wir können nicht anders, als seine Empfindungen mit denen des Propheten Jeremia zu vergleichen, der ja sein Zeitgenosse war. Es gibt nur noch Ungerechte und Lügner, keinen Gerechten und Wahrhaftigen mehr. Dies betrifft nicht nur die kleinen Leute, sondern vor allem auch die Großen der Gesellschaft. „Da ist keiner der Gutes tut, auch nicht einer“ (Ps 14,3; Ps 53,3-4; Rö 3,12).

Warum tust du denn nichts, o Gott (Vers 2)? Warum hilfst du uns denn nicht endlich? Bist du überhaupt noch interessiert, oder hast du uns schon längst aufgegeben? Ich schreie und schreie, und du reagierst überhaupt nicht! Was soll das, Gott? Ich verstehe dich nicht mehr!

Es geschieht ganz offenes und schreckliches Unheil (Vers 3). Warum lässt du die Gewalttäter und die gemeinen Egoisten einfach gewähren? Sie bedrücken die Wehrlosen und kommen damit durch! Das kann doch wohl nicht wahr sein! Sie verbergen ihre Gewalttaten nicht einmal mehr, denn sie haben von dir, o Gott, ja nichts mehr zu befürchten. Sie streiten und zanken, sie leben nach dem Recht des Stärkeren. Das kann doch kein normaler Mensch mehr aushalten! Warum greifst du nicht ein, o Gott?

Das Recht wird mit Füßen getreten (Vers 4). Dein Gesetz gilt ja überhaupt nicht mehr! Die Mächtigen und Schlauen beugen ganz bewusst und mit aller Raffinesse das Recht, und es kommen völlig verdrehte Urteile heraus. Die Gottlosen im Volk zerstören mit juristischer Macht und Kenntnissen die Existenz der wenigen Gerechten, die es noch gibt. Was ist hier los, o Gott? Wo ist denn nun dein Gesetz? Ich bin nur ein kleiner Fisch in diesem bösen Haifischbecken, und ich kann es nicht mehr weiter aushalten. Ich weiß, dass ich nicht so mit dir reden sollte, aber ich kann nicht mehr anders. Antworte mir doch endlich, o Gott!

Der Herr ist gütig, geduldig, allmächtig, allgegenwärtig und allwissend. Er hat natürlich von Ewigkeit her gewusst, dass Habakuk nun an diesem Punkt der innerlichen Verzweiflung angelangt ist. Er hat von Ewigkeit her gewusst, dass die Worte seiner Zwiesprache mit dem Propheten aufgeschrieben werden sollen und dass sie späteren Generationen bis in unsere Zeit hinein zur Belehrung und Ermunterung dienen sollen. Gott hat nämlich genau deswegen diesen Mann dafür vorbereitet, ihn herauszufordern. Deshalb bestraft er den Propheten auch nicht. Er kennt die völlige Verzweiflung Habakuks und geht darauf ein, indem er die Frage des Propheten beantwortet.

Die Antwort wird den Propheten zunächst noch mehr erschrecken und verwundern. Er soll sich zusammen mit dem verkommenen Volk Judas unter den Nationen umschauen (Vers 5). Von dort aus steht ihnen nämlich eine große Überraschung ins Haus, mit der sie nicht gerechnet haben. Gott wird ein unerwartetes Werk tun. Juda ist inzwischen genauso kaputt wie das Nordreich es war. Ihre unerträglichen bürgerlichen Kleinkriege, ihre schreiende Ungerechtigkeit und ihr frecher Götzendienst sind ein Gestank in der Nase Gottes geworden. Es wird ihnen deshalb nicht anders ergehen als Samaria.

Hos 8,7: „Denn Wind säen sie, und Sturm werden sie ernten; da wächst kein Halm, das Gewächs ergibt kein Mehl, und sollte es etwas geben, so würden Fremde es verschlingen.“

 

Eine Gesellschaft, welche auf allen Ebenen von Ungerechtigkeit, Gewalt und Egoismus gekennzeichnet ist, kann durch ein Wort Gottes schließlich nicht mehr erreicht werden. Auch Fürbitte für ein solches Volk wird an einem bestimmten Punkt sinnlos, denn Gott muss sich nun abwenden und sie dahingeben. Auch ein Jeremia musste in seinem Dienst diese harte Wirklichkeit anerkennen. Gott verbot ihm, noch weiterhin Fürbitte zu tun.

Jer 14,10-11: „So spricht der HERR von diesem Volk: So liebten sie es, umherzuschweifen; sie schonten ihre Füße nicht, deswegen hat der HERR kein Wohlgefallen an ihnen. Jetzt aber gedenkt er an ihre Missetat und wird ihre Sünde heimsuchen!
11 Und der HERR sprach zu mir: Du sollst für dieses Volk nicht bitten, dass es ihm gut gehe!“

Jer 15,1: „Und der HERR sprach zu mir: Selbst wenn Mose und Samuel vor mich hinträten, so wollte ich doch mein Herz diesem Volk nicht zuwenden. Treibe sie hinweg von meinem Angesicht, sie sollen fortgehen!“

 

Sie sind nun endgültig an dem Punkt angelangt, wo ihre Gewalttätigkeit im zivilen Alltagsleben nur noch dadurch beendet werden kann, dass das ganze Volk einer noch viel mächtigeren und bösartigeren Gewalt zum Opfer fällt, welche von außen über es kommt.

Jahrhunderte später befinden wir uns in Apostelgeschichte 13. Dort redet der Apostel Paulus in der Synagoge von Antiochien in Pisidien zu den Juden. Er zitiert dabei Hab 1,5.

Apg 13,40-41: „So habt nun acht, dass nicht über euch kommt, was in den Propheten gesagt ist:
41 »Seht, ihr Verächter, und verwundert euch und werdet zunichte, denn ich tue ein Werk in euren Tagen, ein Werk, dem ihr nicht glauben würdet, wenn es euch jemand erzählte!

Die Juden in dieser Synagoge waren in einem ähnlichen Zustand wie ihre Vorväter zur Zeit des Propheten Habakuk es gewesen waren. Sie widerstrebten dem Wort Gottes, welches in Form des Evangeliums zu ihnen kam, und sie vertrieben Paulus und Barnabas. Sie waren ebenso erklärte und aktive Feinde Gottes wie es die Leute in Habakuks Zeit gewesen waren. Daher mussten jetzt auch sie sich davor hüten, dass ihnen etwas Ähnliches geschehen könnte wie ihren Vorvätern.

Sie wurden von Paulus ernstlich gewarnt. Wenn sie das Evangelium von dem Herrn und Retter Jesus Christus, dem Messias Israels und der Welt, nicht annehmen würden, dann wäre das für sie gleichbedeutend mit dem sicheren Untergang. Das wunderbare und erstaunliche Werk Gottes in den Tagen der Apostel war durch den Herrn selbst geschehen. Für die meisten Juden war es schier unglaublich, und sie konnten es überhaupt nicht akzeptieren. Auf der anderen Seite verfolgten sie sogar noch die Boten des Evangeliums. Dadurch brachten sie sich vor Gott in eine ebenso gefährliche Position wie die gottlosen Leute zu Habakuks Zeit.

Damals war das Gericht durch die Babylonier gekommen. Für die Leute zur Zeit von Paulus und Barnabas würde Gott mit jedem Einzelnen von ihnen als Richter handeln, wenn sie im Unglauben verharren würden. Die Ablehnung des Evangeliums und die Verfolgung der Zeugen Jesu Christi würde für jeden Einzelnen von ihnen eines Tages im sicheren Tod enden. In den Tagen Habakuks war das erstaunliche Werk Gottes der Untergang des damaligen Jerusalem durch die Hand der Babylonier mit zahllosen Toten und der Verschleppung der Juden in die babylonische Gefangenschaft gewesen. In den Tagen des Herrn würde dieses erstaunliche Werk die kommende Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch die Römer sein, wieder verbunden mit zahlreichen Todesopfern und der Vertreibung der Juden, diesmal sogar über die ganze Erde. So hat es sich erfüllt.

Auch wir leben heute wieder in einer solchen Zeit. Unsere Gesellschaft verroht zunehmend. Es hat sich eine aalglatte, politisch korrekte Geschäftskälte im zwischenmenschlichen Umgang breitgemacht, welche vor allem unter der Smartphone- und Tablet-gesteuerten jüngeren Generation immer mehr um sich greift.

Die Politiker/innen regieren mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen unbeeindruckt über die Köpfe der Menschen hinweg. Es geht ihnen nur noch um die Verwirklichung der Neuen Weltordnung, um ihr eigenes Prestige und ums Geld. Die internationale Politikerkaste hat kein Gewissen mehr.

Die Schwachen der Gesellschaft werden auch in unseren Tagen wieder an die Seite gedrängt oder gar aus dem Weg geräumt. Alte Menschen haben jahrzehntelang hart gearbeitet. Nun sind sie verwitwet und müssen mit einer Hungerrente unterhalb des Existenzminimums leben. Wenn sie pflegbedürftig werden, werden ihre kleine Rente und ihr sonstiger Besitz verpfändet, das Einkommen ihrer Kinder wird belangt, und vielen Familien bleibt am Ende nichts mehr übrig. Die Mächtigen fressen wieder einmal die Häuser der Witwen und Waisen. Die Großkonzerne und vor allem die Großbanken florieren, die Menschen verarmen. Die Steuern werden mit eiserner Härte unter Androhung hoher Strafen bis auf den letzten Cent eingetrieben.

Außerehelicher Geschlechtsverkehr und Ehebruch sind zu Breitensportarten geworden, welche in den sexualisierten Medien noch gezielt gefördert werden. Wir haben doch alle das Recht auf die unmittelbare Befriedigung unserer Bedürfnisse und Gefühle, oder etwa nicht? Das Gendermanagement beginnt in der Kita. Zu den Gaypride-Paraden der Großstädte versammeln sich an einem Ort nicht selten mehr als eine Million Teilnehmer, um grellbunt und lautstark ihre „Minderheitsrechte“ zu proklamieren. Doch nicht nur die einfachen Leute sind betroffen, sondern auch und gerade die Prominenz. In der Spitzenpolitik weltweit sowie unter den Kirchenfürsten häufen sich derzeit Fälle von langjährigem systematischem sexuellem Kindesmissbrauch, welche zunehmend an die Öffentlichkeit gelangen.

In den Comedy-Shows der staatlich gelenkten und zwangsfinanzierten Fernsehanstalten bekommen wir aus dem Mund der regierungstreuen Systemkomödianten immer wieder Witze über Gott und auch ganz offene Gotteslästerungen zu hören. Die Gedanken der Masse werden von den Staatsfunkmedien aktiv im Sinne des Systems gelenkt. Wir werden auf ARD und ZDF belogen und betrogen, dass sich die Balken biegen. Das Einzige was noch stimmt sind die Sportergebnisse, denn Brot und Spiele stehen natürlich an allererster Stelle in der Ablenkung der Massen von der harten Wirklichkeit.

Der Götzendienst in allen seinen Varianten feiert wieder einmal Triumphe. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Was für eine unverschämte Frechheit und Gottlosigkeit sich doch auch in unserer Kultur breitgemacht hat! Noch schaut Gott zu und schweigt. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, wann auch wir wieder einmal seine Hand spüren müssen, weil wir auf sein Wort nicht mehr hören wollen. Vielleicht wird der Herr nach diesem Schlag noch einmal Gnade geben zur Rettung vieler Menschen. Vielleicht aber auch nicht. Dann wird das nun kommende Gericht das letzte unseres gegenwärtigen Zeitalters sein. Der Herr allein weiß es, und wir dürfen ihm auch hierin gläubig vertrauen. Zurück zum Text.

In Vers 6 wird der Feind angekündigt, dem sie in die Hände fallen werden. Es werden die bitterbösen und ungestümen Chaldäer sein, also die kommende Großmacht Babylon. Sie ziehen überall hindurch und nehmen sich einfach alles, was ihnen nicht gehört.

In Vers 7 kennen die Babylonier nicht die geringste Gnade, sie sind einfach nur schrecklich und furchterregend. Mit diesem Gegner werden es weder die Rechtsverdreher in Juda aufnehmen können, noch die Betrüger, noch die Räuber, Mörder und Ehebrecher. Sie werden hinweggefegt werden. Sie sind ja letzten Endes doch nur kleine Leute. Dieser grausame Gegner wird nämlich eine echte große Nummer sein. Er wird nur Achtung vor sich selbst haben, vor keinem anderen Menschen und auch nicht vor dem Gott Israels. Gottes Volk Juda wird in seinen Augen nichts bedeuten, er wird es einfach wegwischen. Dann werden sie erfahren, dass es eine Ungerechtigkeit und Grausamkeit gibt, welche ihre eigene noch meilenweit übertrifft. Auch die bürgerlichen Gesellschaften unserer Zeit mussten das in Europa während der beiden Weltkriege erfahren. Es ist leider zu befürchten, dass es bald wieder einmal soweit ist.

Jes 26,10-11: „Wird dem Gottlosen Gnade erwiesen, so lernt er nicht Gerechtigkeit; in dem Land, wo Ordnung herrscht, handelt er verkehrt und sieht nicht die Majestät des HERRN.
11 HERR, deine Hand ist erhoben; sie wollen es nicht sehen! Sie werden es aber sehen und sich schämen müssen. Der Eifer für das Volk, das Zornesfeuer wird deine Feinde verzehren.“

 

Vers 8 beschreibt in literarischen Bildern (Leoparden, Wölfe am Abend, Adler) die Kraft, Schnelligkeit und Grausamkeit des Feindes. Sie sind blutrünstig wie Raubtiere. In Vers 9 sind sie süchtig nach Gewalt, sie weiden sich daran, andere grausam zu behandeln und zu töten. Sie fegen Gefangene zusammen wie Sand (das bedeutet: in unzählbaren Mengen). Sie lachen die Könige ihrer Gegner aus. Juda wird erfahren, wie lächerlich klein, schwach und kraftlos es ist, wenn Gott seine schützende Hand abgezogen hat. Sie wollten Gottes Worte nicht hören, nun werden sie von seiner Zuchtrute geschlagen. Auch bei Jesaja und Amos lesen wir ähnliche Dinge angesichts der zu ihrer Zeit bevorstehenden Invasion der Assyrer, welche Samaria verwüsteten und schließlich auch vor Jerusalem standen.

Jes 1,8: „Und die Tochter Zion ist übrig geblieben wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Wachthäuschen im Gurkenfeld, wie eine belagerte Stadt.“

Jes 8,5-8: „Und der HERR fuhr fort zu mir zu reden und sprach:
6 Weil dieses Volk das still fließende Wasser Siloahs verachtet, dagegen Freude hat an Rezin und an dem Sohn Remaljas,
7 siehe, so wird der Herr die starken und großen Wasser des Stromes über sie bringen, den König von Assyrien mit seiner ganzen Herrlichkeit. Der wird sich über all seine Flussbetten ergießen und über alle seine Ufer treten;
8 und er wird daherfahren über Juda, es überschwemmen und überfluten, bis an den Hals wird er reichen; und die Spanne seiner [Heeres]flügel wird die Breite deines Landes füllen, Immanuel!“

Am 7,2+4: „Und es geschah, als sie nun das Grün des Landes vollends abgefressen hatten, da sprach ich: Herr, HERR, vergib doch! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein!
4 Dies ließ mich GOTT, der Herr, schauen: Siehe, GOTT, der Herr, rief das Feuer herbei zum Gericht; das fraß ein großes Loch und hatte schon das Erbteil ergriffen.“

 

In Vers 11 zieht der Babylonier wie ein Sturmwind daher, er geht immer weiter und lädt Schuld auf sich. Er vertraut einzig und allein auf seine eigene Kraft. Diese Kraft ist sein Gott. Wir wissen, dass sich die Könige der alten Großmächte selbst als Götter verehren ließen. Hierin gleicht der kommende Babylonier dem früheren Assyrer im Buch Jesaja. Dieser Assyrer vertraute ebenso nur auf sich selbst. Er hatte mächtiges Gelingen, bis er vor den Toren Jerusalems in dem Engel des Herrn seinen großen Meister fand.

Jes 10,5-12: „Wehe Assyrien, der Rute meines Zorns, der in seiner Hand den Stock meines Grimms trägt!
6 Gegen eine gottlose Nation werde ich ihn senden, und gegen das Volk, dem ich zürne, will ich ihn aufbieten, damit er Beute macht und Raub holt und es zertritt wie Kot auf der Gasse!
7 Aber er meint es nicht so, und sein Herz denkt nicht so, sondern er nimmt sich vor, Völker umzubringen und auszurotten, und zwar nicht wenige.
8 Denn er spricht: Sind nicht alle meine Fürsten Könige?
9 Ist nicht Kalne wie Karkemisch, Hamat wie Arpad, Samaria wie Damaskus?
10 Wie meine Hand sich der Königreiche der Götzen bemächtigt hat, deren Götterbilder doch mächtiger waren als die von Jerusalem und Samaria,
11 und wie ich es mit Samaria und ihren Götzen gemacht habe, sollte ich es nicht auch mit Jerusalem und ihren Götzenbildern so machen?
12 Und es wird geschehen: Wenn einst der HERR sein ganzes Werk am Berg Zion und an Jerusalem vollendet hat, so will ich Vergeltung üben an der Frucht des überheblichen Herzens des Königs von Assyrien und an dem Trotz seiner hochfahrenden Augen!“

Jes 37,36: „Und der Engel des HERRN ging aus und erschlug im Lager der Assyrer 185 000 Mann. Und als man am Morgen früh aufstand, siehe, da waren diese alle tot, lauter Leichen.“

 

Habakuk kennt die Geschichte Israels. Er weiß nun, dass Juda und Jerusalem durch den Babylonier quasi eine Wiederholung dessen bevorsteht, was Samaria und der Norden mehr als 100 Jahre zuvor durch den Assyrer erfahren mussten. Er erkennt, dass die Gewalttat seines halsstarrigen Volkes nur durch eine noch viel größere Gewalt von außen beendet werden kann. So muss es geschehen, und so wird es auch geschehen, denn Gott hat es ihm jetzt gesagt. Gott wird ein unerwartetes Werk tun in ihren Tagen, ein unglaubliches Werk.

Der Prophet hat nun seine Antwort erhalten, und sie lastet schwer auf seiner Seele. Damit hat er nicht gerechnet. In seinem Inneren baut sich eine zweite Last auf. Er muss nun weiter zu Gott reden und ihn noch einmal befragen, denn das Schicksal seines Volkes ist ihm trotz allem Übel nicht gleichgültig. Tief in seinem Inneren fühlt er die Notwendigkeit, Gottes Handeln noch besser zu verstehen. Er möchte zu der Gnade Gottes vordringen. Er hat die feste Überzeugung, dass Gott sein Volk nicht endgültig und vollkommen dahingeben wird, sondern dass im Gericht auch Gnade erkennbar werden wird.

Hier sehen wir den Fürbitter Habakuk. Dieser Charakterzug kennzeichnet ihn endgültig als einen wahren Propheten, denn alle echten Propheten Gottes waren neben ihren oft harten Gerichtsworten auch durch ihre Fürbitte für das gottlos gewordene Volk gekennzeichnet. Sie konnten nicht anders, denn sie waren der Mund Gottes. Gott will Gnade schenken, aber diese Gnade muss erbeten werden. Sie wird nämlich nicht verschleudert, sondern sie folgt auf echte Demütigung, Buße und Glauben.

In den Versen 12-17 folgt nun die zweite Rede Habakuks. Sie trägt schon einen deutlich veränderten Charakter, denn sie erkennt zunächst einmal die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes an. In Vers 12 ist Gott der Gott Habakuks, sein Heiliger, sein persönlicher Gott. Habakuk ist sich sicher, dass dieser Gott das Volk nicht gänzlich auslöschen wird. „Wir werden nicht sterben!“ Gott ist der Fels, der den Babylonier zur Züchtigung und zum Gericht eingesetzt hat, jedoch nicht zum völligen Untergang. Hier schimmert für den Propheten bereits die kommende Gnade durch. Ein Überrest kehrte nach schrecklichen Gerichten aus Babylon zurück.

Wir werden nicht sterben!“ Gott muss das Gericht bringen über alle Sünde und Gottlosigkeit, aber er wird seinen gläubigen Überrest durch das Gericht hindurch bewahren! Immer wieder in der Geschichte war es so. Die Gemeinde der Gläubigen kann niemals ganz ausgerottet werden. Oftmals war es so, dass zahlreiche Gläubige unter schrecklichsten Gerichten über die Welt in geradezu wundersamer Weise am Leben erhalten wurden. Am Ende wird es wieder so sein. Der Gemeinde in Philadelphia war es zugesagt, und es gilt weiterhin für die Christen.

Off 3,10: „Weil du das Wort vom standhaften Ausharren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, damit die versucht werden, die auf der Erde wohnen.“

 

Im Griechischen heißt es hier „tereo ek“ (bewahren vor), und zwar in einem zeitlichen Kontext. Wenn die Präposition “ek” in einem zeitlichen Kontext steht, dann bedeutet sie nicht eine Trennung, sondern sie zeigt einen Zeitpunkt an, von welchem an beginnend eine bestimmte Sache ausgeht. Die beste Übersetzung sollte demnach in etwa folgendermaßen lauten: „…werde ich dich bewahren von Beginn der Stunde der Versuchung an, welche über den ganzen Erdkreis kommen wird…Der Vers Off 3,10 sagt nicht aus, dass Gott die Gläubigen aus Philadelphia ganz aus der Stunde der Versuchung heraushalten würde, sondern dass er sie von Beginn der Versuchung an durch die gesamte Stunde der Versuchung hindurch bewahren würde. Das Gleiche geschah zum Beispiel mit dem Volk Israel in Ägypten durch alle Plagen hindurch. In Ägypten tobten die Gerichte Gottes, welche sich immer weiter steigerten. Ganz Ägypten war in heller Aufregung, während das Volk Israel im Land Gosen von den Plagen vollständig verschont blieb. Bewahrung des Volkes Israel inmitten der Drangsale in Ägypten. So wird es bis zum Ende sein. Bis zum allerletzten Tag wird es Gläubige auf der Erde geben.

Doch nicht nur das. Jeder Gläubige hat das ewige Leben empfangen. Sein Name ist im Buch des Lebens des Lammes. Er ist im Himmel angeschrieben. Der Herr Jesus Christus hat für jeden Gläubigen auf Golgatha in den Stunden der Finsternis die ewige Gottverlassenheit erlitten. Er ist auferstanden und lebt ewig. Er wird nie mehr sterben. Der körperliche Tod des Gläubigen auf dieser Erde ist somit nicht der Eintritt in die Verlassenheit, sondern der Eintritt in die ewige Herrlichkeit. „Wir sterben, und siehe, wir leben!“ „Wir werden nicht sterben!“

In Vers 13 bekennt Habakuk zunächst noch einmal die Reinheit und Heiligkeit Gottes, bevor er zu seiner zweiten Frage kommt. Er redet nun so mit Gott, wie es sich gehört. Die erste Antwort Gottes hat ihn zur Besinnung gebracht und den heftigen Sturm in seiner Seele beruhigt. Der Gottlose im zweiten Teil des Verses ist nun nicht mehr einer der vielen Gottlosen im Volk Juda, sondern es ist hier der Babylonier selbst. Die Aussagen der weiteren Verse beziehen sich auf diesen Gottlosen.

Habakuk weiß nun, dass das Unheil kommen wird. Er hat erkannt, auf welche Art und Weise Gott den unmöglichen Zuständen im Volk ein Ende bereiten wird. Er fragt nun weiter nach Gottes Motiven und Gründen für sein Handeln. Er möchte die Gedanken Gottes besser kennenlernen und auch ein Wort über die kommende Gnade aus Gottes Mund erfahren, an welche er so fest glaubt. Warum, o Gott, lässt du den völlig Gottlosen (den Babylonier) den verschlingen, der gerechter ist als er (den Überrest im Volk)?

Die Verse 14-16 beschreiben den Charakter dieses absolut Gottlosen noch näher. Habakuk möchte diesen Frevler beschreiben, um Gottes Herz dazu zu bewegen, doch das Gericht zu begrenzen und möglichst bald Gnade zu erwiesen. Er behandelt Menschen wie Fische im Meer, wie Würmer. Er schleppt sie aus ihrer Heimat fort, wie man Fische aus dem Wasser angelt oder sie im Netz herausholt. Er freut sich ohne jedes Mitleid über seine Beute. Sein Netz und seine Angelschnur sind seine Götter, und er opfert ihnen. Er glaubt, dass seinen Werkzeugen eine übernatürliche Kraft innewohnt, und dass er diesen Werkzeugen sein Gelingen zu verdanken hat. Hier sehen wir den Kern des Heidentums: Die Anbetung der Schöpfung anstelle des Schöpfers. Die Anbetung der Götzenbilder anstelle des wahren Gottes. Wie groß ist doch die Dummheit des großen Eroberers! Wie lange darf er morden (Vers 17)?

 

 

Kapitel 2

Nun hat der Prophet wieder neue Kraft gefunden. Er tritt in Vers 1 hinaus und stellt sich vor Gott in Warteposition. Nach langem Beten und Bangen hat er nun die erste Antwort erhalten und daraufhin den Mut gefunden, sofort noch eine weitere Frage zu stellen. Gott redet ja doch noch mit ihm! Habakuk hat nun wieder Hoffnung und erwartet die zweite Antwort Gottes. Sie lässt nicht lange auf sich warten.

In Vers 2 fordert Gott den Propheten dazu auf, die nun folgenden Worte auf Tontafeln für die Nachwelt festzuhalten. Sie sollen eingraviert werden für künftige Generationen, was auf eine Erfüllung mit zeitlicher Verzögerung hinweist. Die Bestätigung dieser Vermutung folgt unmittelbar im nächsten Vers. Die Erfüllung wird nämlich zu Gottes Zeit kommen. Sie wird nicht ausbleiben, aber sie muss mit Ausharren erwartet werden. Aus unserem vorstehenden historischen Überblick wissen wir, dass Habakuk wahrscheinlich mehr als 20 Jahre auszuharren hatte, bis der Angriff Nebukadnezars geschah. Erst weitere siebzig Jahre danach ging dann auch Babylon unter. Das Volk in Juda hatte ebenso viel Zeit, sich mit den Worten Habakuks auseinanderzusetzen. Die Tafeln Habakuks wurden ihnen sicherlich vorgelesen. Gleichzeitig gab auch der Prophet Jeremia seine Botschaft.

Auch für uns heute ist das Wort Gottes auf jede nur erdenkliche Art und Weise zugänglich. Das allein ist bereits ein großer Segen wenn man einmal bedenkt, dass zum Beispiel die Christen des Mittelalters keine Bibel zur Verfügung hatten. Wir haben sie heute in Buchform, als Hörmedien und Textdateien im Computer. Zahlreiche Kommentare stehen zur Verfügung. Diese Vielfalt an Präsentation sollte uns jedoch nicht von der Kernbotschaft des prophetischen Wortes ablenken. Gott ist der Herr der Weltgeschichte und der Heilsgeschichte. Der Herr hat auf Golgatha vor etwa 2000 Jahren sein Erlösungswerk vollbracht. Er sammelt in unserer Zeit seine Gemeinde, und er wird am letzten Tag wiederkommen, und zwar „so sicher wie das Amen in der Kirche!“ Auch die Verheißungen seines weiteren Handelns mit dieser Welt werden sich restlos erfüllen. Das Gericht über die heutige Welt wird ebenso kommen wie die Herrlichkeit der zukünftigen ewigen Welt. Das ist die Grundlage, auf welche wir unser Leben aufbauen: der Herr selbst in uns und die Hoffnung auf die Herrlichkeit.

Kol 1,27: „Ihnen wollte Gott bekannt machen, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“

 

Vers 4 ist der wohl bekannteste Vers des Buches Habakuk. Seine Kernaussage wird im Neuen Testament an drei Stellen leicht abgewandelt zitiert. Die Aussage an sich enthält drei Hauptkomponenten, nämlich den Gerechten, den Glauben und das Leben. In den Varianten des Verses werden die drei Komponenten unterschiedlich betont. Wir stellen deshalb hier unsere vier Verse nebeneinander:

Hab 2,4: „Siehe, der Vermessene – unaufrichtig ist seine Seele in ihm; der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“

Rö 1,17: „…denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben«.“

Gal 3,11: „Dass aber durch das Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar; denn »der Gerechte wird aus Glauben leben«.“

Hebr 10,38: „»Der Gerechte aber wird aus Glauben leben«; doch: »Wenn er feige zurückweicht, so wird meine Seele kein Wohlgefallen an ihm haben«.“

 

Bei Habakuk liegt der Schwerpunkt auf dem Gerechten, welcher hier im Gegensatz zum Vermessenen und Unaufrichtigen steht. Wir haben uns hier zu fragen, wer denn im Alten Testament die Gerechten aus Gottes Sicht waren. Die Antwort ist einfach. Es waren dieselben Leute wie im Neuen Testament, nämlich diejenigen welche auf den Herrn vertrauten und ihr Herz ganz auf ihn gerichtet hatten. Ihre Rechtfertigung oder Gerechtsprechung kam vom Herrn, der ihre Herzen sah. Sie hatten zwar den Heiligen Geist noch nicht innewohnend, aber sie lebten mit ihm. Sie waren dem Gebot Gottes gehorsam und brachten Opfer für ihre Sünden. Sie erwarteten den verheißenen Messias und Retter. Sie besuchten später nach Adam, Abel, Noah, Hiob, Abraham, Isaak und Jakob unter dem Gesetz Moses in Israel die Feste in Jerusalem, vor allem natürlich das Passah, das Wochenfest, den großen Versöhnungstag und das Laubhüttenfest. Der Herr segnete sie sichtbar in ihrem Leben, so wie er es den gläubigen Israeliten verheißen hatte. Wir sehen hier auch, dass die strenge Trennung zwischen einem Zeitalter des Gesetzes und einem Zeitalter der Gnade eigentlich nicht schriftgemäß ist. Gott hat auch unter dem Gesetz Moses und davor eine Fülle an Gnade erwiesen. Einige weitere Verse aus dem Alten Testament erläutern dies näher.

1Mo 3,21: „Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie.“

1Mo 4,4: „Und auch Abel brachte [ein Opfer] dar von den Erstlingen seiner Schafe und von ihrem Fett. Und der HERR sah Abel und sein Opfer an.“

1Mo 8,20: „Noah aber baute dem HERRN einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar.“

Hi 1,5: „Wenn dann die Tage des Festmahls zu Ende waren, ließ Hiob sie holen und heiligte sie; er stand früh am Morgen auf und brachte Brandopfer dar für jeden von ihnen; denn Hiob sagte sich: Vielleicht könnten meine Kinder gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt haben! So machte es Hiob allezeit.“

1Mo 15,6: „Und [Abram] glaubte dem HERRN, und das rechnete Er ihm als Gerechtigkeit an.“

2Chr 16,9a: „Denn die Augen des HERRN durchstreifen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“

Ps 24,6: „Dies ist das Geschlecht derer, die nach ihm fragen, die dein Angesicht suchen – das ist Jakob! (Sela.)“

 

Im Römerbrief liegt der Schwerpunkt mehr auf dem Glauben, denn das ist der Kontext des gesamten Briefes. Es geht hier darum, das Evangelium von dem Herrn Jesus Christus zu glauben. Der Römerbrief erklärt uns deutlich, dass nur der Herr selbst der einzige vollkommen Gerechte ist, welcher um unserer Übertretungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt worden ist. Im Glauben an das Evangelium wird uns die Gerechtigkeit Christi zugerechnet, und wir werden durch den Heiligen Geist für ewig auf das Kommen des Herrn hin zur Erlösung und zur ewigen Herrlichkeit versiegelt.

Rö 4,16: „Darum ist es aus Glauben, damit es aufgrund von Gnade sei, auf dass die Verheißung dem ganzen Samen sicher sei, nicht nur demjenigen aus dem Gesetz, sondern auch dem aus dem Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist.

Rö 4,25: „…ihn, der um unserer Übertretungen willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt worden ist.“

Rö 5,1-2: „Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus,
2 durch den wir im Glauben auch Zugang erlangt haben zu der Gnade, in der wir stehen, und wir rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.“

2Kor 1,22: „Er hat uns auch versiegelt und das Unterpfand des Geistes in unsere Herzen gegeben.“

Eph 1,13: „In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Errettung, gehört habt – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“

 

Der Galatervers bringt uns den Gegensatz zwischen dem Fluch des Gesetzes im alten Bund und dem Segen des Glaubens aus dem neuen Bund. Auch diese Aussage wird an anderer Stelle unterstützt. Es geht hier auch um die Befreiung vom Fluch des Gesetzes, denn Christus selbst wurde für uns am Kreuz zum Fluch, wie der Kontext des Galaterbriefes uns im Zusammenhang mit dem Buch 5. Mose zeigt.

Eph 2,8-9: „Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es;
9 nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“

Gal 3,10-14: „Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, um es zu tun«.
11 Dass aber durch das Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar; denn »der Gerechte wird aus Glauben leben«.
12 Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: »Der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben«.
13 Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsertwillen (denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt«),
14 damit der Segen Abrahams zu den Heiden komme in Christus Jesus, damit wir durch den Glauben den Geist empfingen, der verheißen worden war.“

5Mo 21,23: „…so soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn unbedingt an jenem Tag begraben. Denn von Gott verflucht ist derjenige, der [ans Holz] gehängt wurde, und du sollst dein Land nicht verunreinigen, das der HERR, dein Gott, dir zum Erbe gibt.“

 

In der Hebräerstelle ist der Schwerpunkt schließlich das Leben, also das Festhalten des Glaubens im Herzen und die praktische Umsetzung des Glaubens. Die Leser des Briefes wurden damals dazu aufgefordert, sich vom Heiligtum des alten Bundes zu distanzieren, die Schmach des Christus zu tragen, seinen Namen mutig zu bezeugen und sich gegenseitig zu helfen. Ihre Rettung würde zwar nicht darauf gegründet sein, aber sie würde dadurch in ihrem Leben deutlich sichtbar werden. Gott selbst zeigt diese Werke, und der Heilige Geist hilft den wahren Gläubigen dabei, sie auch zu tun. Wahrer Glaube ist immer gelebter Glaube. Er hat Konsequenzen für den Wandel des gläubig gewordenen Kindes Gottes. Das bedeutet nicht, dass jeder Gläubige ein Missionswerk zu gründen hat. Es bedeutet aber die tägliche Nachfolge in dem Dienst, den jeder Gläubige vom Herrn erhalten hat. Es bedeutet die Vermehrung der Talente im Vertrauen auf den Herrn. Es bedeutet auch das Heranreifen und Sichtbarwerden der Frucht des Geistes in der Heiligung.

Eph 2,10: „Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“

Kol 2,1-7: „Ich will aber, dass ihr wisst, welch großen Kampf ich habe um euch und um die in Laodizea und um alle, die mich nicht von Angesicht gesehen haben,
2 damit ihre Herzen ermutigt werden, in Liebe zusammengeschlossen und mit völliger Gewissheit im Verständnis bereichert werden, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, des Vaters, und des Christus,
3 in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind.
4 Das sage ich aber, damit euch nicht irgendjemand durch Überredungskünste zu Trugschlüssen verleitet.
5 Denn wenn ich auch leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und sehe mit Freuden eure Ordnung und die Festigkeit eures Glaubens an Christus.
6 Wie ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen habt, so wandelt auch in ihm,
7 gewurzelt und auferbaut in ihm und gefestigt im Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, und seid darin überfließend mit Danksagung.“

Hebr 10,35-39: „So werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat!
36 Denn standhaftes Ausharren tut euch not, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung erlangt.
37 Denn noch eine kleine, ganz kleine Weile, dann wird der kommen, der kommen soll, und wird nicht auf sich warten lassen.
38 »Der Gerechte aber wird aus Glauben leben«; doch: »Wenn er feige zurückweicht, so wird meine Seele kein Wohlgefallen an ihm haben«.
39 Wir aber gehören nicht zu denen, die feige zurückweichen zum Verderben, sondern zu denen, die glauben zur Errettung der Seele.“

Gal 5,22-23: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.
23 Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.“

Jak 2,20-22: „Willst du aber erkennen, du nichtiger Mensch, dass der Glaube ohne die Werke tot ist?
21 Wurde nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerechtfertigt, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar darbrachte?
22 Siehst du, dass der Glaube zusammen mit seinen Werken wirksam war und dass der Glaube durch die Werke vollkommen wurde?“

1Joh 3,1-3: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Darum erkennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht erkannt hat.
2 Geliebte, wir sind jetzt Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen aber, dass wir ihm gleichgestaltet sein werden, wenn er offenbar werden wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
3 Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, gleichwie auch Er rein ist.“

 

Wir kommen nun wieder zurück zu unserem Kapitel. Wir haben in Vers 4 den Vermessenen gesehen. Dieser Menschentyp ist hier nicht nur allgemein beschrieben, sondern er stellt bei Habakuk natürlich ganz besonders den in der Zukunft kommenden Babylonier dar. Die Charaktereigenschaften des vermessenen Babyloniers und sein weiterer Weg werden nun ab Vers 5 noch ausführlicher beschrieben. Der Prophet Habakuk kann aus diesen Worten Gottes Trost, Gewissheit und neue Hoffnung schöpfen.

In Vers 5 ist der Babylonier der Trunkenheit verfallen. Dies erkennen wir besonders deutlich in Daniel 5, wo der letzte Babylonierkönig Belsazar in der Nacht seines Todes noch ein Trinkgelage mit seinen Fürsten veranstaltet und dabei auch noch die Gefäße des Tempels Jerusalems entwürdigt. Wenige Stunden später ist er tot. Der Babylonier ist unersättlich, er berauscht sich nicht nur am Wein, sondern auch an seinen vielen Morden und seiner Macht. Er wird untergehen zusammen mit den anderen Tieren im Buch Daniel.

Dan 4,27+30: „Da begann der König und sprach: Ist das nicht das große Babel, das ich mir erbaut habe zur königlichen Residenz mit meiner gewaltigen Macht und zu Ehren meiner Majestät?
30 Im selben Augenblick erfüllte sich das Wort an Nebukadnezar: Er wurde von den Menschen ausgestoßen, fraß Gras wie ein Ochse, und sein Leib wurde vom Tau des Himmels benetzt, bis sein Haar so lang wurde wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelkrallen.“

Dan 5,1+3+30: „Der König Belsazar veranstaltete für seine tausend Großen ein prächtiges Mahl und trank Wein vor den Tausend.
3 Da wurden die goldenen Gefäße herbeigebracht, die man aus dem Tempel, aus dem Haus Gottes in Jerusalem, weggenommen hatte, und der König trank daraus samt seinen Großen, seinen Frauen und seinen Nebenfrauen.
30 In derselben Nacht wurde Belsazar, der König der Chaldäer, umgebracht.“

 

In den folgenden Versen kommen fünf Wehe über den Babylonier. Das erste Wehe kommt in den Versen 6-8. Er war ein Plünderer der Nationen, denen er alles wegnahm. Er bereicherte sich mit Gewalt und verjagte die Menschen aus ihrer Heimat. Jetzt werden mächtige Feinde gegen ihn aufstehen, ihn plündern und verjagen. Man wird Spottlieder über den singen, der seine Feinde verspottet hat. Dem Assyrer erging es bereits einige Jahrzehnte früher sehr ähnlich, als er sein Haupt frech gegen den Gott Israels erhob.

Jes 36,12-15+18: „Da antwortete der Rabschake: Hat mich denn mein Herr zu deinem Herrn oder zu dir gesandt, damit ich diese Worte rede, und nicht vielmehr zu den Männern, die auf der Mauer sitzen, um mit euch ihren Kot zu essen und ihren Harn zu trinken?
13 Und der Rabschake trat vor und rief mit lauter Stimme auf Judäisch und sprach: Hört die Worte des großen Königs, des Königs von Assyrien!
14 So spricht der König: Lasst euch von Hiskia nicht verführen, denn er kann euch nicht erretten!
15 Lasst euch von Hiskia auch nicht auf den HERRN vertrösten, wenn er sagt: »Der HERR wird uns gewiss erretten, und diese Stadt wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben werden«!
18 Lasst euch von Hiskia nicht verführen, wenn er spricht: »Der HERR wird uns erretten!« Hat etwa irgendeiner von den Göttern der Heidenvölker sein Land aus der Hand des Königs von Assyrien erretten können?“

Jes 37,10+23: „So sollt ihr zu Hiskia, dem König von Juda, sprechen: Lass dich von deinem Gott, auf den du vertraust, nicht verführen, indem du sprichst: »Jerusalem wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben werden!«
23 Wen hast du verhöhnt und gelästert? Und gegen wen hast du deine Stimme erhoben und deine Augen [stolz] emporgerichtet? Gegen den Heiligen Israels!“

Jes 37,33-36: „Darum, so spricht der HERR über den König von Assyrien: Er soll nicht in diese Stadt hineinkommen und keinen Pfeil hineinschießen und mit keinem Schild gegen sie anrücken und keinen Wall gegen sie aufwerfen.
34 Auf dem Weg, auf dem er gekommen ist, soll er wieder zurückkehren; aber in diese Stadt soll er nicht eindringen; der HERR sagt es!
35 Denn ich will diese Stadt beschirmen, um sie zu erretten um meinetwillen und um meines Knechtes David willen!
36 Und der Engel des HERRN ging aus und erschlug im Lager der Assyrer 185 000 Mann. Und als man am Morgen früh aufstand, siehe, da waren diese alle tot, lauter Leichen.“

 

In den Versen 9-11 kommt das zweite Wehe. Es geht gegen den Babylonier, der durch schreckliche Ungerechtigkeit und Ausbeutung Reichtum angehäuft hat. Er hat beschlossen, viele Völker zu entwurzeln und zu vernichten. Dabei hat er sich selbst erhöht und für sich ein Haus gebaut, das unantastbar wie das Nest eines Vogels in der Höhe zu sein schien. Hier haben wir sowohl den materiellen Festungsbau des Babyloniers als auch seine geistliche Festung, nämlich seinen gewaltigen Hochmut. Das Motiv findet sich ebenso bei Edom in Obadja 4. Jeder Stein aus seinen Bauwerken wird die von ihm jemals begangene Ungerechtigkeit gegen ihn herausschreien.

Das dritte Wehe findet sich in den Versen 12-14. Es geht gegen den Blutvergießer und den Gewalt verherrlichenden Tyrannen der Welt. Menschenleben sind für ihn bedeutungslos, natürlich ausgenommen sein eigenes. Er baut seine Städte mit vielen Blutopfern. Letztlich ist es jedoch in Vers 13 so, dass alle mächtigen Nationen sich für das Feuer abmühen. Alles was sie mit viel Gewalt und Macht aufgebaut haben, wird einmal vergehen. Am letzten Tag wird sogar die ganze Erde mit allen Werken darauf im Feuer verbrannt werden. Auf der neuen Erde wird in Ewigkeit die Erkenntnis Gottes überall vollkommen sein, so wie die Wasser den Meeresgrund bedecken. Jedes Kind wird den Herrn erkennen, denn alle Menschen auf der neuen Erde werden auf ewig errettet sein. Der Herr Jesus Christus hat seine Gemeinde nämlich nicht mit dem Blut anderer Menschen gebaut, sondern er gab sein eigenes Blut zur Rettung der Verlorenen. Seine Stadt und sein Tempel werden nicht mit menschlicher Macht und Kraft gebaut, sondern im Heiligen Geist.

Jes 11,9: „Sie werden nichts Böses tun, noch verderbt handeln auf dem ganzen Berg meines Heiligtums; denn die Erde wird erfüllt sein von der Erkenntnis des HERRN, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.“

Jer 31,34: „…und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: »Erkenne den HERRN!« Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen, spricht der HERR; denn ich werde ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nicht mehr gedenken!“

Hes 36,24-28: „Denn ich will euch aus den Heidenvölkern herausholen und aus allen Ländern sammeln und euch wieder in euer Land bringen.
25 Und ich will reines Wasser über euch sprengen, und ihr werdet rein sein; von aller eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen.
26 Und ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres legen; ich will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben;
27 ja, ich will meinen Geist in euer Inneres legen und werde bewirken, dass ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Rechtsbestimmungen befolgt und tut.
28 Und ihr sollt in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gegeben habe, und ihr sollt mein Volk sein, und ich will euer Gott sein.“

Sach 2,8-9: „Und er sprach zu ihm: Laufe und sage jenem jungen Mann und sprich: Als offene Stadt soll Jerusalem bewohnt werden wegen der großen Menge von Menschen und Vieh in seiner Mitte;
9 und ich selbst, spricht der HERR, will eine feurige Mauer um es her sein und Herrlichkeit in seiner Mitte.“

Sach 4,6-7: „Da antwortete er und sprach zu mir: Das ist das Wort des HERRN an Serubbabel: Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist!, spricht der HERR der Heerscharen.
7 Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel sollst du zur Ebene werden! Und er wird den Schlussstein hervorbringen unter lautem Zuruf: Gnade, Gnade mit ihm!“

1Pe 2,4-6: „Da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist,
5 so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.
6 Darum steht auch in der Schrift: »Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden«.“

2Pe 3,10+13: „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb in der Nacht; dann werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich auflösen und die Erde und die Werke darauf verbrennen.
13 Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“

Off 21,1-2: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr.
2 Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut.“

 

Das vierte Wehe richtet sich in den Versen 15-17 gegen den Schänder und böswilligen Verführer der Menschen. Er hat die Menschen absichtlich betrunken gemacht und sie danach entblößt. Er hat sich an der Schande der anderen gesättigt, welche er selbst durch seinen giftigen Trank in diese Schande hineingezogen hat. Er hat an den Wehrlosen Gewalt und Vergewaltigung ausgeübt. Er hat auf dem Land und in der Stadt gewütet, und all das wird nun auf sein eigenes Haupt zurückkommen.

Das fünfte und letzte Wehe in den Versen 18-20 geht gegen seinen Götzendienst. Er lässt gemeißelte Bilder anfertigen, ebenso auch Holzstatuen. Er beschäftigt Lügenpropheten, welche ihm die dazu passenden Geschichten erzählen. Er vertraut auf die stummen Machwerke menschlicher Hände und macht sich in allen wichtigen Entscheidungen von ihnen abhängig. Das wird letztlich auch seinen Untergang einleiten, denn seine Götzen werden ihn zu fatalen Fehlern verführen. Es wird ihm nichts nützen, den Vogelflug zu beobachten, die Leber zu beschauen, den Würfel zu werfen, die Sterne zu deuten oder die Statuen zu befragen. Sein lautstarker Götzendienst in seinen selbsterbauten Tempeln wird nutzlos sein.

In Vers 20 sitzt nämlich der wahre Gott und Herr in seinem heiligen Tempel. Der Herr thront im Himmel, und die Bundeslade im Tempel Jerusalems ist sein Fußschemel. Ihm nähert sich der Hohepriester seines Volks in Stille und Dunkelheit. Ihm gebührt wahre Heiligkeit. So wird er angebetet. Die Erde ist still vor ihm und blickt zu ihm hinauf in die Höhe.

Auch wir leben heute weltweit in einer Situation, welche man in höchstem Maß als „babylonisch“ bezeichnen kann. Übrigens: Wann haben Sie zum letzten Mal in einer Hollywood-Produktion, in einem Fantasy-Roman oder einem Computerspiel über Babylon gehört? Es wimmelt nur so davon in unserer Kultur! Es fällt uns schon gar nicht mehr auf. Alle Nationen der Erde sind an das geistliche System der Hure Babylon der Großen angeschlossen. Die Großen und Mächtigen der Erde dienen im Verborgenen den alten ägyptischen und babylonischen Götzen, indem sie die Neue Weltordnung errichten. Genau wie vor 2500 Jahren! Sogar vor Kinderopfern für den Moloch schrecken sie in ihren geheimen Zirkeln nicht zurück. Sie zwingen den kleinen Leuten nahezu unmerklich ihre babylonischen Prinzipien auf, und die meisten Leute nehmen sogar mit Freude daran teil. Der Herr zeigt uns in der Schrift den babylonischen Charakter dieser Menschheit.

Rö 1,21-32: „Denn obgleich sie Gott erkannten, haben sie ihn doch nicht als Gott geehrt und ihm nicht gedankt, sondern sind in ihren Gedanken in nichtigen Wahn verfallen, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert.
22 Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden
23 und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild, das dem vergänglichen Menschen, den Vögeln und vierfüßigen und kriechenden Tieren gleicht.
24 Darum hat sie Gott auch dahingegeben in die Begierden ihrer Herzen, zur Unreinheit, sodass sie ihre eigenen Leiber untereinander entehren,
25 sie, welche die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauschten und dem Geschöpf Ehre und Gottesdienst erwiesen anstatt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit. Amen!
26 Darum hat sie Gott auch dahingegeben in entehrende Leidenschaften; denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen;
27 gleicherweise haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind gegeneinander entbrannt in ihrer Begierde und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den verdienten Lohn ihrer Verirrung an sich selbst empfangen.
28 Und gleichwie sie Gott nicht der Anerkennung würdigten, hat Gott auch sie dahingegeben in unwürdige Gesinnung, zu verüben, was sich nicht geziemt,
29 als solche, die voll sind von aller Ungerechtigkeit, Unzucht, Schlechtigkeit, Habsucht, Bosheit; voll Neid, Mordlust, Streit, Betrug und Tücke, solche, die Gerüchte verbreiten,
30 Verleumder, Gottesverächter, Freche, Übermütige, Prahler, erfinderisch im Bösen, den Eltern ungehorsam;
31 unverständig, treulos, lieblos, unversöhnlich, unbarmherzig.
32 Obwohl sie das gerechte Urteil Gottes erkennen, dass die des Todes würdig sind, welche so etwas verüben, tun sie diese Dinge nicht nur selbst, sondern haben auch Gefallen an denen, die sie verüben.“

2Tim 3,1-6: „Das aber sollst du wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten eintreten werden.
2 Denn die Menschen werden sich selbst lieben, geldgierig sein, prahlerisch, überheblich, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig,
3 lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht, gewalttätig, dem Guten feind,
4 Verräter, leichtsinnig, aufgeblasen; sie lieben das Vergnügen mehr als Gott;
5 dabei haben sie den äußeren Schein von Gottesfurcht, deren Kraft aber verleugnen sie. Von solchen wende dich ab!
6 Denn zu diesen gehören die, welche sich in die Häuser einschleichen und die leichtfertigen Frauen einfangen, welche mit Sünden beladen sind und von mancherlei Lüsten umgetrieben werden,“

2Tim 4,1-5: „Daher bezeuge ich dir ernstlich vor dem Angesicht Gottes und des Herrn Jesus Christus, der Lebendige und Tote richten wird, um seiner Erscheinung und seines Reiches willen:
2 Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung!
3 Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben;
4 und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.
5 Du aber bleibe nüchtern in allen Dingen, erdulde die Widrigkeiten, tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus!“

Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Nur die Werkzeuge der Kultur haben sich geändert. Das Herz des Menschen ist gleich gelblieben. Gott sieht alles. Er wartet mit schier endloser Geduld, weil er nicht will, dass die Menschen verloren gehen. Seine Liebe ist unbegreiflich, sie übersteigt unseren Verstand. Dennoch muss einmal ein Tag des Gerichts kommen. Die Menschen versuchen das zu verdrängen, indem sie die Intensität ihrer Ablenkungen immer mehr steigern. Doch es nützt nichts. Der Herr wird kommen mit unwiderstehlicher Macht, und zwar an einem Tag den niemand kennt. Gottes Donner an seinem Tag wird lauter sein als das lauteste Geschrei einer riesigen Menschenmenge, der lauteste Motor eines Rennwagens, die brutalste Heavy-Metal-Soundanlage oder die gewaltigste Bombenexplosion. Gottes Blitz wird heller als tausend Sonnen sein. Dann werden die wahren Machtverhältnisse in kolossaler Manier klargestellt werden.

 

 

Kapitel 3

Habakuk hat nun zum zweiten Mal die Antwort Gottes bekommen. Er hat erfahren, dass sein Volk Juda in schreckliche Nöte hineingeraten wird, welche dazu noch sehr lange anhalten werden. Er muss ja seine Worte in Tontafeln eingravieren, damit sie lange erhalten bleiben. Gott hat ihm jedoch auch mitgeteilt, dass er selbst den Peiniger seines Volkes vernichten wird, wenn der Tag dafür gekommen sein wird.

Der Prophet ist zutiefst beeindruckt und erschrocken (Vers 2). Er ist bis in sein Innerstes hinein erschüttert von der Gegenwart Gottes und seines Wortes. Anderen Männern Gottes ist es vor und nach ihm nicht anders ergangen: Mose, Elia, Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel, Johannes. Auch diese Propheten wurden bisweilen völlig kraftlos und fielen vor Gottes Gegenwart zu Boden. Habakuks Geist und seine Seele werden bewegt und zu einem Lied der Anbetung geführt, welches in der Schrift nur wenige Parallelen hat. Es ist ein Psalm, versehen an drei Stellen (Verse 3, 9 und 13) mit dem „Sela“.

Es ist bereits jetzt eine Zeit des Elends, aber die bald kommende Zeit wird noch viel elender werden. Gottes Volk wird der Ausrottung nahe kommen. Habakuk bittet Gott, sein Werk inmitten dieser kommenden Jahre des Elends zu beleben. Das Gebet wird erhört werden. In den Zeiten der Gefangenschaft in Babylon gab es weiterhin Zeugen wie etwa Daniel und seine Freunde. Die babylonischen Herrscher wurden einer nach dem anderen von Gott gedemütigt, bis auch ihr eigener Untergang kam. Der Überrest blieb bewahrt. Das gleiche Prinzip erkennen wir in der Kirchengeschichte des Neuen Testamentes, wo es auch in finstersten Zeiten wie etwa dem Mittelalter immer einige Zeugen gab, bis schließlich die nächste Erweckung kam. Es wird so sein bis zum Ende. Immer wieder wird der Herr inmitten der gottlosen Welt sein Werk an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten durch einzelne oder wenige Gläubige beleben, welche sichtbar für ihn stehen und andere ermutigen können. Deshalb sollte Habakuks Gebet auch unser Gebet sein.

Habakuk bittet Gott darum, in seinem Zorn immer wieder Barmherzigkeit zu zeigen. Er kennt das Herz Gottes gut, denn genau das möchte der Herr tun. Er hat es auch in der Vergangenheit getan. An diese Vergangenheit erinnert die nun folgende Beschreibung Gottes durch den Propheten. Es ist eine Theophanie, ein Bild der Erscheinung und der Wesensart des Herrn. Wir finden ähnliche Beschreibungen zum Beispiel bei Jesaja oder in der Offenbarung. Der Psalm Habakuks weist somit auch in unsere Gegenwart hinein und bis an das Weltende in der Zukunft beim Kommen des Herrn.

Jes 2,12-22: „Denn es kommt ein Tag [des Gerichts] von dem HERRN der Heerscharen über alles Stolze und Hohe und über alles Erhabene, und es wird erniedrigt werden;
13 über alle hohen und erhabenen Zedern Libanons und über alle Eichen Baschans;
14 über alle hohen Berge und über alle erhabenen Höhen;
15 über jeden hohen Turm und über jede feste Mauer;
16 über alle Tarsisschiffe und über alle köstlichen Kleinodien.
17 Und der Hochmut des Menschen wird gebeugt und der Stolz des Mannes gedemütigt werden; der HERR aber wird allein erhaben sein an jenem Tag.
18 Und die nichtigen Götzen werden gänzlich verschwinden.
19 Und man wird sich in Felshöhlen und Erdlöcher verkriechen aus Furcht vor dem HERRN und vor der Herrlichkeit seiner Majestät, wenn er sich aufmachen wird, um die Erde zu schrecken.
20 An jenem Tag wird der Mensch seine silbernen Götzen und seine goldenen Götzen, die jeder sich gemacht hat, um sie anzubeten, den Maulwürfen und Fledermäusen hinwerfen,
21 um sich zu verkriechen in die Felsspalten und Steinklüfte aus Furcht vor dem HERRN und der Herrlichkeit seiner Majestät, wenn er sich aufmachen wird, um die Erde in Schrecken zu versetzen.
22 So lasst nun ab von dem Menschen, der nur Hauch in seiner Nase hat; denn wofür ist er zu achten?“

Jes 63,1-6: „Wer ist dieser, der dort von Edom her kommt, von Bozra mit hochroten Kleidern; er, der prächtig aussieht in seinem Gewand, stolz auftritt in der Fülle seiner Kraft? »Ich bin es, der ich von Gerechtigkeit rede und mächtig bin zum Retten!«
2 Warum ist denn dein Gewand so rot, und deine Kleider sehen aus wie die eines Keltertreters?
3 »Ich habe die Kelter allein getreten, und von den Völkern war kein Mensch mit mir; und so habe ich sie zertreten in meinem Zorn und zerstampft in meinem Grimm, dass ihr Saft an meine Kleider spritzte und ich mein ganzes Gewand besudelte.
4 Denn ich hatte mir einen Tag der Rache vorgenommen; das Jahr meiner Erlösten war gekommen.
5 Und ich sah mich um, aber da war kein Helfer; und ich war verwundert, aber niemand unterstützte mich; da half mir mein eigener Arm, und mein Grimm, der unterstützte mich.
6 Und so zertrat ich die Völker in meinem Zorn und machte sie trunken mit meinem Grimm, und ich ließ ihren Saft zur Erde fließen!«“

Off 1,12-17: „Und ich wandte mich um und wollte nach der Stimme sehen, die mit mir redete; und als ich mich umwandte, da sah ich sieben goldene Leuchter,
13 und mitten unter den sieben Leuchtern Einen, der einem Sohn des Menschen glich, bekleidet mit einem Gewand, das bis zu den Füßen reichte, und um die Brust gegürtet mit einem goldenen Gürtel.
14 Sein Haupt aber und seine Haare waren weiß, wie weiße Wolle, wie Schnee; und seine Augen waren wie eine Feuerflamme,
15 und seine Füße wie schimmerndes Erz, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser.
16 Und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor; und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne in ihrer Kraft.
17 Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen nieder wie tot. Und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte

Off 6,12-17: „Und ich sah, als es das sechste Siegel öffnete, und siehe, ein großes Erdbeben entstand, und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der Mond wurde wie Blut;
13 und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine unreifen Früchte abwirft, wenn er von einem starken Wind geschüttelt wird.
14 Und der Himmel entwich wie eine Buchrolle, die zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden von ihrem Ort weggerückt.
15 Und die Könige der Erde und die Großen und die Reichen und die Heerführer und die Mächtigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und in den Felsen der Berge,
16 und sie sprachen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes!
17 Denn der große Tag seines Zorns ist gekommen, und wer kann bestehen?“

Off 19,11-16: „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt »Der Treue und der Wahrhaftige«; und in Gerechtigkeit richtet und kämpft er.
12 Seine Augen aber sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Kronen, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst.
13 Und er ist bekleidet mit einem Gewand, das in Blut getaucht ist, und sein Name heißt: »Das Wort Gottes«.
14 Und die Heere im Himmel folgten ihm nach auf weißen Pferden, und sie waren bekleidet mit weißer und reiner Leinwand.
15 Und aus seinem Mund geht ein scharfes Schwert hervor, damit er die Heidenvölker mit ihm schlage, und er wird sie mit eisernem Stab weiden; und er tritt die Weinkelter des Grimmes und des Zornes Gottes, des Allmächtigen.
16 Und er trägt an seinem Gewand und an seiner Hüfte den Namen geschrieben: »König der Könige und Herr der Herren«.“

 

In den Versen 3-4 kommt der Herr im Lichtglanz von Teman und Paran, so wie er es auch tat, als er dem Volk zum ersten Mal am Berg Sinai erschien. Am Ende wird er wieder erscheinen mit einem Blitz vom Osten bis zum Westen.

2Mo 19,16-18: „Und es geschah, als der dritte Tag kam und es noch früh am Morgen war, da erhob sich ein Donnern und Blitzen, und eine dichte Wolke lag auf dem Berg, und [es ertönte] ein sehr lauter Schall von Schopharhörnern. Da erschrak das ganze Volk, das im Lager war.
17 Und Mose führte das Volk aus dem Lager, Gott entgegen, und sie stellten sich unten am Berg auf.
18 Aber der ganze Berg Sinai rauchte, weil der HERR im Feuer auf ihn herabstieg. Und sein Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg erbebte heftig.“

5Mo 33,2: „Und er sprach: »Der HERR kam vom Sinai, und er leuchtete ihnen auf von Seir her; leuchtend erschien er vom Bergland Paran und kam von heiligen Zehntausenden her; aus seiner Rechten [ging] ein feuriges Gesetz für sie.“

Mt 24,27+30: „Denn wie der Blitz vom Osten ausfährt und bis zum Westen scheint, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein.
30 Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, und dann werden sich alle Geschlechter der Erde an die Brust schlagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.“

 

In Vers 5 gehen Plagen von ihm aus, welche uns an die Plagen in Ägypten erinnern. Dort schlug der Herr die Ägypter mit Fieber und bösen Geschwüren, als sie sein Volk bedrückten und es nicht ziehen lassen wollten. In der Offenbarung finden wir diese Dinge auch als Gerichte Gottes über die ungläubige Welt, damit sie sich doch in letzter Minute vor ihrem Tod noch bekehren sollen.

2Mo 9,10: „Da nahmen sie Ofenruß und traten vor den Pharao, und Mose warf ihn zum Himmel. Da wurden Geschwüre daraus, die als Blattern aufbrachen an Menschen und Vieh.“

Off 16,2: „Und der erste [Engel] ging hin und goss seine Schale aus auf die Erde; da entstand ein böses und schmerzhaftes Geschwür an den Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten.“

 

In Vers 6 misst der Herr die Erde. Er bringt die Heiden zum Erschrecken, er lässt die Berge zerbersten und die Hügel sinken. Alles Hohe wird erniedrigt werden. In der Geschichte Israels dachte das Volk hierbei zunächst an die Einnahme des Landes Kanaan. Der Herr vertrieb die größten Riesen von den höchsten Bergen und aus den stärksten Festungen, als er das Gericht über die Sünden der Kanaaniter vollzog und sein Volk Israel in das Land führte.

Eine geistliche Deutung ist hier ebenso erkennbar. Die Schrift redet im Alten und Neuen Testament an verschiedenen Stellen über Berge und Höhen, bisweilen auch über Sterne, und vergleicht sie mit den großen Herrschern der Erde oder mit ihren Reichen. Eine andere Bedeutung ist die der Höhen und Berge des menschlichen Hochmuts, welchem die Täler des menschlichen Leidens und der Demütigung gegenüberstehen. Alle diese Dinge wird Gott angreifen. Er hat es in der Vergangenheit ebenso getan wie in der Gegenwart, und er wird es am Ende dieser Weltzeit endgültig tun. Der Herr Jesus Christus, der Messias Israels und der Welt selbst ist nämlich der Stein, der die Reiche aller Welt zerschlagen hat. Er hat sein ewiges Reich schon längst gegründet in seiner Auferstehung aus den Toten und seiner Himmelfahrt. Er ist der Fels, der alle Berge zerschmettern und die ganze Erde einnehmen wird in der neuen und ewigen Schöpfung.

In unserer Zeit gab es immer wieder Naturkatastrophen an verschiedenen Plätzen, welche viele Menschen suchend machten und zu Gott zurückbrachten. In den Kriegen der Welt fielen die „Berge der Nationen“, die großen Herrscher, und machten Platz für andere. Auch wechselten immer wieder christliche Herrscher mit gottlosen Herrschern ab.

Die gewaltige Vision Habakuks wird schließlich am letzten Tag der Weltgeschichte zur Wirklichkeit werden, wenn der Herr die Erde im Feuer zerschmelzen wird. Dann wird ein weltweites Erdbeben geschehen, es werden die Berge buchstäblich zerschmelzen, und Feuerströme werden die Erde überfluten.

2Pe 3,10-13: „Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb in der Nacht; dann werden die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich auflösen und die Erde und die Werke darauf verbrennen.
11 Da nun dies alles aufgelöst wird, wie sehr solltet ihr euch auszeichnen durch heiligen Wandel und Gottesfurcht,
12 indem ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegeneilt, an welchem die Himmel sich in Glut auflösen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden!
13 Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“

Off 16,18: „Und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze, und ein großes Erdbeben geschah, wie es dergleichen noch nie gegeben hat, seit es Menschen gab auf Erden, ein solch gewaltiges und großes Erdbeben.“

 

Der Herr wandelt auf ewigen Pfaden (oder auch: auf den Wegen der Vorzeit). Hier haben wir in erster Linie an die Vorsehung Gottes zu denken, welche sich bis in die kleinsten Dinge hinein bemerkbar macht. Als Gläubige dürfen wir den Herrn immer wieder darum bitten, dass er auch uns auf den ewigen Wegen seiner Vorsehung bewahrt.

Ps 139,23-24: „Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine;
24 und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg!“

 

In Vers 7 sind Kuschan und Midian in Nöten. Hier konnten Juda und Habakuk denken an vergangene Ereignisse wie etwa in

Ri 3,8-10: „Da entbrannte der Zorn des HERRN über Israel; und er verkaufte sie unter die Hand Kuschan-Rischatajims, des Königs von Aram-Naharajim; und die Kinder Israels dienten dem Kuschan-Rischatajim acht Jahre lang.
9 Da schrien die Kinder Israels zum HERRN. Und der HERR erweckte den Kindern Israels einen Retter, der sie befreite: Otniel, den Sohn des Kenas, des jüngsten Bruders Kalebs.
10 Und der Geist des HERRN kam über ihn, und er richtete Israel und zog aus zum Kampf. Und der HERR gab Kuschan-Rischatajim, den König von Aram-Naharajim, in seine Hand, sodass seine Hand über Kuschan-Rischatajim mächtig wurde.“

Ri 7,13+25: „Als nun Gideon kam, siehe, da erzählte einer dem anderen einen Traum und sprach: Siehe, ich habe einen Traum gehabt; und siehe, ein Laib Gerstenbrot wälzte sich zum Lager der Midianiter; und als er an die Zelte kam, schlug er sie und warf sie nieder, sodass sie umstürzten; und er kehrte sie um, das Unterste zuoberst, und die Zelte lagen da!
25 Und sie fingen zwei Fürsten der Midianiter, Oreb und Seb; und sie töteten Oreb an dem Felsen Oreb, und Seb in der Kelter Seb, und sie verfolgten die Midianiter und brachten die Köpfe Orebs und Sebs zu Gideon über den Jordan.“

 

Die Verse 8-10 zeigen Gottes Herrschaft über die Meere und Ströme. Der Herr setzt diese Herrschaft zur Errettung seines eigenen Volkes und zum Gericht über seine Feinde ein. Wie sehr konnten Juda und Habakuk hierbei an den Durchzug durch das Rote Meer und durch den Jordan denken.

Auch in unserem Leben hat der Herr immer wieder geistlich gesprochen Regen gegeben und unüberwindliche Wasserströme vor uns geteilt, so dass wir hindurchgehen konnten. Über ihn selbst sind die haushohen Wellen des Gerichtes Gottes hinweggegangen, als er am Kreuz in völliger Dunkelheit das Gericht Gottes erduldete. In Vers 11 sehen wir seine Herrschaft über die Himmelskörper. Denken wir daran, wie der Herr für Josua die Sonne stillstehen ließ. Als der Herr am Kreuz hing, wurde die Sonne verfinstert am helllichten Tag. Am Tag seiner Wiederkunft wird das Gleiche noch einmal geschehen.

Vers 12 erinnert an Psalm 2 und an Offenbarung 12, wo der Herr mit eiserner Rute die Nationen wie Töpfergefäße zerschlägt. In Vers 13 zieht der Messias zur Rettung seines Volkes aus, er zerschmettert das Haupt vom Haus des Gesetzlosen.

1Mo 3,15: „Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen: Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“

Ps 110,6: „Er wird Gericht halten unter den Heiden, es wird viele Leichen geben; er zerschmettert das Haupt über ein großes Land.“

Joh 12,31-33: „Jetzt ergeht ein Gericht über diese Welt. Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden;
32 und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.
33 Das sagte er aber, um anzudeuten, durch welchen Tod er sterben würde.“

Hebr 2,14-15: „Da nun die Kinder an Fleisch und Blut Anteil haben, ist er gleichermaßen dessen teilhaftig geworden, damit er durch den Tod den außer Wirksamkeit setzte, der die Macht des Todes hatte, nämlich den Teufel,
15 und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden.“

 

Wir haben hier ein Bild der Erlösung, welche der Herr für uns vollbracht hat. Hesekiel beschreibt uns, wie der Herr ganz alleine gegen den Satan (Gog) kämpft und ihn entwaffnet. David enthauptet Goliath mit dessen eigenem Schwert. Durch den Sieg des Herrn sind die Waffen Satans nun letztlich gegen ihn selbst gerichtet. Gott dreht im wahrsten Sinne des Wortes den Spieß um, so dass er in das Haupt des Angreifers fährt. Viele Christenverfolger in der Geschichte mussten das erfahren. Sie werden es alle erfahren am letzten Tag. Auch der Satan selbst wird an diesem Tag in den Feuersee geworfen werden für immer und ewig.

Hes 39,1-4: „So weissage nun, Menschensohn, gegen Gog und sprich: So spricht GOTT, der Herr: Siehe, ich komme über dich, Gog, du Fürst von Rosch, Mesech und Tubal!
2 Und ich will dich herumlenken und dich gängeln und dich heraufführen vom äußersten Norden und dich auf die Berge Israels bringen.
3 Und ich werde dir den Bogen aus deiner linken Hand schlagen und die Pfeile aus deiner rechten Hand fallen lassen.
4 Auf den Bergen Israels sollst du fallen, samt allen deinen Kriegsscharen und allen Völkern, die bei dir sind; dort will ich dich den Raubvögeln aller Gattungen und den wilden Tieren des Feldes zur Speise geben.“

1Sam 17,49+51: „Und David streckte seine Hand in die Tasche und nahm einen Stein heraus; und er schleuderte und traf den Philister an seine Stirn, sodass der Stein in seine Stirn drang und er auf sein Angesicht zur Erde fiel.
51 [und David] lief und trat auf den Philister und nahm dessen Schwert und zog es aus der Scheide und tötete ihn und schlug ihm damit den Kopf ab. Als aber die Philister sahen, dass ihr Held tot war, flohen sie.“

Off 20,10: „Und der Teufel, der sie verführt hatte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo das Tier ist und der falsche Prophet, und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

 

Vers 15 erinnert uns ein weiteres Mal an diese große Erlösung im Bild der Wassermassen, welche die Ägypter überströmten und ertränkten. Die Rosse der Ägypter gingen unter, der Streitwagen Gottes ging über die Wellen hinweg.

Ab Vers 16 lesen wir die abschließenden Worte des Propheten. Er redet nun über sich selbst, über seine Empfindungen und Gedanken angesichts der markerschütternden Offenbarungen Gottes. Er steht ebenso zitternd und bebend vor dem Herrn wie Daniel und Johannes. Seine Kraft verlässt ihn vollständig. Er bittet den Herrn darum, doch Ruhe zu haben an dem nun bald kommenden Tag der schweren Bedrängnis, welchen er gesehen hat. Während er noch redet, hellt der Herr seine Seele immer mehr auf, so dass er am Ende einen Lobpreis und einen Dank aussprechen kann.

Habakuk ist sich in Vers 17 bewusst, wie es aussehen wird, wenn der Angreifer heranzieht. In den damaligen Belagerungen waren diese Dinge allgemein üblich. Die Feigenbäume, die Weinstöcke und die Olivenbäume werden keine Frucht mehr tragen. Es wird keine Schafe und keine Rinder mehr in den Ställen geben. Alles wird verloren sein. Die Menschen werden keine irdische Hilfsquelle mehr haben.

In dieser Situation wird der Prophet zum Lob und zur Anbetung geführt. Sein Glaube darf sich ganz und gar über die äußeren Umstände erheben und sich an Gott selbst festmachen. Der Herr gibt den Schwachen seine Kraft, er gibt den Machtlosen seine Macht zum Zeugnis. Er gibt den Erlahmten neuen Mut, so dass sie springen können wie die Hirsche. Auch in den finstersten Zeiten kann der Prophet noch immer den Herrn loben und von ihm zeugen. Sein Zeugnis wird in diesen Zeiten sogar noch stärker sein als sonst.

Wenn wir hier den Feigenbaum, den Weinstock und den Ölbaum in einem einzigen Vers sehen, dann haben wir geistlich betrachtet natürlich auch an das Volk Israel und sein Zeugnis für Gott in der Welt zu denken. So sagt es die Lehre der Heiligen Schrift über diese drei Pflanzen. Der Herr hat sich einen Weinstock aus Ägypten herausgebracht und ihn in Israel gepflanzt. Der alttestamentliche Weinberg Gottes wird in Jesaja 5 eindeutig als das irdische Volk Israel bezeichnet. Dieser Weinberg trug nur schlechte Früchte und war endgültig zur Vernichtung bestimmt.

Ps 80,9-11: „Einen Weinstock hast du aus Ägypten herausgebracht; du hast die Heidenvölker vertrieben und ihn gepflanzt.
10 Du machtest Raum vor ihm, dass er Wurzeln schlug und das Land erfüllte;
11 sein Schatten bedeckte die Berge und seine Ranken die Zedern Gottes;“

Jer 2,20-21: „Denn vor langer Zeit habe ich dein Joch zerbrochen und deine Bande zerrissen; aber du hast gesagt: »Ich will nicht dienen!« Ja, du hast dich auf allen hohen Hügeln und unter allen grünen Bäumen als Hure hingestreckt!
21 Und doch hatte ich dich gepflanzt als eine Edelrebe von ganz echtem Samen; wie hast du dich mir verwandeln können in wilde Ranken eines fremden Weinstocks?“

Jer 12,10-11: „Viele Hirten haben meinen Weinberg verwüstet und meinen Acker zertreten; meinen kostbaren Acker haben sie zur öden Wüste gemacht.
11 Man hat ihn verheert; verwüstet trauert er vor mir. Das ganze Land liegt wüst, denn niemand nahm es sich zu Herzen.“

 

Der Weinberg befindet sich zu verschiedenen Zeiten in der Hand böser Weingärtner. Nach den schrecklichen Zerstörungen, die ihn heimsuchen werden, wird der Weinberg dann nach der Hilfe seines Gottes rufen. Schließlich wird der Weinberg am Ende gute Frucht hervorbringen und die Erde erfüllen.

Jes 3,14: „Der HERR geht ins Gericht mit den Ältesten seines Volkes und mit dessen Führern: Ihr habt den Weinberg kahl gefressen; was ihr dem Elenden geraubt habt, ist in euren Häusern!“

Mt 21,33-46: „Hört ein anderes Gleichnis: Es war ein gewisser Hausherr, der pflanzte einen Weinberg, zog einen Zaun darum, grub eine Kelter darin, baute einen Wachtturm, verpachtete ihn an Weingärtner und reiste außer Landes.
34 Als nun die Zeit der Früchte nahte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, um seine Früchte in Empfang zu nehmen.
35 Aber die Weingärtner ergriffen seine Knechte und schlugen den einen, den anderen töteten sie, den dritten steinigten sie.
36 Da sandte er wieder andere Knechte, mehr als zuvor; und sie behandelten sie ebenso.
37 Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen!
38 Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Das ist der Erbe! Kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbgut in Besitz nehmen!
39 Und sie ergriffen ihn, stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn.
40 Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er mit diesen Weingärtnern tun?
41 Sie sprachen zu ihm: Er wird die Übeltäter auf üble Weise umbringen und den Weinberg anderen Weingärtnern verpachten, welche ihm die Früchte zu ihrer Zeit abliefern werden.
42 Jesus spricht zu ihnen: Habt ihr noch nie in den Schriften gelesen: »Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen, und es ist wunderbar in unseren Augen«?
43 Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das dessen Früchte bringt.
44 Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen.
45 Und als die obersten Priester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, erkannten sie, dass er von ihnen redete.
46 Und sie suchten ihn zu ergreifen, fürchteten aber die Volksmenge, weil sie ihn für einen Propheten hielt.“

Ps 80,12-20: „…er streckte seine Zweige aus bis ans Meer und seine Schoße bis zum Strom.
13 Warum hast du nun seine Mauer niedergerissen, dass alle ihn zerpflücken, die vorübergehen?
14 Der Eber aus dem Wald zerwühlt ihn, und die wilden Tiere des Feldes weiden ihn ab.
15 O Gott der Heerscharen, kehre doch zurück! Blicke vom Himmel herab und sieh, und nimm dich dieses Weinstocks an
16 und des Setzlings, den deine Rechte gepflanzt, des Sohnes, den du dir großgezogen hast!
17 Er ist mit Feuer verbrannt, er ist abgeschnitten, vor dem Schelten deines Angesichts sind sie umgekommen!
18 Deine Hand sei über dem Mann deiner Rechten, Über dem Sohn des Menschen, den du dir großgezogen hast,
19 so werden wir nicht von dir weichen. Belebe uns, so wollen wir deinen Namen anrufen!
20 O HERR, Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her! Lass dein Angesicht leuchten, so werden wir gerettet!“

Jes 27,2-6: „An jenem Tag [wird man sagen]: Ein Weinberg von feurigen Weinen! Besingt ihn!
3 Ich, der HERR, behüte ihn und bewässere ihn zu jeder Zeit; ich bewache ihn Tag und Nacht, damit sich niemand an ihm vergreift.
4 Zorn habe ich keinen. Wenn ich aber Dornen und Disteln darin fände, so würde ich im Kampf darauf losgehen und sie allesamt verbrennen!
5 Es sei denn, dass man Schutz bei mir suchte, dass man Frieden mit mir machte, ja, Frieden machte mit mir.
6 In zukünftigen Zeiten wird Jakob Wurzel schlagen, Israel wird blühen und grünen, und sie werden den ganzen Erdkreis mit Früchten füllen.“

 

Die letztgenannte Schriftstelle kann nur völlig verstanden werden im Zusammenhang mit

Joh 15,1-7: „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner.
2 Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; jede aber, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.
3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
4 Bleibt in mir, und ich [bleibe] in euch! Gleichwie die Rebe nicht von sich selbst aus Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.
5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.
6 Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er weggeworfen wie die Rebe und verdorrt; und solche sammelt man und wirft sie ins Feuer, und sie brennen.
7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch zuteilwerden.“

 

Der Herr Jesus Christus ist der wahre Weinstock. Das Identitätszentrum der Gläubigen des Neuen Testamentes sind nicht mehr das irdische Land Israel im mittleren Osten und das irdische Volk Israel, sondern es ist der Herr selbst. So wie im Rückblick auf Ps 80,9-11 das irdische Volk Israel im Alten Testament als der Weinstock Gottes aus Ägypten herausgebracht wurde und in Israel Wurzeln schlug, so wurde auch im Neuen Testament der wahre Israel, der wahre Weinstock, der Herr Jesus Christus, aus Ägypten (wohin er mit seinen Eltern vor Herodes geflohen war) nach Israel herausgeführt und schlug dort Wurzeln (Jes 11,1-2).

Der Leib Christi, also der wahre Weinstock mit seinen Reben, ist bereits heute über die ganze Erde ausgebreitet, obwohl das Reich Gottes in seiner äußerlichen Form noch nicht die Herrschaft über die Welt innehat. Noch herrscht, äußerlich betrachtet, der Fürst dieser Welt über die Systeme dieser Welt. Das wird sich aber ändern bei der Wiederkunft des Herrn. Dann wird die alte Welt vergehen und eine neue Welt geschaffen werden. Das Reich des Herrn ist nicht von dieser Welt (Joh 18,36), sondern es wird erst in der neuen und ewigen Schöpfung die ganze Welt sichtbar einnehmen und beherrschen. Dann wird der wahre Weinstock (der Herr Jesus Christus) zusammen mit allen seinen Reben (den Gläubigen aller Zeiten) die neue Erde erfüllen und für immer bewohnen. Die ganze neue Schöpfung wird der auf ewig vollkommene Garten und Weinberg Gottes sein.

Der Feigenbaum musste vom Herrn selbst verflucht werden als ein Symbol für den Dienst des Herrn in Israel und die geistliche Auswirkung dieses Dienstes. Er würde verdorren und keine Frucht mehr bringen in Ewigkeit. Der Feigenbaum des natürlichen Israel nach dem Fleisch würde keine Oliven (keine geistliche Frucht für den Herrn) mehr tragen.

Mk 11,13-14+20-22: „Und als er von fern einen Feigenbaum sah, der Blätter hatte, ging er hin, ob er etwas daran finden würde. Und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit der Feigen.
14 Und Jesus begann und sprach zu ihm: Es esse in Ewigkeit niemand mehr eine Frucht von dir! Und seine Jünger hörten es.
20 Und als sie am Morgen vorbeikamen, sahen sie, dass der Feigenbaum von den Wurzeln an verdorrt war.
21 Und Petrus erinnerte sich und sprach zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt!
22 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott!“

Lk 13,6-9: „Und er sagte dieses Gleichnis: Es hatte jemand einen Feigenbaum, der war in seinem Weinberg gepflanzt; und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine.
7 Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. Haue ihn ab! Warum macht er das Land unnütz?
8 Er aber antwortet und spricht zu ihm: Herr, lass ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn gegraben und Dünger gelegt habe,
9 ob er vielleicht doch noch Frucht bringt – wenn nicht, so haue ihn danach ab!“

Jak 3,12: „Kann auch, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen, oder ein Weinstock Feigen? So kann auch eine Quelle nicht salziges und süßes Wasser geben.“

 

Der Feigenbaum, in Markus und Lukas ein Bild für Israel im Alten Testament, muss verdorren, und er wird in Ewigkeit keine geistliche Frucht mehr bringen. Er wird nicht das kostbare Olivenöl des Geistes bringen, denn er trägt keine Oliven. Die trägt nur der Ölbaum Gottes in Römer 11. Dieser Baum trägt Olivenzweige (Gläubige) aus dem irdischen Volk Israel und aus allen anderen irdischen Nationen. Er ist die Gemeinde des neuen Bundes. Die Frucht des Heiligen Geistes (Oliven) wird an ihm gefunden. Hier herrscht Frieden zwischen dem irdischen Israel und allen Nationen dieser Erde. Die Gläubigen sind eins in Christus.

Diese Dinge waren nicht zuletzt auch eine Ermutigung für die Gläubigen zu allen Zeiten, insbesondere in Zeiten schwerster Not und Armut, Krankheit und Verfolgung. Es gab in der Kirchengeschichte wiederholt schwere und finstere Zeiten, in welchen es so aussah als ob das Zeugnis für den Herrn und seine Gemeinde in der Welt ausgelöscht worden seien. Doch immer wieder wurde der glimmende Docht angefacht und das geknickte Rohr aufgerichtet.

Habakuks Worte sprechen auch uns unmittelbar an und geben uns Hoffnung. Wir haben bei der Betrachtung des ersten Kapitels darüber gesprochen, dass auch in unserer Zeit ein kommendes Gericht Gottes droht. Auch in unserer Zeit sieht es wieder einmal mehr und mehr danach aus, als wolle das Licht Gottes in der Welt endgültig erlöschen. Die Christenverfolgung nimmt seit Jahrzehenten weltweit zu. Vielleicht ist es die letzte Verfolgung vor dem Ende dieser Weltzeit. Vielleicht wird es aber auch nach dem Untergang der gegenwärtigen Machtstrukturen der Neuen Weltordnung noch einmal eine Zeit der Gnade mit Gelegenheit zur Verkündigung geben. Nur der Herr weiß es.

Auch wir selbst werden somit unter Umständen noch durch gewaltige Nöte zu gehen haben. Der Herr wird aber mit uns sein. Er wird uns stärken an Geist und Seele, wenn auch unsere Leiber zu verschmachten drohen. In Friedenszeiten redet das Wort Habakuks darüber hinaus zu den leidenden oder sterbenden Geschwistern. Auch sie dürfen bis zum letzten Moment Trost empfangen und ihre Hoffnung auf den Herrn festhalten. Sie werden beim Eintritt in die Gegenwart des Herrn auf den himmlischen Höhen wandeln und mit ihren Saiteninstrumenten in den Lobpreis eintreten.

 

 

Weiterführende Literatur

W. Baker: Nahum, Habakkuk, Zephaniah. TOTC Volume 27, 1988.

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