Altes Testament

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Gott liebt es bisweilen, Dinge in seinem Wort ein wenig zu verbergen. Nehemia 3 ist eine solche Stelle. Ein Rundgang um die Mauer Nehemias beschreibt im bildlichen Sinn einen Streifzug durch unser ganzes christliches Leben.


Die geistliche Bedeutung der Tore von Jerusalem (Neh 3,1-32)

Neh 2,17: „… Jerusalem liegt in Trümmern und seine Tore sind mit Feuer verbrannt.
Kommt, lasst uns die Mauern Jerusalems wieder aufbauen…

 

Einleitung

Gott liebt es bisweilen, Dinge in seinem Wort ein wenig zu verbergen. Immer wieder finden wir daher geistliche Wahrheiten an Stellen, an denen wir sie zunächst nicht erwartet hätten. Das dritte Kapitel im Buch Nehemia ist eine solche Schriftstelle. Oberflächlich betrachtet beschreibt dieses Kapitel zehn Tore Jerusalems und zählt die Arbeiter auf, die daran arbeiteten. Wenn wir jedoch etwas tiefer in der Bedeutung des Wortes nachgraben, dann stellen wir fest, dass Gott in den Namen der Stadttore bedeutsame geistliche Wahrheiten verborgen hat, und zwar sowohl für den einzelnen Christen und die Gemeinde als auch für seinen prophetischen Plan mit allen Menschen. Die Reihenfolge der Tore gibt uns einen geistlichen Ausblick auf die Reise, auf welcher Gott seine Kinder begleitet bis zur Wiederkunft Jesu Christi.

Ein Rundgang um die Mauer Jerusalems zur Zeit Nehemias stellt im bildlichen Sinn einen Streifzug durch unser ganzes christliches Leben dar. Interessanter Weise werden in Neh 3 nur zehn der insgesamt zwölf Tore aufgezählt. Die Zahl Zehn steht in der biblischen Zahlensymbolik für die Verantwortung des Menschen. Wir alle sind für die Frucht unseres Lebens selbst verantwortlich, kein anderer Mensch und auch nicht Gott nimmt uns diese Verantwortung ab.

Die beiden in Neh 3 nicht erwähnten Tore, nämlich das Tor Ephraim und das Kerkertor, werden in Neh 12,39 genannt. Dies hat einen geistlichen Grund, so wie alles im Wort Gottes. Ephraim bedeutet „Fruchtland“ oder „fruchtbares Land“. Geistlich gesprochen haben wir hier ein Tor zum ewigen Land der Verheißung, zu dem herrlichen himmlischen Fruchtland, welches die Gläubigen bereits jetzt geistlich bewohnen, und welches sie einmal in ewiger Herrlichkeit bewohnen werden, nachdem sie vor Gott gestanden haben und im Buch des Lebens gefunden worden sind. Siehe hierzu unsere ausführlichere Erklärung zum Tor der Vergeltung am Ende des Textes. Das Kerkertor redet zu uns von dem Zustand der Verlorenheit des Menschen, welcher sich in einem dunklen Gefängnis befindet. Ohne den rettenden Glauben an den Herrn Jesus Christus wird er in der Ewigkeit in diesem Zustand bleiben müssen, seine Kerkerhaft wird nicht mehr enden. Die beiden nicht erwähnten Tore reden somit von dem ewigen geistlichen Zustand des Menschen, sei er gerettet (Tor Ephraim) oder verloren (Kerkertor), während die übrigen zehn Tore zu uns von dem Weg des Menschen zwischen seiner Errettung und seinem Eintritt in die Herrlichkeit reden.

Off 21,12: „Und sie hat eine große und hohe Mauer und zwölf Tore, und an den Toren zwölf Engel, und Namen angeschrieben, nämlich die der zwölf Stämme der Söhne Israels.“

 

Die praktische und auch die geistliche Bedeutung einer Mauer in der Bibel ist folgende:

Sie soll das Böse abhalten, das Gute einlassen. Sie soll das Reine und Heilige vom Unreinen und Unheiligen trennen. Sie soll die Dinge Gottes von den Dingen der gottlosen Welt trennen.

Hes 42,20: „…Und es war eine Mauer ringsherum: 500 [Ruten] lang und 500 [Ruten] breit, um das Heilige von dem Gemeinen zu trennen.“

Off 21,12+27: „Und sie hat eine große und hohe Mauer und zwölf Tore, und an den Toren zwölf Engel, und Namen angeschrieben, nämlich die der zwölf Stämme der Söhne Israels.
27 Und es wird niemals jemand in sie hineingehen, der verunreinigt, noch jemand, der Gräuel und Lüge verübt, sondern nur die, welche geschrieben stehen im Buch des Lebens des Lammes.“

 

Eine Stadt ohne Mauern und Tore kann leichter durch Diebe und Mörder zerstört werden. Eine Familie, eine Gemeinde oder eine Nation ohne Schutzmauern mit Toren kann ebenfalls durch Diebe und Mörder leichter zerstört werden. Leider ist auch Deutschland im Jahr 2019 nach Jahrzehnten des Niedergangs zu einer Nation ohne nennenswerte Grenzsicherung geworden. Durch eine ungeregelte Einwanderung wird unsere Kultur gegenwärtig Schritt für Schritt unterwandert und letztlich vielleicht auch zerstört werden. Obwohl dies in den Medien weitgehend heruntergespielt oder sogar ganz verschwiegen wird, befinden wir uns aktuell als eine europäische Nation in einer ernsten Auseinandersetzung mit der aggressiven islamischen Kultur. Der Ausgang dieser Auseinandersetzung ist ungewiss. Die Politik tut nichts für uns. Im Gegenteil. Wir möchten jedoch nicht auf der äußerlich sichtbaren Ebene stehenbleiben, obwohl es dort schlimm genug aussieht. Eine weitere Frage betrifft unser inneres Leben.

Sind vielleicht auch die geistlichen Tore deines persönlichen Lebens, deiner Ehe, deiner Familie oder deiner Gemeinde niedergerissen? Ist Satan in dein Leben eingedrungen und hat dich des Segens Gottes beraubt? Fühlst du dich frustriert und unterlegen? Dann könnte dieser Text genau für dich sein! Denn alles was zerbrochen ist, sei es eine Nation, eine Ehe oder eine Gemeinde, soll wiederaufgebaut werden.

Wenn wir in unserem persönlichen Leben oder als Gemeinde in gewissem Umfang eine geistliche Mauer bauen, dann ist das zunächst einmal nicht etwas Negatives, sondern etwas durchaus Positives. Die Mauer soll uns vor Feinden schützen. Sie muss jedoch auch Tore haben, damit sie uns einerseits schützend umschließt, ohne uns andererseits völlig einzuschließen und zu isolieren. Um unsere soeben gestellten Fragen zufriedenstellend beantworten zu können, möchten wir daher zunächst einen kurzen historischen Überblick geben, bevor wir uns an die Beschreibung der Tore der Stadt Jerusalem in ihrer praktischen und geistlichen Bedeutung heranwagen. Und nun los.

 

 

Kurze historische Vorbemerkung

Nachdem Gottes alttestamentliches Volk Israel durch Mose aus der Sklaverei in Ägypten befreit worden und danach 40 Jahre lang durch die Wüste gezogen war, gelangte es schließlich in das Land Kanaan. Nach der Zeit der Richter und nach den ersten drei Königen Saul, David und Salomo kam es zu einer Teilung des Landes in ein Nord- und ein Südreich, welche jeweils ihre eigenen Könige und oftmals auch kriegerische Auseinandersetzungen miteinander hatten. Die Hauptstadt des Nordreiches war Samaria, die des Südreiches war Jerusalem.

Wegen seines andauernden Ungehorsams wurde das Volk Israel schließlich in die Gefangenschaft geführt. Zuerst kamen (ca. 640 v.Chr.) die Assyrer und führten das Nordreich in die Gefangenschaft. Später kamen die Babylonier und brachten in drei Wegführungen das Südreich in die Gefangenschaft (ca. 523/515/504 v.Chr.). Etwa 400 Jahre nach König David wurde die Stadt Jerusalem somit von der Babylonischen Armee zerstört und ihre Mauern und Tore als Ruinen zurückgelassen. Die soeben genannten Jahreszahlen folgen der biblisch korrekten Zählung anstelle der unzuverlässigen ptolemäischen Datierungen. (Siehe hierzu unseren Text: „Esra, Nehemia und Esther in der Chronologie“ unter www.DieLetzteStunde.de).

Nachdem die Medoperser die Babylonier als führende Weltmacht abgelöst hatten, wendeten sie eine andere Methode im Umgang mit belagerten Nationen an. Anstatt die Völker von ihrer Heimat fernzuhalten, ließen sie sie zurückkehren. Sie durften ihre Städte, ihre Kultur und ihre Religion wieder aufbauen, solange sie die hohen Steuern regelmäßig ablieferten.

Im ersten Jahr seiner alleinigen Herrschaft gab der Perserkönig Kyrus den Erlass zum Wiederaufbau Jerusalems heraus (457/456 v.Chr.). Nach 70 Jahren Gefangenschaft durften die Juden nun wieder in ihr Land zurückkehren. Für die Israeliten war dies eine Erweckung.

Jes 44,28: „[Ich bin der Herr,] der von Kyrus spricht: »Er ist mein Hirte, und er wird all meinen Willen ausführen und zu Jerusalem sagen: Werde gebaut!, und zum Tempel: Werde gegründet!«“

Esr 1,1-2: „Und im ersten Jahr des Kyrus, des Königs von Persien – damit das Wort des HERRN erfüllt würde, das durch den Mund Jeremias ergangen war –, da erweckte der HERR den Geist des Kyrus, des Königs von Persien, sodass er durch sein ganzes Königreich, auch schriftlich, bekannt machen und sagen ließ:
2 »So spricht Kyrus, der König von Persien: Der HERR, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben, und er selbst hat mir befohlen, ihm ein Haus zu bauen in Jerusalem, das in Juda ist.“

 

Unter Serubbabel und Josua zogen 42.360 Leute zurück nach Jerusalem (456 v.Chr.). In Esra 3,1-9 lesen wir von der Errichtung des Altars und den Vorbereitungen für den Bau des Tempels, Vers 10 redet dann von der Grundsteinlegung des Tempels. In Esra 4 werden Auseinandersetzungen mit den Assyrern beschrieben, die schließlich zu Verzögerungen bei der Ausführung des Erlasses des Kyrus führten. Diese Verzögerungen dauerten an bis zu den Tagen des Artasasta Darius Hystaspis (Esr 4,5). In seinem zweiten Jahr wurde der Tempelbau wieder fortgesetzt, und in seinem sechsten Jahr wurde er vollendet.

In Esra 7 lesen wir von einer zweiten Gruppe, die nach Israel zurückkehrte (433 v.Chr.). Unter den Zurückgekehrten befand sich auch Esra selbst, der nach seiner Ankunft mit vielen Problemen im Volk konfrontiert wurde. Er lehrte die Juden Gottes Wort und beseitigte die Missstände. Das Buch Esra endet im siebten Jahr des „Artasasta“ (des „großen Königs“) Darius Hystaspis. Siehe auch hierzu unseren vorgenannten Text über die Chronologie.

Im 20. Jahr des Artasasta Darius Hystaspis kam Hanani in die Königsburg nach Susan und berichtete Nehemia über die Situation in Jerusalem. Die bereits aufgebaute Mauer war wieder beschädigt worden und die Tore verbrannt. Es hatte also eine erneute Attacke der Feinde stattgefunden. Nehemia ging nach Jerusalem (420 v.Chr.) und reparierte die Mauer innerhalb von 52 Tagen (Neh 6,15). Neh 3 beschreibt die Reparaturen an den zehn Toren.

Bis zum 32. Jahr des Artasasta Darius Hystaspis blieb Nehemia in Jerusalem. Dann ging er für kurze Zeit zurück nach Babylon, um dann wieder nach Jerusalem zurückzukehren. Er fand das Volk in Sünde gefallen (Neh 13,6) und führte die Reformen ein, von denen uns das Buch Nehemia als letztes berichtet. Wenn Nehemias Dienst noch ein weiteres Jahr andauerte, dann endete er genau 49 Jahre nach dem Erlass des Kyrus, also exakt am Ende der ersten sieben Jahrwochen Daniels (456-407 v.Chr.). Nachdem wir diesen kurzen historischen Überblick gegeben haben, möchten wir uns nun näher mit der Beschreibung der Tore des damaligen Jerusalem befassen. Wir werden dabei bestrebt sein, den kartographischen Rundgang um die Stadtmauer mit der geistlichen Bedeutung aller beschriebenen Tore zu verbinden. Kommen Sie doch einmal mit uns, wenn es Ihnen gefällt.

 

 

Ein Rundgang um die Mauer

Die Tore werden gegen den Uhrzeigersinn aufgezählt, beginnend und endend mit dem Schaftor. Die gesamte Stadt hatte von oben betrachtet eine längliche Gestalt, und im Bereich der nördlichen Oberstadt lag die Mauer sehr viel näher am Tempel als im Bereich der südlichen Unterstadt. Ein Rundgang um die Mauer Nehemias beschreibt nicht einfach nur einen Fußweg, sondern ist im bildlichen Sinn eine Wanderung durch unser geistliches Leben.

Unser ganzes Leben dreht sich um Gott. Dies wird dadurch versinnbildlicht, dass sich der Tempel innerhalb der Mauer befindet. Auf dem Weg um die Mauer herum zieht der Wanderer nicht nur um die Stadt herum, sondern er umkreist auch das Heiligtum, den Wohnort Gottes. So soll es in unserem Leben sein. Der Herr soll der Mittelpunkt sein und bleiben, auf ihn soll unser Blick an jedem Punkt unseres Lebensweges gerichtet sein. Immer wieder werden wir in unserem Leben Täler zu durchschreiten haben, in denen wir die Nähe des Herrn nicht mehr so sehr spüren. Wir befinden uns dann in einer größeren geistlichen Distanz zum Herrn und zu seinem heiligen Wohnort, so wie auch Nehemia beim Umschreiten der Stadt, deren Tempel im oberen Bereich lag, zeitweise weiter vom Heiligtum entfernt war und sich an anderen Punkten deutlich näher daran befand. Wie wir jedoch noch sehen werden, sind häufig gerade diese Talzeiten die Zeiten, die uns geistlich fruchtbar machen.

In der Zeit von König David war das Stadtgebiet von Jerusalem viel kleiner als heute. Die Mauern standen näher zusammen und waren in südlicher Richtung in die Länge gebaut. Wir kommen nun zu den einzelnen Toren.

 

 

(1) Das Schaftor: Jesus Christus ist das Lamm Gottes

Neh 3,1: „Und Eljaschib, der Hohepriester, machte sich auf samt seinen Brüdern, den Priestern, und sie bauten das Schaftor; das heiligten sie und setzten seine Türflügel ein; und [sie bauten] weiter bis zum Turm Mea, den heiligten sie, [und] bis zum Turm Hananeel.“

 

Historische Bedeutung

Die für den Opferdienst bestimmten Schafe wurden durch dieses Tor in die Stadt hinein gebracht. Das Schaftor befand sich in der Nähe des historischen Schafmarktes, welcher noch bis heute in Betrieb ist. Das heutige Herodestor befindet sich in der Nähe der Stelle, wo früher das Schaftor stand.

 

Geistliche Bedeutung / Persönliche Anwendung

Das Schaftor spricht zu uns von Jesus Christus als dem Lamm Gottes. Die gute Nachricht des ewigen Lebens beginnt mit dem Opferlamm. Wenn ein Mensch errettet werden will, dann muss er mit einem unschuldigen, makellosen Opfer in Gottes Gegenwart eintreten. Doch dies kann nicht mit irgendeinem beliebigen Opfer geschehen. Der Weg zu Gott auf der Grundlage des stellvertretenden Opfers ist allein durch Jesus Christus möglich, denn nur er allein ist das wahrhaftige Opferlamm.

Jesus Christus ist zudem der gute Hirte, und er ist sogar selbst die Tür der Schafe. Wenn du ein Schaf aus der Herde des Herrn Jesus Christus geworden bist, dann bist du ein Gläubiger. Und wenn du ein Gläubiger bist, dann bist du gerettet. Niemand kann dich aus der Hand des großen Hirten Jesus Christus herausreißen.

Joh 1,29: „Am folgenden Tag sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“

Joh 10,11+28: „Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. 28 und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“

Joh 10, 7+9: „Da sprach Jesus wiederum zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür der Schafe. (…) Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.“

 

Solange du jedoch noch keine Vergebung deiner Sünden durch das Blut Jesu Christi erhalten hast, wirst du in Gottes Augen kein Leben führen können, welches wirkliche Bedeutung hat und welches Frucht für ihn und sein ewiges Reich bringen kann.

Im weiteren Verlauf des Kapitels werden wir feststellen, dass das Schaftor zum Schluss noch einmal genannt wird, wenn wir den Rundgang vollendet haben. Dies ist ein Ausdruck der geistlichen Wahrheit, dass alles mit dem Tod Jesu am Kreuz beginnt und endet.

 

Prophetische Bedeutung

Etliche Kirchenhistoriker sind sich der Tatsache bewusst gewesen, dass es bisweilen problematisch erscheint, den Ablauf der Kirchengeschichte in verschiedene streng aufeinander folgende Zeitabschnitte einzuteilen. Zwar gab es große Grundströmungen (Reformation, Puritanismus etc.), welche zu bestimmten Zeitpunkten deutlich hervortraten. Es gab andererseits auch fließende Übergänge und Rückschritte, wenn verschiedene geistliche Strömungen allmählich miteinander abwechselten oder sich sogar über längere Zeit bekämpften. Auch die Reformation selbst war ja in ihrem Wesen letztlich nichts anderes als der Versuch einer Rückbesinnung auf die Lehre der Apostel aus dem ersten Jahrhundert der Kirchengeschichte. Sie versuchte die Glaubenslehre des ersten Jahrhunderts wiederherzustellen.

Vor allem hinsichtlich der Geschichte von Erweckungen und Zeiten von Abfall kam es immer wieder zu einem Wechselspiel. An verschieden Orten und zu verschiedenen Zeiten wechselten Aufbau und Verfall. Das Gleiche galt für bestimmte Teile der Welt, wo es zu verschiedenen Zeiten geistliche Erweckungen und geistliche Dürreperioden gegeben hat. Weder ist unser eigenes Zeitalter das bedeutendste von allen, noch ist unsere Weltgegend die bedeutendste von allen.

Daher ist eine schriftgemäße und nicht an Zeitphänomenen oder Zeitungsexegese orientierte prophetische Deutung der Tore Jerusalems für unsere Zeit und unsere Weltregion ebenso möglich wie für alle anderen Orte auf dieser Welt und für andere Zeiten als die unsere. Das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt. Es wird vom Himmel aus regiert, es ist seinem Wesen nach ewig und somit über Raum und Zeit erhaben. Die Dinge des Reiches Gottes sind zu allen Zeiten und an allen Orten dieser Welt offenbar geworden. Somit ist es völlig klar, dass die nun folgenden Erklärungen mit Demut und Ehrfurcht vor dem Herrn verbunden sein müssen. Auch eine beständig vorhandene geistliche Vorsicht ist angebracht.

In der Vergangenheit haben verschiedene Ausleger diese Vorsicht leider vermissen lassen, indem sie die zeitlosen Dinge des Reiches Gottes (nicht von dieser Welt) mit der Zeitgeschichte (sehr wohl von dieser Welt) in Verbindung gebracht haben. Ein bekanntes Beispiel für diese Art der Auslegung ist die Einteilung der Kirchengeschichte in sieben aufeinander folgende Zeitabschnitte anhand der sieben Sendschreiben im Buch der Offenbarung. Diese Deutung der sieben Sendschreiben in Off 2 und 3 wird vom Schreiber des vorliegenden Texts mit großer Vorsicht und auch mit einer gehörigen Portion Skepsis betrachtet.

Die soeben gegebene Deutung des Schaftores ist hingegen geistlich und zeitlos, so wie es dem ewigen Wesen des geistlichen Reiches Gottes entspricht. Es geht in diesem Reich um die Errettung der Verlorenen, um ihre Heiligung auf dem Weg des Glaubenslebens und um ihre Vollendung in der Ewigkeit. Alle diese Dinge passen gut zu der Deutung der Tore, welche der vorliegende Text auch weiterhin bei der Beschreibung der übrigen Tore vertreten wird.

Das Schaftor spricht somit vom ersten Kommen des Herrn Jesus Christus vor 2000 Jahren. Er kam als das Lamm Gottes, um die Sünde der Welt hinweg zu nehmen. Er ist das endgültige Opferlamm, welches durch die Propheten angekündigt wurde. Er selbst ist die Tür der Schafe, durch welche ein verlorener Mensch in das Reich Gottes eintreten kann bei seiner Errettung.

 

 

(2) Das Fischtor: Die Evangelisation

Neh 3,3: „Und das Fischtor bauten die Söhne Senaas; sie deckten es mit Balken und setzten seine Türflügel ein, seine Schlösser und seine Riegel.“

 

Historische Bedeutung

Das Fischtor befand sich westlich des Schaftores. Das heutige Damaskus-Tor befindet sich in der Nähe der Stelle des alten Fischtores. Kaufleute aus Tyrus und anderen Küstenstädten brachten dorthin regelmäßig Fisch, den sie zum Verkauf anboten (Neh 13,16).

 

Geistliche Bedeutung / Persönliche Anwendung

Nachdem du durch das Schaftor zum Herrn Jesus gekommen bist, gehst du nun weiter zum Fischtor. Der Herr hat seine Schafe (seine Gläubigen) dazu berufen, Menschenfischer zu sein:

Mat 4,19: „Und er spricht zu ihnen: Folgt mir nach, und ich will euch zu Menschenfischern machen!“

 

Das Fischtor repräsentiert die Verbreitung der Botschaft des Evangeliums. Es ist äußerst wichtig, dass das Schaftor und das Fischtor in unserem eigenen Leben und in unserer Gemeinde gut erkennbar sind und offen stehen. Wenn wir uns unserer eigenen Errettung sicher sind und uns dazu noch aktiv an der Verbreitung des Evangeliums beteiligen, dann macht dies unser Leben fruchtbar und hält unsere Gemeinde lebendig.

Manche Gemeinden wünschen sich neue Fische, ohne etwas dafür zu tun, also gewissermaßen Fische aus einem anderen Netz. Ein solches „Abwerben“ von Christen aus anderen Gemeinden kann jedoch niemals mit Gottes Willen übereinstimmen. Wenn wir Fische fangen wollen (d.h. als Gemeinde wachsen wollen), dann müssen wir selbst fischen gehen und hinausfahren auf die stürmische See.

Mat 13,47: „Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und alle Arten [von Fischen] zusammenbrachte.“

 

Prophetische Bedeutung

Dieses Tor spricht beispielsweise von der Kirche im ersten Jahrhundert, also von der Zeit der Apostel. Die Gläubigen standen „unter Feuer“ für Gott. Sie opferten ihr Hab und Gut und gingen los, um die Welt mit der Botschaft von Jesus Christus zu erfüllen. Und genau das passierte auch. Beginnend mit den Juden und dann hin zu den Heiden in der damals bekannten Welt, verbreitete sich das Evangelium wie ein Lauffeuer. Die Apostel und Jünger waren wahrhafte „Menschenfischer“. Folglich wuchs die Christenheit im ersten Jahrhundert rasant.

Heute kann und sollte man auch eine ähnliche Beobachtung bei jungen Christen machen, welche gerade zum Glauben gekommen sind. So wie ein kleines Kind seine inneren Regungen hinausruft und bisweilen hinausschreit, so wird auch ein gesundes Kind im Glauben zwei Schreie ausstoßen. Der erste ist der Schrei nach Milch, also nach Belehrung im Wort Gottes. Der zweite ist der Schrei des Evangeliums. Was ich gelernt und erfahren habe, was der Herr Jesus Christus mir geschenkt hat, das sollen auch alle anderen Menschen wissen. Auch sie sollen alle Gottes großes Geschenk bekommen.

Diese Dinge sind geistlich gesehen sehr gesund, denn sie lassen ein kräftiges Wachstum erkennen. Der Herr liebt die Leidenschaft seiner neugeborenen Kinder für das Evangelium. Er wird auch den jungen und unerfahrenen Kindern Frucht schenken, wenn sie für sein Evangelium brennen und es in kindlicher Einfalt hinausrufen. Einige von ihnen wird er auf ihrem weiteren Glaubensweg zu hauptamtlichen Verkündigern formen.

 

 

(3) Das Alte Tor: Festhalten am Wort Gottes

Neh 3,6: „Das alte Tor besserten Jojada, der Sohn Paseachs, und Meschullam, der Sohn Besodjas, aus; sie deckten es mit Balken und setzten seine Türflügel ein, seine Schlösser und seine Riegel.“

 

Historische Bedeutung

Weiter westlich entlang der Jerusalemer Mauer kommen wir jetzt zu Nehemias Altem Tor. Interessanter Weise heißt das heutige Tor, welches in etwa an der gleichen Stelle steht, „Neues Tor“. Dies führt uns hier bereits zu einer ersten geistlichen Anwendung.

Mt 13,52: „Da sagte er zu ihnen: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der für das Reich der Himmel unterrichtet ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.“

 

Geistliche Bedeutung / Persönliche Anwendung

Für unseren geistlichen Schutz und unser geistliches Wachstum benötigen wir die Lehren des alten Buches, der Bibel. Paulus nannte diese Lehren „Den ganzen Ratschluss Gottes“ (Apg 20,27). Was ist deiner Meinung nach der „ganze Ratschluss Gottes“ und welche Teile davon hast du bereits studiert?

Es gibt einige Dinge auf dieser Erde, die der Mensch nicht verändern soll. Dazu zählen etwa die Zehn Gebote (mit Ausnahme des Sabbatgebotes, welches heute nicht mehr bindend ist) oder das Gesetz der Ehe. Leider wird gerade in unserer Nation und in der gesamten westlichen Kultur in gefährlicher Weise und in oberflächlich intelligent anmutender Torheit an diesen Gesetzen gerüttelt. Wenn gedankenlose Menschenmassen auf diesem Weg unbeirrbar fortschreiten, dann wird dies schließlich zum Untergang nicht nur unserer eigenen Nation und Kultur führen, sondern auch zum Untergang des gesamten Abendlandes. Die Geschichte der letzten 2000 Jahre zeigte dies wiederholt klar und deutlich, und auch für uns wird Gott hierin keine Ausnahme machen. Als einzelne Nation und als Kulturkreis des sogenannten christlichen Abendlandes sind wir dazu berufen, Jahrhunderte alte Traditionen und Kulturgüter nicht vorschnell über Bord zu werfen, nur weil sie dem aktuellen Zeitgeist nicht entsprechen.

Auch viele Christen wollen heute etwas „Neues“. „Eine neue Lehre, eine neue Erfahrung…“ Andere wiederum versuchen, die Wahrheit der Bibel so zu verändern, dass sie für das Denken der heutigen Welt akzeptierbar wird, wobei es allerdings nicht die geringste Garantie dafür gibt, dass unser heutiges Denken auch dem Denken von morgen entsprechen muss. Niemand weiß, ob unser heutiges Denkschema bis zum Ende der Weltgeschichte vorherrschend sein wird. Es könnte in Gottes Regierungswegen ohne Weiteres noch einmal zu einer gewaltigen Änderung aller Lebensumstände kommen, welche das Denken der Menschheit grundlegend verändern würde. Wenn der Herr es so will, dann wird es geschehen. Keiner von uns kann das heute mit absoluter Sicherheit wissen. Der „Alte an Tagen“ (Dan 7,13), der ewige Gott des Himmels und der Erde, war, ist und bleibt immer derselbe. Er ruft auch uns in der heutigen Zeit zurück zu seinem Wort, das unverändert steht: gestern, heute und in Ewigkeit.

2Tim 4,2-5: „Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung!
3 Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben;
4 und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden.
5 Du aber bleibe nüchtern in allen Dingen, erdulde die Widrigkeiten, tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus!“

Jer 6,16: „So spricht der HERR: Tretet hin an die Wege und schaut und fragt nach den Pfaden der Vorzeit, welches der gute Weg ist, und wandelt darauf, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Sie aber sprechen: »Wir wollen nicht darauf wandeln!«“

 

Prophetische Bedeutung

Die Bedeutung des Alten Tores zeigte sich beispielsweise in der Periode der Kirchenväter (ca. 100-325 n.Chr.), beziehungsweise in der Zeit vor dem Nizäischen Konzil. Dies war eine Zeit, als die Verteidigung des Glaubens und der Wahrheit Gottes durch Angriffe und Verfolgungen bewährt wurde.

Auch in späteren Zeiten der Kirchengeschichte hat es solche Umstände gegeben. Denken wir nur an die kleineren christlichen Gruppen des Mittelalters wie etwa die Waldenser, welche trotz härtester Verfolgungen ihren Glauben festhielten. Die Reformatoren in Europa sind hier ebenso zu nennen wie etwa die Puritaner in Amerika oder die bekennenden Kirchen in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts, sei es in Russland, in China oder in der Zeit des Nationalsozialismus.

 

 

(4) Das Taltor: Demut, Demütigung und Anfechtung

Neh 3,13: „Das Taltor besserten Hanun und die Bürger von Sanoach aus. Sie bauten es und setzten seine Türflügel ein, seine Schlösser und seine Riegel, dazu 1 000 Ellen an der Mauer, bis zum Misttor.“

 

Historische Bedeutung

Das heutige Jaffa-Tor steht in etwa an der Stelle des früheren Taltores, wobei der westliche Teil der heutigen Stadtmauer viel weiter westlich liegt als es zur Zeit Davids und Nehemias der Fall war. Das Jaffa-Tor blickt über das Gehenna-Tal, das frühere Taltor überblickte das Tyropeon-Tal (Tal der Käsemacher).

 

Geistliche Bedeutung / Persönliche Anwendung

Wenn wir uns den Verlauf der Mauer anschauen, dann stellen wir fest, dass zwischen dem Alten Tor und dem Taltor eine lange Strecke liegt. Für junge Christen erlaubt der Herr eine „Flitterwochen“-ähnliche Periode (Fischtor/Taltor/Altes Tor), in der er den Christen lehrt und dieser Gottes Anwesenheit deutlich spüren kann. Dies geht eine Zeitlang so weiter, aber irgendwann kommt das Taltor. Dieses Tor spricht von Demut und Anfechtung. Dieses Tor ist ein notwendiger Schritt im Prozess der Nachfolge. Der Christ muss lernen, in allen Schwierigkeiten sein Vertrauen vollkommen auf Gott zu setzen. Erst dann kann Gott ihn als ein „Werkzeug der Gerechtigkeit“ gebrauchen (Röm 6,13).

Talähnliche Erfahrungen benutzt der Herr für unser persönliches Wachstum. Sie sind nicht immer leicht durchzustehen, aber in diesen Erfahrungen sollte sich der Christ daran erinnern, dass auch in der Natur die wichtigsten Pflanzen und die meisten Früchte nicht auf den Bergspitzen gedeihen, sondern in den Tälern. Genauso ist es auch im geistlichen Leben. Talähnliche Erfahrungen erzeugen Frucht. Um für Gott ein geeignetes Werkzeug zu sein, müssen wir uns nach seinem Willen umformen lassen. Wir müssen lernen, unseren eigenen Willen unter den Willen Gottes zu demütigen. Nicht mehr ich stehe an erster Stelle (meine Kraft, mein Verstand, mein Wissen, mein Geld), sondern Gott.

Mat 11,29: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen!“

Ps 119, 67+71: „Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; Nun aber befolge ich dein Wort. (…) Es ist gut für mich, dass ich gedemütigt wurde, damit ich deine Anweisungen lerne.“

 

In Psalm 23 lesen wir von dem „Tal der Todesschatten“, durch welches der Psalmdichter David gehen musste. David ist in seinem Leben häufig dem Tode nahe gewesen, aber in allen Situationen brauchte er „kein Unglück zu fürchten“, denn Gott war als der gute Hirte stets an seiner Seite und tröstete und bewahrte ihn. Egal in welche Situation wir auch geraten werden: Sollte unser Schöpfer nicht die Macht haben, uns auch aus einer scheinbar völlig ausweglosen Situation zu erretten? Und selbst dann, wenn wir unser Leben hier auf Erden beenden sollten haben wir die sichere Zuversicht, dass wir die Ewigkeit mit unserem Herrn Jesus Christus verbringen werden.

 

Prophetische Bedeutung

Das Taltor spricht neben der persönlichen Bedeutung für unsere Seelen auch von der Demütigung und Unterdrückung der wahren Kirche, zu der es beispielsweise kam, als das „Christentum“ unter Kaiser Konstantin zur Staatsreligion im Römischen Reich wurde (ca. 390 n.Chr.). Heidnische Rituale wurden in die „Kirche“ übernommen, geistlicher Rückschritt war die Folge. Diese lange Periode erstreckte sich durch das „dunkle Mittelalter“, während sich die Römische Kirche immer weiter zum offiziellen Gesicht der weltweiten Christenheit aufbaute. Die einfachen Christen, welche nur an den Herrn Jesus und nicht an den Papst und seine Institution glaubten, hatten unsäglich zu leiden.

Das gleiche Prinzip fand und findet sich noch immer unter allen Staatsdiktaturen der Welt. Dort lassen sich einzelne Personen oder sehr kleine Gruppen in gottgleicher Weise verehren. Politische Gruppierungen arbeiten mit den religiösen Machthabern zusammen und unterdrücken die Kinder Gottes. Denken wir hierbei an Namen wie Stalin, Hitler, Mao, Pol Pot in der Vergangenheit oder Kim Yong Un sowie die radikalen islamischen Herrscher in unserer Zeit. In allen diesen Regimen war und ist es lebensgefährlich, den Glauben an den Herrn Jesus zu bekennen.

 

 

(5) Das Misttor: Reinigung, Entfernung von Schmutz und Dreck

Neh 3,13: „Das Taltor besserten Hanun und die Bürger von Sanoach aus. Sie bauten es und setzten seine Türflügel ein, seine Schlösser und seine Riegel, dazu 1 000 Ellen an der Mauer, bis zum Misttor.“

 

Historische Bedeutung

Das Misttor lag am südlichen Ende der Stadtmauer und überblickte das Gehenna-Tal (Gê Hinnom à Gehenna). Das heutige Misttor liegt nahe an der Südmauer des Tempelberges. Aus diesem Tor wurde zur Zeit Jesu der Müll der Bewohner von Jerusalem herausgebracht und in das Gehenna-Tal geworfen, wo er verbrannt wurde.

 

Geistliche Bedeutung / Persönliche Anwendung

Entscheidend für ein siegreiches Leben ist es nicht, möglichst viele Dinge dem Leben hinzuzufügen, sondern sich von möglichst viel Ballast zu trennen. Zwischen dem Taltor und dem Misttor liegt wieder ein längerer Mauerabschnitt. Die Talerfahrung kann einige Zeit andauern, aber die Ergebnisse lassen sich deutlich am Misttor erkennen. Talerfahrungen werden vom Herrn dazu genutzt, uns von unnützem Müll und geistlichem Ballast zu befreien, so dass ein durch Feuer geläuterter Glaube einziehen und Frucht bringen kann.

Es ist nicht immer leicht, sich von lästigem (aber dennoch liebgewonnenem) Müll zu befreien. Alte Musik, alte Filme, alte Bücher. Wirf es hinaus, wenn es deinem christlichen Leben entgegensteht. Wenn du den Weg an der Hand des guten Hirten weitergehst wirst du erfahren, dass an diesem Punkt deines Lebens eine dramatische Wendung eintreten wird. Im Schaubild der Stadtmauer erkennen wir, dass es von nun an wieder aufwärts geht. Zurück in die Nähe des Heiligtums.

Der Gläubige muss bisweilen geistlich so weit nach unten kommen, dass er den festen Willen bekommt, „die Kurve zu kratzen“ und die Reise zurück in Richtung Oberstadt bzw. in Richtung des Tempels anzutreten. Jedes geistliche Haus muss gereinigt werden und braucht daher ein solches Misttor. Jesaja schreibt, dass unsere eigene Gerechtigkeit wie ein „beflecktes Kleid“ ist (Jes 64,5). Wir müssen regelmäßig zum Ort der Buße kommen, wo wir uns von der Sünde abwenden. Dieses Tor setzt also den Prozess fort, vom dem Paulus schreibt:

2Kor 5,17: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“

Kol 3,5; 8-9: „Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist (…) Jetzt aber legt auch ihr das alles ab: Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund. Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt, mit seinen Handlungen.“

 

Prophetische Bedeutung

Dieses Tor spricht neben der Bedeutung für unsere Seelen beispielsweise auch von dem Müll, der sich während des Mittelalters in der Kirche eingenistet und schließlich zur Reformation geführt hat. Einige dieser „Müll“-Lehren, die entfernt werden mussten waren: Ablasshandel, Fegefeuer, Errettung durch Sakramente und Werke, Erhöhung von Maria als „Mutter Gottes“ sowie die menschengemachte Hierarchie und päpstliche Autorität. Es musste eine ganze Menge entsorgt werden.

Auch an anderen Orten und zu anderen Zeiten bis in unsere Gegenwart hinein ist das Prinzip erkennbar. In diesen Dingen erkennen wir auf unsere eigene Zeit bezogen das Bild der großen Namenschristenheit. Sie ist letztlich in ihrem Inneren charakterisiert von Weltlichkeit, Götzendienst und sogar Gottlosigkeit. Sie verwechselt Emotionalität mit Geistlichkeit und religiöse Empfindungen mit geistlicher Kraft. Es geht ihr um die eigenen gefühlten Bedürfnisse anstelle der Rechte Gottes. Sie liebt das Vergnügen mehr als Gott. Sie hat kein Verlangen mehr nach persönlicher Heiligung.

Sie hat sich für alle Arten des Götzendienstes geöffnet, wie man es auf den großen Kirchentagen unserer Zeit beobachten kann. Buddhismus, Hinduismus, Chrislam, Schamanenkult, Naturverehrung, Astrologie, Wahrsagerei, Hexenkult und vieles mehr. In einigen Ländern der westlichen Welt ist sogar der Satanismus als offizielle Religion anerkannt und darf Kirchen betreiben. Eine solche Christenheit muss am Ende gerichtet werden. Gott ist langmütig und gütig, aber er ist auch gerecht. Es gibt nur eine Möglichkeit: Bekenntnis der eigenen Schuld, wie auch immer sie aussehen mag, und Glaube an das Opfer des Herrn Jesus auf Golgatha zur Vergebung der Sünden und Reinigung durch sein Blut.

 

 

(6) Das Quelltor: Leben im Geist

Neh 3,15: „Aber das Quelltor besserte Schallum aus, der Sohn Kol-Hoses, der Oberste des Bezirks Mizpa. Er baute und überdachte es, setzte seine Türflügel ein, seine Schlösser und seine Riegel, dazu [baute er] die Mauern am Teich Siloah beim Garten des Königs, bis an die Stufen, die von der Stadt Davids herabführen.“

 

Historische Bedeutung

Nehemias Quelltor liegt am Eingang zum Teich von Siloah. Dieser Teich wurde über den Hiskia-Tunnel mit Wasser aus der Gihon-Quelle gespeist, um die Wasserversorgung Jerusalems sicherzustellen. Dies ist der Ort, an den Jesus den Blindgeborenen sandte (Joh 9,7).

 

Geistliche Bedeutung / Persönliche Anwendung

Das Quelltor liegt nahe am Misttor. Die Bedeutung liegt darin, dass nach der geistlichen Durchwanderung des Tales am Taltor, bei welcher wir am Misttor unser Leben von allerlei Ballast gereinigt haben, der wahre Gläubige durch das „Wasser des Lebens“ (Joh 4,14) wiederhergestellt wird, der Glaube rasch zum Vorschein kommt und die geistliche Quelle in unserem Leben zu sprudeln beginnt.

Der Gläubige erhält hier symbolisch das „Wasser des Lebens“. Nachdem er es getrunken hat, wird er geistlich gesprochen nicht mehr dürsten. Er ist nun gewissermaßen um die Ecke gebogen, um von nun an die Ostmauer aufwärts in Richtung zum Haus Gottes zu gehen bis hin zum Osttor, welches direkt zum Tempelplatz führt.

Fließendes Wasser wird im Hebräischen als „Lebendiges Wasser“ bezeichnet. Das Quelltor spricht somit vom lebendigen Wasser des Heiligen Geistes, welches unser Leben reinigt und uns die Kraft für ein christliches Leben und ein christliches Zeugnis gibt. Deshalb sollte sich auch der Blindgeborene im Teich von Siloah waschen.

John 7,38-39: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.
39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, welche an ihn glauben; denn der Heilige Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.“

Joh 4,14: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt.“

Gal 5,22: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.“

 

Prophetische Bedeutung

In der Kirchengeschichte spricht dieses Tor zum Beispiel von der Periode, welche mit der Reformation begann (1517-1600). Die Wahrheit von Gottes Wort wurde wieder aufgerichtet und durch die kurz davor geschehene Erfindung des Buchdrucks konnten Bibeln für die einfachen Menschen gedruckt werden. Die Schlüsselwahrheit der „Errettung allein aus Gnade durch den Glauben“ (Sola gratia bzw. Sola fide) öffnete wieder die Quellen der Errettung.

In Apg 2 sehen wir an Pfingsten, wie sich die Fenster des Himmels öffneten, als Gott vom Himmel aus seinen Heiligen Geist auf die Urgemeinde in Jerusalem ausgoss. Die Wirkungen dieser Taufe vom Himmel waren grandios und unwiderstehlich. Aus furchtsamen Gläubigen wurden furchtlose Zeugen, welche mit Löwenmut das Evangelium hinausriefen. Hunderttausende kamen in Israel während der darauffolgenden Jahrzehnte bis zum Untergang Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. zum Glauben.

Auch an vielen anderen Orten der Erde fanden zu unterschiedlichen Zeiten immer wieder gewaltige Erweckungen statt, als der Geist unter der Predigt großer Evangelisten wie etwa George Whitefield, Jonathan Edwards, Watchman Nee, Bakht Singh oder Zac Poonen „ausgegossen wurde auf alles Fleisch“ (Joel 3,1), und als Hunderttausende zum Glauben kamen. Auch die Mitarbeiter von Missionswerken wie etwa „New Tribes Mission“ durften in unserer Zeit ähnliche Dinge erleben, als unter der Predigt des Evangeliums ganze Stämme auf einen Schlag zum Glauben kamen, getauft wurden und danach als Zeugen zu ihren Nachbarstämmen aufbrachen. Gottes Reich, seine Ausbreitung und seine Verwaltung übersteigen Raum und Zeit.

 

 

(7) Das Wassertor: Das Wort Gottes, die Heiligung, die Anbetung

Neh 3,26: „Die Tempeldiener aber wohnten auf dem Ophel bis gegenüber dem Wassertor im Osten und dem vorspringenden Turm.“

 

Historische Bedeutung

Das Wassertor lag in der Ostmauer der Unterstadt in der Nähe der Gihon-Quelle und direkt oberhalb des Kidrontales. Es lag in etwa auf halbem Weg zwischen dem Teich von Siloah und der Zinne des Tempels (Mat 4,5; die südöstliche Ecke des Tempelbezirks).

 

Geistliche Bedeutung / Persönliche Anwendung

Das Wassertor ist ein Bild des Wortes Gottes und seiner Auswirkungen in unserem Leben.

Eph 5,26: „… damit er sie heilige, nachdem er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort, …“

 

Das Wassertor und die begleitende Gihon-Quelle symbolisieren ein Leben der Heiligung und der Anbetung. Nehemia und Esra versammelten das Volk am Wassertor, um das Gesetz Moses vorzulesen (Neh 8,8). Die Menschen verbrachten mehrere Stunden stehend, um das kostbare Wort Gottes zu hören. Es kam zu einer Erweckung.

Neh 8,5-6+8: „Und Esra öffnete das Buch vor den Augen des ganzen Volkes; denn er stand höher als das ganze Volk. Und als er es öffnete, stand das ganze Volk auf.
6 Und Esra pries den HERRN, den großen Gott; und das ganze Volk antwortete mit aufgehobenen Händen: Amen! Amen! Und sie verneigten sich und beteten den HERRN an, das Angesicht zur Erde gewandt.
8 Und sie lasen aus dem Buch des Gesetzes Gottes deutlich vor und erklärten den Sinn, sodass man das Gelesene verstand.“

 

In diesem Abschnitt finden wir ein Beispiel von wahrer biblischer Anbetung. Unter biblischer Anbetung verstehen wir nicht das Hervorrufen bestimmter Emotionen in den Gläubigen durch das Singen einer Reihe von Liedern, wie es in vielen Gemeinden mittlerweile praktiziert wird. Vielmehr verstehen wir unter der biblischen Anbetung das Lesen des Wortes Gottes, wodurch den Gläubigen Gott in seiner Heiligkeit vor Augen gestellt wird. Indem wir dies tun, werden wir von unserer eigenen Sündhaftigkeit erschüttert und staunen über Gott, der trotz unserer Sündhaftigkeit aus Liebe seinen Sohn auf die Erde geschickt hat, um uns von unserer Schuld freizukaufen.

Wahre Anbetung beinhaltet schließlich auch die Bewunderung des Herzens des Gläubigen für die Herrlichkeiten und die Schönheiten des Herrn Jesus Christus, für die Heiligkeit, Gerechtigkeit, Vollkommenheit, Liebe und Gnade des Vaters und des Sohnes. Solch eine Bewunderung kann uns bisweilen überwältigen und völlig sprachlos machen, so dass wir in stiller Anbetung vor dem Herrn verharren. Diese Erkenntnis Gottes führt den Gläubigen dann immer weiter hinein in die praktische Anbetung, das ist in den willigen Glaubensgehorsam und in den aufopfernden Dienst für den Herrn. Die völlige Selbsthingabe, so wie sie der Herr in Vollkommenheit seinem Vater dargebracht hat, ist der Gipfel der Anbetung. Auch in der Opferung Isaaks durch Abraham erkennen wir etwas davon:

1Mo 22,5; „Da sprach Abraham zu seinen Knechten: Bleibt ihr hier mit dem Esel, ich aber und der Knabe wollen dorthin gehen und anbeten, und dann wollen wir wieder zu euch kommen.“

 

Es ist daher kein Zufall, dass dieses Tor unmittelbar neben dem Quelltor liegt, da die geistlichen Entsprechungen zu beiden Toren in unserem Glaubensleben häufig Hand in Hand gehen. Der Heilige Geist macht das Wort Gottes in uns lebendig, was zur Reinigung unseres Lebens führt. Gleichzeitig ermutigt uns der Heilige Geist durch das Wort Gottes zur Nachfolge und leitet uns auf unserem Lebensweg, was unsererseits zur Anbetung führt.

Ein weiteres Detail, welches beim Lesen des von Neh 3,26 auffällt ist, dass das Wassertor nicht ausgebessert werden musste. Dies zeigt uns den ewigen Charakter des Wortes Gottes an.

Ps 119,89: „Auf ewig, o HERR, steht dein Wort fest in den Himmeln;“

 

Prophetische Bedeutung

Die Periode von 1600 bis 1900 war beispielsweise eine der Zeiten, in welchen Gottes Wort einen enormen Einfluss auf viele Menschen auf der ganzen Erde hatte. Viele große Männer Gottes predigten das Wort (z.B. John Bunyan während der Zeit der Puritaner und Charles Spurgeon im 19. Jhd.). Das Wort Gottes kam in dieser Zeit in viele Länder, die bis dahin geistlich noch am Verhungern waren (z.B. durch Hudson Taylor).

Schon die Apostel erlebten dieses Phänomen in ihrem Dienst. Paulus predigte oftmals vor vielen Tausenden von Menschen, ganze Städte versammelten sich um ihn zu hören. Schließlich kam dieser kleine Mann aus Jerusalem sogar bis nach Rom vor den Kaiser. Thomas kam beispielsweise bis nach Indien und gründete zahlreiche Gemeinden.

Heute erleben wir dieses Phänomen in der gesamten islamischen Welt. Hunderttausende kommen zum Glauben an den Herrn Jesus Christus. Das Internet ist nicht nur ein Werkzeug in der Hand Satans, sondern auch Gott benutzt gerade das Internet dazu, das Evangelium an Orte zu tragen, zu welchen ansonsten kein Missionar gelangt. Im Iran schätzt man heute beispielsweise die Zahl der Christen auf mehr als eine Million, mit weiterhin steigender Tendenz. In der gesamten arabischen Welt breitet sich das Evangelium in unserer Zeit auf den verschiedensten Wegen rasant aus. Mohammed ist gestorben und wurde begraben. Der Herr Jesus ist gestorben, er wurde begraben und ist danach auferstanden. Er lebt und herrscht für immer und ewig!

 

 

(8) Das Pferdetor (Rosstor): Kampf und Dienst

Neh 3,28: „Von dem Rosstor an besserten die Priester aus, jeder seinem Haus gegenüber.“

 

Historische Bedeutung

Das Pferdetor lag nahe an den königlichen Ställen. In den Tagen Davids wurden durch dieses Tor die militärischen Einheiten aufgeboten, um gegen Feinde in die Schlacht zu ziehen.

 

Geistliche Bedeutung / Persönliche Anwendung

Die erste Bedeutung: Das Pferdetor spricht zu uns zunächst einmal von Kriegsführung, da Pferde in Schlachten eingesetzt wurden und ein Symbol des Krieges waren (Hi 39,19-25; 5Mo 20,1-4). Geistliche Kampfführung (wie wir sie im gesamten Buch Nehemia finden) ist eine Voraussetzung für jeden Christen, denn wir alle befinden uns in einem Kampf, ob wir es wissen oder nicht. Interessanter Weise folgt das Pferdetor dem Wassertor. Sobald das Wort Gottes zu wirken beginnt, wird auch der geistliche Kampf zunehmen.

1Tim 6,12: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du auch berufen bist und worüber du das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen abgelegt hast.“

Eph 6,10-11: „Im Übrigen, meine Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.
11 Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr standhalten könnt gegenüber den listigen Kunstgriffen des Teufels;“

 

Die Gemeinde befindet sich im Kampf gegen die Sünde, gegen das Fleisch und den Teufel. Der Teufel bedient sich der Prinzipien der Welt, um die Christen von Gott abzuziehen. Die Hure reitet auf dem Tier: Äußerliche Gewalt und Macht, religiöse Macht, Verführung. Gott erwartet von seiner Gemeinde, dass sie geistliche Kämpfe ohne Angst und ohne Unterlass kämpft. Wir sind die siegreiche und triumphierende Gemeinde, der Sieg ist schon längst unser durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Röm 8,31: „Wenn Gott für uns ist, wer will gegen und sein?

 

Viele Christen befinden sich gerade jetzt in einem Kampf: Um die eigene Gesundheit, die Ehe, finanzielle Probleme, das geistliche Wohlergehen der Kinder. Wir werden während unseres gesamten Lebens auf dieser Erde niemals aus unseren Kämpfen entkommen. Die Ruhe erwartet uns erst beim Herrn in der Herrlichkeit. Aber wir wollen von unserer Seite aus alles tun, um den Kampf siegreich zu beenden. Wir müssen lernen, den „guten Kampf“ zu kämpfen (1Tim 6,12). Wann wird der Kampf zu Ende sein? Genau dann, wenn wir unser Leben hier auf der Erde beenden.

Und nun noch ein ernstes und prüfendes Wort: Unsere Kämpfe sind ein starker Beweis dafür, dass wir im Reich Gottes als seine Kinder leben und nicht besiegt wurden. Satan greift uns an, weil er uns in unserer Nachfolge und in unserem Dienst für den Herrn lähmen und unbrauchbar machen möchte. Den Kampf um unsere Seelen hat er verloren, denn wir sind errettet. Außerdem haben wir ständig mit den Regungen unserer alten Natur zu ringen, welche noch in uns ist. Hinzu kommen die Verführungen der Welt. Der Christ hat es nicht leicht, denn er muss immer auf der Hut sein. Wer zu stehen glaubt, der sehe zu dass er nicht falle. Wenn du also keinerlei Kämpfe und Probleme in deinem Leben hast, könnte es daran liegen, dass du für den Teufel keine Gefahr mehr darstellst.

Die unerretteten Menschen um uns herum wissen nichts von unseren Kämpfen. Sie sind Sklaven der Sünde. Der Satan lässt sie meistens in Ruhe, denn er greift nicht diejenigen an, die er kontrolliert. Hier muss Gott züchtigend eingreifen, wenn er einen Menschen aufrütteln und vom Weg des Verderbens abbringen möchte.

Folgendes Gleichnis von der Entenjagd soll diesen Sachverhalt verdeutlichen (entliehen von einem bekannten amerikanischen Prediger): Während des amerikanischen Bürgerkrieges ging ein reicher Plantagenbesitzer mit einem seiner Sklaven auf Entenjagd. Während sie auf dem Weg an den See in der Kutsche saßen, blickte der wohlhabende Plantagenbesitzer zu seinem Sklaven und fragte: Moses, warum bist du so ein guter Christ, du betest, du hast Lesen gelernt, um die Bibel lesen zu können und dennoch hast du ständig nur Ärger und Probleme. Moses kratzte sich am Kopf und antwortete: Ich habe keine Ahnung Boss, aber ich werde den Herrn darum bitten, mit die Antwort zu geben. Nach der Jagd schaute Moses seinen Besitzer an und sagte: Ich habe die Antwort, warum ich ständig in einen Kampf verwickelt bin und du nie. Der reiche Plantagenbesitzer schaute freundlich zu Moses und fragte: Sag mir warum, denn ich bin reich, ich gehe nie zur Kirche, ich lese nicht in der Bibel und ich habe überhaupt keine Kämpfe und Probleme in meinem Leben, also erzähle. Moses sagte: Ich sah die Antwort, als du auf die Enten geschossen hast. Es gab dort draußen nur zwei Arten von Enten, die toten Enten die du erschossen hattest und die anderen Enten die um ihre Freiheit kämpften. Er sagte: Boss, du jagtest diese kämpfenden Enten mit all deiner Kraft, weil sie flohen und du ließest die toten Enten alleine, weil du wusstest, dass du sie jederzeit mitnehmen und einsacken konntest. Gottes Antwort ist diese: Ich kämpfe, um fort zu kommen vom Teufel, aber du bist eine tote Ente, Boss, weil du bereits vom Teufel eingesackt wurdest.

Wenn du also keine Probleme in deinem Leben hast, könnte der Grund dafür sein, dass du bereits eine „Tote Ente“ bist.

Die zweite Bedeutung: Das Pferd war eines der Haupttransportmittel, ein Arbeiter im Dienst der Menschen. In gleicher Weise lehrt uns dieses Tor, dass es unsere Aufgabe ist, den Menschen zu dienen. Am Wassertor beten wir an und am Pferdetor dienen wir den Menschen. Unsere geistliche Demütigung, Reinigung und Wiederherstellung am Tal-/Mist-/Quelltor bereitet uns auf den hohen Ruf der Anbetung und des Dienstes vor. Genau hier zeigen wir unseren Glauben durch unsere Werke. Genau hier sammeln wir Schätze im Himmel. Dieses Tor repräsentiert ein Leben von guten Werken, über welche wir uns freuen werden, wenn wir in den Himmel kommen. Beide soeben angeführten Bedeutungen sind wichtig für unser christliches Leben und unser christliches Zeugnis.

 

Prophetische Bedeutung

Pferde sprechen von Geschwindigkeit und von Krieg. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Geschwindigkeit der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und militärischen Weltentwicklungen auf allen Gebieten extrem zugenommen. Die Geschwindigkeit der medizinischen, technischen und wissenschaftlichen Fortschritte war ebenfalls beispiellos. Dennoch kam es in diesem selben Jahrhundert zu zwei Weltkriegen und unzähligen weiteren Kriegen. Für die Gemeinde Christi gab es nicht nur politische und wirtschaftliche Bedrohungen zu bewältigen, sondern es war auch eine geistliche Schlacht nach der anderen zu schlagen. Das Aufkommen von Sekten, Bibelkritik und Liberalismus führte zu einem zunehmenden Abfall innerhalb der Gemeinden.

Im Hinblick auf den Dienst dürfen wir durch die ganze Kirchengeschichte hindurch natürlich auch an den anhaltenden, demütigen und ausharrenden Dienst zahlloser Gläubiger in der verlorenen Welt denken. Die Gemeinde der Christen war für die ganze Welt von großem Segen: Christliche Missionswerke, technischer Fortschritt, Aufbau christlicher Kulturen, Kirchen, Straßen, Eisenbahnen, Krankenpflege, Aufbau von Schulen, Hilfe in Krisen und Notzeiten durch christliche Organisationen. All das und noch viel mehr entstand durch den Dienst der Gemeinde Christi in der Welt. All das war natürlich auch stets verbunden mit der Verkündigung des Evangeliums. Zahllose Christen, welche niemand kennt als nur der Herr allein, haben in ihrem bescheidenen Wirkungsbereich den Menschen gedient, Segen verbreitet und das Evangelium weitergesagt an die Armen, Kranken und Elenden. Sie tun es bis heute noch immer. Sie werden am letzten Tag vom Herrn ihren Lohn empfangen.

 

 

(9) Das Osttor: Die Erwartung der Wiederkunft des Herrn

Neh 3,29: „Nach ihnen besserte Zadok aus, der Sohn Immers, seinem Haus gegenüber. Nach ihm besserte Schemaja aus, der Sohn Schechanjas, der Hüter des Osttores.“

 

Historische Bedeutung

Dies ist das „spannendste“ von allen Toren. Das Tor befand sich östlich vom Tempelberg in der Mauer der Stadt. Es lag, bezogen auf die Geographie der Stadt, auf der Höhe des Osttores des Tempelbezirkes, lediglich vom Niveau her gesehen etwas tiefer gesetzt. Das Osttor war das am meisten verzierte und wichtigste aller Tore. Sowohl der Tempel mit seinem Osttor als auch die gesamte Stadtmauer mit ihrem Osttor wurden im Jahr 70 n.Chr. von den Römern in Schutt und Asche gelegt. Im Mittelalter wurde die Ostmauer der Stadt neu gebaut und sie enthielt den Doppelbogen des Goldenen Tores, welcher auf das Kidrontal und den Ölberg hinausschaut.

Das Goldene Tor wurde im 16. Jhd. gleich nach dem Wiederaufbau auf Geheiß des türkischen Herrschers Süleyman zugemauert. Dies wird häufig so interpretiert, dass Süleyman dadurch die Ankunft des jüdischen Messias hätte verhindern wollen, der nach jüdischem Glauben am „Ende aller Tage“ hier in die Stadt einziehen soll. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Osmanen es nach dem Ende der Kreuzfahrerzeit schlossen, um „Ungläubigen“ den Zugang zum Tempelberg zu verwehren.

 

Geistliche Bedeutung / Persönliche Anwendung

Das Osttor symbolisiert unseren Eintritt in die Gegenwart Gottes am Ende unseres Erdenlebens bzw. bei der Wiederkunft Christi. Wenn wir uns dem Osttor nähern, liegt das Kidrontal mit all seinen Leiden und Schmerzen hinter uns. Auch der Ölberg und Gethsemane mit ihren Friedhöfen liegen hinter uns. Beim Eintreten in das Tor stellen wir fest, dass es sich um ein Doppeltor handelt. Dies hat eine zweifache Bedeutung:

Erste Bedeutung: Der Doppelbogen hebt das Osttor von den anderen Toren ab, da dieses Tor den Eintretenden in die unmittelbare Nähe des Tempels Gottes führt. Der Doppelbogen stellt uns also die besondere Bedeutung dieses Tores vor Augen.

Zweite Bedeutung: Der Doppelbogen steht im symbolischen Sinn für die Gnade und Gerechtigkeit Gottes – Gnade für diejenigen, die das Evangelium angenommen haben und Gerechtigkeit für diejenigen, die es abgelehnt haben.

Dem Christen zeigt dieses Tor die Notwendigkeit auf, in der beständigen Hoffnung auf die Ewigkeit zu leben die Wiederkunft Christi zu erwarten. Dieses Tor ist jedoch noch nicht das letzte in unserer Reihe. Wenn wir dieses Leben auf der Erde verlassen, werden wir noch einem weiteren Tor begegnen.

Das Pferdetor und das Osttor liegen in der Mauer nahe beieinander, so wie die in ihnen dargestellten Botschaften auch geistlich eng miteinander verknüpft sind. Wenn wir am Pferdetor in manchen geistlichen Kämpfen stehen, dann sollten wir die Ewigkeit nicht aus dem Blick verlieren. Der Herr wird zu seiner Zeit kommen und Frieden und eine ewige Gerechtigkeit aufrichten.

Jak 5,8: „So wartet auch ihr geduldig; stärkt eure Herzen, denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe!“

 

Prophetische Bedeutung

Durch das Osttor entwich die Wolke der Herrlichkeit Gottes am Ende der Periode des ersten Tempels. Sie ging hinüber zum Ölberg, verschwand von dort und kam nie mehr zum Heiligtum in Jerusalem zurück.

Der Zweite Tempel blieb während der gesamten Periode seines Bestehens ohne das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes. Dennoch hat Gott sich auf vielerlei Weise zu diesem Tempel als seiner Wohnstätte bekannt.

Hes 11,22-23: „Danach hoben die Cherubim ihre Flügel empor, und die Räder [gingen] vereint mit ihnen, und die Herrlichkeit des Gottes Israels war oben über ihnen.
23 Und die Herrlichkeit des HERRN stieg auf, mitten aus der Stadt, und blieb stehen auf dem Berg, der östlich von der Stadt liegt.“

Hag 1,7-9: „So spricht der HERR der Heerscharen: Achtet doch aufmerksam auf eure Wege! 8 Geht auf das Bergland und holt Holz und baut das Haus! Dann werde ich Wohlgefallen daran haben und verherrlicht werden, spricht der HERR. 9 Ihr habt viel erwartet, doch siehe, es wurde wenig daraus; und brachtet ihr es heim, so blies ich es weg! Warum das? So spricht der HERR der Heerscharen: Um meines Hauses willen, das in Trümmern liegt, während jeder von euch eilt, um für sein eigenes Haus zu sorgen!“

Mal 3,1: „Siehe, ich sende meinen Boten, der vor mir her den Weg bereiten soll; und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht; und der Bote des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt!, spricht der HERR der Heerscharen.“

Mat 21,13: „Und er sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: »Mein Haus soll ein Bethaus genannt werden!« Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!“

 

Zum Endzeit-Tempel nach Hesekiel 40-48 soll nach jüdischer Lehre die Wolke der Herrlichkeit wieder zurückkehren (Hes 43,1-6; Jes 4,5). Es wird gesagt, dass der von Israel schon so lange erwartete Messias durch dieses Tor eintreten wird, wenn er kommt. Was die Juden allerdings nicht verstehen ist, dass ihr Messias dies schon getan hat. Er ritt auf einem Esel vom Ölberg durchs Kidrontal hinauf zu diesem Tor. Die Herrlichkeit Gottes ritt in Jerusalem ein und besuchte den zweiten Tempel.

In Israel erwartet man heute den Bau des dritten Tempels. Es könnte möglich sein, dass Gott den Machthabern der Welt diesen Bau erlauben wird. Das Gebäude wird aber in den Heilswegen Gottes keine Bedeutung mehr haben. Der wahrhaftige dritte Tempel wurde am dritten Tag aufgerichtet, nämlich am Tag der Auferstehung des Herrn Jesus Christus aus den Toten.

Joh 2,19-21: „Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Bauet diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten!
20 Da sprachen die Juden: In 46 Jahren ist dieser Tempel erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?
21 Er aber redete von dem Tempel seines Leibes.“

 

Der geistliche und vom Heiligen Geist erfüllte Tempel des Leibes Christi, nämlich der Herr selbst als das Haupt zusammen mit den Gläubigen als seinen Gliedern, ist der dritte Tempel nach den Heilsgedanken Gottes. Er wird während des gesamten Gemeindezeitalters gebaut, indem immer neue Gläubige als lebendige Steine in ihn eingefügt werden. Jeder Stein sitzt exakt an der für ihn vorgesehenen Stelle, und am Ende wird der ganze Bau in Vollkommenheit geoffenbart werden. Dann wird von irdischen Steingebäuden keine Rede mehr sein.

Der Hesekieltempel ist eigentlich ein symbolisches Bild für die Entfaltung der Heilswege Gottes durch die Geschichte hindurch bis zum Ende. Er weist geistlich und symbolisch voraus auf die vollständige Offenbarung des Tempels des neuen Bundes, welcher Christus selbst (das wahre Lamm Gottes) und seine Gemeinde ist, welcher in dem Bild der leidenden Gemeinde als Tempel Gottes in dieser Welt in Off 11 gezeigt wird, und welcher in dem noch kommenden ewigen Zustand in Off 21 und 22 aus dem Himmel auf die neue Erde kommen und die gesamte Schöpfung erfüllen wird. Die Vision Hesekiels hat somit in dem fortschreitenden Plan der Offenbarungen Gottes einen vorläufigen Charakter. Die endgültige Vollendung kommt erst bei der Wiederkunft Christi.

Hesekiels Vision kann man somit bezeichnen als die himmlische Form des Tempels, mit dem der treue gläubige Überrest der Juden zur Zeit Hesekiels in der babylonischen Gefangenschaft geistlich verbunden war (Hes 11,16). Es wird auch dieser Tempel sein (nämlich Christus selbst mit der Gemeinde aller Gläubigen), der am Ende der Tage auf die neue Erde herabkommen und in Ewigkeit bleiben wird. Es ist der himmlische Tempel der kommenden Ewigkeit, welcher in der jetzigen Endzeit schon inauguriert (geistlich eingeführt) ist und sowohl geistlich als auch leiblich in der Gemeinde bereits damit begonnen hat, vom Himmel herabzukommen. Die endgültige Erfüllung kommt in Off 21.

Hesekiel redet von Heiden im neuen Jerusalem (47,22-23), in Off 21 wird die Gemeinschaft von Juden und Heiden als das neue und wahre Israel geschildert, ebenso in Hebr 12,22-29. In Hesekiel werden die symbolischen Opfertiere gesehen, in Off 21-22 das vollkommene Lamm Gottes. Hesekiels Leser verstanden, dass Heiden zu Israel gehören konnten, wenn sie beschnitten wurden und dem Gesetz Moses mit dem Opferdienst gehorchten. Das NT und die Offenbarung erklären, dass Heiden wahre geistliche Israeliten werden, wenn sie an den Herrn Jesus Christus als das wahre Opfer glauben, sich mit ihm identifizieren und somit zu ihm als dem wahren Israel kommen (Jes 49,3; Hebr 12,22-29), in ihm beschnitten werden mit einer geistlichen Beschneidung (Kol 2,11), in ihm als dem wahren Tempel anbeten (1Pe 2,4-9) und durch ihn gereinigt werden. Für eine ausführliche Auslegung dieser Dinge verweisen wir auf unseren Text: „Die Botschaft des Propheten Hesekiel“ unter www.DieLetzteStunde.de.

 

 

(10) Das Vergeltungstor (Tor Miphkad): Die Prüfung unseres Lebens

Neh 3,31: „Nach ihm besserte Malchija, ein Goldschmied, aus bis an das Haus der Tempeldiener und der Händler, dem Tor Miphkad gegenüber, bis zum Obergemach an der Mauerecke.“

»Miphkad« bedeutet gemäß der Wurzel phaqad (heimsuchen, vergelten etc.) so viel wie »Vergeltung« (engl. Inspection Gate = Prüfungstor).

 

Historische Bedeutung

Heute steht das Löwentor an der Stelle, an der früher das Vergeltungstor stand. Durch dieses Tor wurde am Jom Kippur (Großer Versöhnungstag) der Sündenbock aus der Stadt hinausgeführt, nachdem er zuvor durch das Osttor des Tempelbezirks den Tempel verlassen hatte. Er wurde bis zum Ölberg geleitet und anschließend in die dahinter liegende Wüste Judäa gejagt, um Israels Schuld auf Nimmerwiedersehen wegzutragen.

 

Geistliche Bedeutung / Persönliche Anwendung

Dies ist das Tor des Gerichtes. Es spricht zu uns von der abschließenden Prüfung unseres Lebens durch Gott. Manche Ausleger gehen davon aus, dass es sich bei den Begriffen „Richterstuhl Christi“, „Großer Weißer Thron“ und „Thron seiner Herrlichkeit“ um unterschiedliche Namen derselben richterlichen Instanz handelt. Andere Ausleger gehen hier von unterschiedlichen Instanzen aus. Jedenfalls spricht dieses Tor von der abschließenden Prüfung unseres Lebens durch Gott:

Hebr 9,27: „Und so gewiss es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“

2Kor 5,10: „Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder das empfängt, was er durch den Leib gewirkt hat, es sei gut oder böse.“

Off 22,11: „Und ich sah einen großen weißen Thron und den, der darauf saß; vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es wurde kein Platz für sie gefunden.“

Mat 25,31-32: „Wenn aber der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommen wird und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen,
32 und vor ihm werden alle Heidenvölker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.“

 

Für Gläubige symbolisiert das Vergeltungstor den Ort, an den wir gerufen werden, um Rechenschaft über unser Leben abzulegen. Wie treu sind wir dem Herrn nachgefolgt? Wie viele Schätze haben wir im Himmel gesammelt? Und waren wir Menschenfischer?

1Kor 3,13-15: „So wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben.
14 Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen;
15 wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden erleiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.“

 

Für die Nichterretteten symbolisiert dieses Tor den Ort, an dem sie – da sie „nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurden“ – in den Feuersee geworfen werden.

Off 20,15: „Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen.“

 

Prophetische Bedeutung

Nach der Wiederkunft des Herrn wird es ein Gericht der Nationen geben. Wir lesen davon im Gericht der Schafe und der Böcke (Mat 25,31-46). In diesem Gericht werden alle Menschen in zwei Gruppen eingeteilt: Die Schafe, die in Gottes ewiges Königreich eintreten können und die Böcke, die in die ewige Verdammnis gehen werden.

 

 

Weiterführende Gedanken

Bisher haben wir unseren Fokus auf die im Kapitel genannten Tore gelegt. Beim genaueren Lesen des Kapitels fallen aber noch weitere erwähnenswerte Details auf.

 

Der Bau der Mauer: eine Teamleistung

Der gesamte Prozess des Mauerbaus war eine Teamleistung. Männer und Frauen, Kunsthandwerker, Salbenmischer und Arbeiter, Fürsten und gewöhnliche Leute, alle arbeiteten Seite an Seite. Nur die „Edlen von Tekoa“ (3,5) drückten sich vor ihrer Verantwortung. Entweder aus Faulheit, oder weil sie sich wegen persönlichem Gewinn gegenüber Tobija verpflichtet hatten (vgl. 6,17).

Beim Aufbau der Mauer und der Tore hat jeder einzelne seinen Teil übernommen, wobei die Priester als erstes die Arbeit aufnahmen (Schaftor). Genau auf diese Weise soll auch die Gemeinde funktionieren. Nicht ein Pastor oder eine Gruppe von Ältesten sind für alles verantwortlich, während die anderen gemütlich in ihren Stühlen sitzen. Jeder hat seinen Bereich oder seine Aufgabe, in der er mitarbeiten soll. Die Aufgabe der Ältesten ist es, der Gemeinde voran zu gehen. Wir alle haben unterschiedliche Begabungen, aber sie sollen zur Erbauung aller dienen.

Eph 4,11-13: „Und Er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer,
12 zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus,
13 bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus;“

 

Jeder hat etwas zu geben

Vielleicht bist du dir unsicher über deine Begabung und darüber, zu welcher Aufgabe Gott dich in deinem Leben beruft. Vielleicht denkst du sogar, dass du gar nichts zu geben hast. Wenn das der Fall sein sollte, dann denke an Hananja, den Salbenmischer. Auch er wollte mitarbeiten, wollte seine Hände schmutzig machen und seinen Teil beim Wiederaufbau der Mauer leisten. Wenn sogar ein Salbenmischer eine Stadtmauer bauen kann, dann kannst sicherlich auch du beim Bau der Gemeinde mitarbeiten.

Gott hat den Gläubigen von heute ebenfalls unterschiedliche Arbeitsaufträge erteilt. Er hat uns mit unterschiedlichen Gaben und Fähigkeiten ausgestattet, die zu unserer Berufung passen. Und er weiß genau, wer sich mit welchem Eifer an der Arbeit beteiligt.

1Kor 3,13: „…so wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben.“

 

Der Wiederaufbau beginnt häufig zuhause

Die Arbeiter begannen die Reparatur der Jerusalemer Mauer häufig direkt in der Nähe des eigenen Hauses. Einerseits wussten sie, dass sie alle zusammen an der Mauer bauen mussten, um in absehbarer Zeit fertig zu werden. Andererseits wollten sie sicherstellen, dass ihr eigenes Haus durch eine feste Mauer geschützt war. Das Prinzip für uns ist folgendes: Zuerst müssen wir uns um die Dinge Gottes in unserem eigenen Leben kümmern, bevor wir anderen helfen können.

Mat 7,3: „Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“

 

Die Arbeit geschieht freiwillig

Niemand wurde für diese Arbeit bezahlt oder zu dieser Arbeit gezwungen. Alle arbeiteten freiwillig, weil sie wussten, dass es um die Sache des Herrn ging. Nachdem Einige die ihnen zugewiesene Aufgabe erledigt hatten, nahmen sich sogar noch ein weiteres Stück an der Mauer vor (Meremot: Verse 4 + 21; Leute von Tekoa: Verse 5 + 27).

 

Gott merkt sich jeden einzelnen Namen

Gott nimmt sich die Zeit, um Namen aufzuschreiben. Das Kapitel berichtet nicht einfach „und viele Leute reparierten die Mauer“, sondern es listet genau jede Person auf, die an der Mauer gearbeitet hat. Unser Leben und unsere Taten sind bei Gott genau vermerkt. Nichts wird umsonst getan, also verliere nicht den Mut in deiner Arbeit für den Herrn.

Mal 3,16: „Da besprachen sich die miteinander, welche den HERRN fürchteten, und der HERR achtete darauf und hörte es, und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, welche den HERRN fürchten und seinen Namen hoch achten.“

 

Ein geistlicher Aufbruch beginnt mit Gebet

Als Nehemia durch Hanani von der Situation in Jerusalem erfuhr, setze er sich hin, weinte, betete und fastete.

Neh 1,4: „Und es geschah, als ich diese Worte hörte, da setzte ich mich hin und weinte und trug Leid etliche Tage lang; und ich fastete und betete vor dem Gott des Himmels.“

 

Nachdem er sein Anliegen so vor Gott gebracht hatte, gab Gott ihm den Mut und schließlich auch das Gelingen für das vor ihm liegende Projekt. Nehemia trat vor den König und erhielt die Gelegenheit, dem König sein Anliegen vorzutragen. Nach einem Stoßgebet sprach er von seinem Wunsch, nach Jerusalem zu reisen und die Stadt wieder aufzubauen. Durch Gottes Gnade ging der König auf diesen Wunsch ein (Neh 2,1-8).

 

 

Zusammenfassung

Die Reihenfolge der Tore des alten Jerusalem beschreibt einen Gang durch unser ganzes geistliches Leben, bis hin zur Wiederkunft Jesu Christi. Nachdem wir am Schaftor durch den Opfertod Jesu Christi mit Gott versöhnt wurden, am Fischtor zu Menschenfischern gemacht wurden und am Alten Tor das Wort Gottes lieb gewonnen haben, beginnen wir eine Reise, die uns (nach den anfänglichen „Flitterwochen“) zunächst in den niedrigsten Teil der Stadt führt, welcher das Tal Gehenna überblickt (ein Ort, der die Leiden der Hölle symbolisiert). Dort lernen wir am Taltor, in Demut unser Leben dem Herrn zu unterwerfen und am Misttor uns von unnötigem Ballast zu befreien. Anschließend gelangen wir entlang des Quelltores (geisterfülltes Leben), des Wassertores (Heiligung und Anbetung) und des Pferdetores (Kampf und Dienst) wieder in Richtung Oberstadt und in Richtung des Tempels.

In allen Schwierigkeiten wollen wir das Osttor (Wiederkunft Christi) nicht aus den Augen verlieren und auch das Vergeltungstor im Blick behalten, an welchem wir Rechenschaft über unser Leben ablegen werden. Wir sollten unser Leben daher mit einem bescheidenen Geist leben, mit rechtschaffenem Herzen und mit Verstand. Und natürlich mit Kühnheit für unseren Herrn. Als Christen sind dazu berufen, unser Leben im Blick auf die Ewigkeit zu leben, indem wir mehr besorgt sind um die Dinge mit ewigem Wert als um die Dinge dieser Welt.

In der Bibel lesen wir nirgends den Ausspruch von Gott: „Nimm dein Kreuz auf dich und mach´s dir gemütlich“. Vielmehr lesen wir:

Mat 16,24: „Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“

 

Nehemia war bereit, als Gott die Tür öffnete. Er hat seine hohe Stellung am Königshof aufgegeben und große Risiken auf sich genommen. Und sein Einsatz hatte Erfolg: Nach 52 Tagen war die Mauer wiederaufgebaut (Neh 6,15).

Gibt es eine zerbrochene Mauer in deinem Leben? Versuchst du alleine, diese Mauer wieder zu reparieren? Wie Nehemia wirst du Hilfe brauchen. Suche dir Geschwister, die dir helfen, gehe ins Gebet und rufe unseren großen Gott um Hilfe an. Oder hast du vielleicht noch keine klare Vorstellung davon, an welchem Abschnitt der Mauer du mitarbeiten könntest? Dann lass dir von Gott eine Last geben, gehe los und tue etwas (Röm 12). Vertraue auf Gott, wage etwas und komm aus deiner Komfortzone heraus! Lass dir eine Aufgabe geben und gehe los!

Jeder Christ darf an der geistlichen Mauer seines Lebens, seiner Familie und seiner Gemeinde mitarbeiten. Wenn wir diese wunderbare Mauer repariert haben und die Tore gut funktionieren, wird dies unser eigenes Leben und unsere Gemeinde stärken. Lasst uns beständig an der Mauer und an den Toren arbeiten. Möge der Herr euch segnen und euch Freude an dieser Arbeit geben.

Neh 8,10: „…seid nicht bekümmert, denn die Freude am HERRN ist eure Stärke!“

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