Können wir objektiv feststellen, welche Auslegung richtig und welche falsch ist? Und wie gehen wir mit einer Gemeinde bzw. einer Person um, die eine Auslegung vertritt, von der wir der Meinung sind, dass sie falsch ist? Im folgenden kurzen Text möchten wir versuchen, einige hilfreiche Gedanken zu diesem Thema zu entwickeln.


 

1. Einleitung

Bei der Betrachtung christlicher Gemeinden stellen wir fest, dass nicht einmal zwei von ihnen im Ablauf ihrer Gemeinschaftsstunden und in ihrer Bibelauslegung genau übereinstimmen. Zunächst werden uns äußerliche Unterschiede auffallen: Wie läuft der Gottesdienst ab, welche Gemeindestunden werden angeboten, wie sind die Gottesdienstbesucher gekleidet? Bei der genaueren Betrachtung fallen dann auch Unterschiede in der theologischen Auslegung verschiedener Abschnitte der Bibel auf: Welchen Stellenwert räumt man den Geistesgaben ein? Wie geht man mit den Bibelstellen über Ältestenschaft und Diakone um? Wie mit der Stelle über das Schweigen von Frauen in der Gemeinde? Schließlich erkennen wir noch eine weitere Tatsache: Nicht nur Gemeinden sind unterschiedlich, sondern auch einzelne Gemeindemitglieder haben häufig zu bestimmten theologischen Punkten unterschiedliche Ansichten.

Welche Gemeinde bzw. welches Gemeindemitglied hat nun Recht? Können wir objektiv feststellen, welche Auslegung richtig und welche falsch ist? Und wie gehen wir mit einer Gemeinde bzw. einer Person um, die eine Auslegung vertritt, von der wir der Meinung sind, dass sie falsch ist? Im folgenden Text möchten wir versuchen, einige hilfreiche Gedanken zu diesem Thema zu entwickeln.

 

2. Gottes Wort ist unfehlbar – wir sind es nicht!

Zunächst einmal halten wir fest, dass nur Gottes Wort allein die Wahrheit ist:

Joh 17,17: „Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit.“

 

Die Bibel wurde von Menschen aufgeschrieben, die von Gott für diesen besonderen Dienst ausgewählt wurden. Die Inspiration der Bibel erkennen wir z.B.

  • am Vorhandensein eines inneren Zusammenhangs aller Bibelteile.
  • an einer zeitlichen Abfolge sowohl der historischen Bibelbücher als auch der Heilsgeschichte.
  • an zahlreichen erfüllten Prophetien.
  • an der Irrtumslosigkeit der gesamten Heiligen Schrift.

 

Gott als der ewig seiende Schöpfer des Himmels und der Erde weiß alles von Ewigkeit her. Er ist allwissend und macht daher niemals falsche Aussagen. Ganz anders ist es bei uns Menschen. Da wir zeitlich, räumlich, intellektuell und geistlich begrenzte Geschöpfe sind, haben wir aus uns selbst nicht die Möglichkeit, den „ganzen Ratschluss Gottes“ bis in die tiefsten Tiefen zu verstehen. Wir sind kulturell vorgeprägt und haben persönliche Lebenserfahrungen gemacht. Somit interpretieren wir fast zwangsläufig die biblischen Aussagen zunächst einmal in unserem eigenen Kontext.

Das muss jedoch nicht unbedingt schlimm sein. Gott weiß um unsere Begrenztheit, und als Hirte der Schafe hat er sein Wort so formuliert, dass Menschen jeglicher Herkunft und persönlicher Prägung zu allen Zeiten reichlich Nahrung darin finden konnten und immer noch können. Gott möchte durch die Bibel unmittelbar zu unserem Herzen reden. Oft benutzt er auch andere Menschen dazu, um uns Dinge in seinem Wort klarer zu machen. Natürlich liegt es dann immer noch in unserer Verantwortung, die gemachten Aussagen – egal ob sie von einem Pastor, einem Ältesten oder von sonst wem kommen – anhand der Schrift zu prüfen.

Im Laufe unseres christlichen Lebens lesen wir die Bibel immer wieder. Ist es nicht bemerkenswert, dass sie niemals langweilig wird? Vielmehr öffnet sie sich uns immer weiter und wir begreifen bei jedem Lesen ein Stück mehr von Gottes herrlicher Größe und von seinem Plan für uns Menschen.

 

3. Persönliche Erfahrung der Autoren von www.DieLetzteStunde.de

Stellen wir uns einmal die folgende Situation aus zwei unterschiedlichen Perspektiven vor:

  1. Als Einzelperson beschäftigen wir uns intensiv mit einem bestimmten theologischen Thema, was uns zu einer neuen Sichtweise in diesem Bereich führt. Im Anschluss an dieses Bibelstudium stellen wir fest, dass unsere neu entdeckte Auslegung des Themas nicht der Auslegung der anderen Mitglieder unserer Gemeinde entspricht.
     
  2. Als Gemeinde lehren wir eine bestimmte Auslegung zu einem theologischen Thema. Plötzlich stellen wir fest, dass einzelne Mitglieder der Gemeinde durch persönliches Bibelstudium zu einer anderen Auslegung in diesem Bereich gelangen.

 

Wie gehen wir damit um? Wir von www.DieLetzteStunde.de durften eine solche Situation persönlich (in zwei unterschiedlichen Ortsgemeinden) miterleben. In unseren Gemeinden wurde der Dispensationalismus als die einzig richtige Art und Weise dargestellt, auf welche Gottes Heilsgeschichte auszulegen sei. Zur Veranschaulichung hing in einer der Gemeinden eine Abbildung des heilsgeschichtlichen Ablaufs aus Sicht des Dispensationalismus als Wandtafel direkt im Gemeinderaum. Den Gemeindemitgliedern wurde dadurch der Eindruck vermittelt, es handele sich hierbei um eine fundamentale biblische Wahrheit, welche zu allen Zeiten von den Christen anerkannt wurde, und welcher nicht widersprochen werden darf.

Nachdem wir von anderer Seite auf die Probleme dieses Modells sowie auf alternative Auslegungsmodelle hingewiesen wurden, setzten wir uns intensiv mit der Materie auseinander. Unterschiedliche Ansichten wurden studiert, Bibelstellen miteinander verglichen. Immer wieder haben wir Gott im Gebet um Leitung und persönliche Wegweisung gefragt. Schließlich kamen wir beide (unabhängig voneinander) zu dem Entschluss, dass die relevanten Bibelstellen im Zusammenhang betrachtet nicht das Lehrsystem des Dispensationalismus unterstützen, sondern viel eher den sogenannten „Amillennialismus“ (siehe hierzu unseren Artikel „Das biblische Millennium und die Endzeit“).

Unsere neugewonnene Erkenntnis konnten und wollten wir nicht verschweigen. Daher führten wir über dieses Thema zahlreiche Gespräche mit Christen innerhalb und außerhalb der Gemeinde. Als die Gemeindeleitung über diesen Umstand in Kenntnis gesetzt wurde, kam es zu einer ganzen Reihe von Problemen (bis hin zum Predigtverbot), da die verantwortlichen Brüder von einer (durchaus verständlichen) Sorge um den Zusammenhalt der Gemeinschaft bewegt waren. Eine offene Diskussion der unterschiedlichen Endzeitmodelle mit den Lehrbrüdern der Gemeinde wurde jedoch nicht zugelassen.

Insgesamt blieb die gesamte Auseinandersetzung sehr emotional besetzt. Sie wurde nicht auf der geistlichen Ebene der Schrift ausgetragen, sondern vielmehr auf der Ebene der menschlichen Überzeugungen, welche teilweise über Jahrzehnte gewachsen waren. Auf beiden Seiten wurden bedauerliche Fehler begangen, welche im Wesentlichen in drei Punkte zusammengefasst werden können:
 

  1. Durch einseitige Belehrung war nur der Dispensationalismus bekannt. Andere Auslegungen wurden ohne objektive Prüfung als unbiblisch abgelehnt. Die Verteidigung des Prämillennialismus war dabei leider oftmals nicht frei von Voreingenommenheit und bisweilen sogar deutlich angstbesetzt. So ist zum Beispiel auch bekannt, dass auf der Website der KFG (Konferenz für Gemeindegründung) der Glaube an die Endzeitlehre des dispensationalistischen Prämillennialismus noch immer als Voraussetzung für eine Gemeinde zum Beitritt vorgeschrieben ist.
     
  2. Die Richtlinien zum Umgang mit anderen theologischen Meinungen (siehe Kap. 4) wurden nicht berücksichtigt, wodurch ein sachlicher und in Liebe geführter Meinungsaustausch kaum möglich war. Leider müssen wir vor dem Herrn bekennen, dass auch wir selbst oftmals zu leidenschaftlich und emotional auftraten, was zu verständlichen Gegenreaktionen führte. Inzwischen können wir sagen, dass sich die Wogen geglättet haben, und dass der Herr uns alle vor Bitterkeit und Unversöhnlichkeit bewahrt hat. Manches musste vergeben werden, und es wurde auch vergeben. Die Liebe zu den Geschwistern muss in letzter Konsequenz über der Erkenntnis stehen. Dass dies so geschah, macht uns dankbar gegenüber dem Herrn und den Geschwistern. Die Standpunkte hinsichtlich der Lehre sind und bleiben klar, können jedoch heute in gegenseitiger persönlicher Achtung und weiter bestehender Bruderliebe ausgehalten werden.
     
  3. Die Wichtigkeit des Themas wurde von allen Beteiligten zu hoch eingeschätzt. Für manche Beteiligte ging es bei dieser Auseinandersetzung schon fast um eine Verteidigung der Fundamente des christlichen Glaubens, obwohl es sich eigentlich nur um eine unterschiedliche Sichtweise im Hinblick auf die Endzeitlehre (Eschatologie) der Schrift handelt, welche nicht heilsnotwendig ist.

 

4. Richtlinien zum Umgang mit anderen theologischen Meinungen

Oft wissen Gemeinden nicht, wie sie mit der oben beschriebenen Thematik umgehen sollen. Sie „schmoren in ihrem eigenen Saft“ und haben nicht immer Brüder in verantwortlicher Position, die dazu in der Lage sind, „über den Tellerrand zu schauen“ und alternative Aspekte der Lehre in der Gemeinde sachlich anhand der Schrift zu beurteilen. Ist dies der Fall, dann besteht die Gefahr, dass solche Aspekte in der Gemeinde nicht wirklich mit dem Wort Gottes in der Hand untersucht werden, sondern dass sie sich letztlich dem geltenden Konsens der jeweiligen Gemeinde unterzuordnen haben.

Die nun folgenden Richtlinien wurden (leicht abgewandelt) von den Leitlinien der Reformations-Gesellschaft Heidelberg übernommen:

 

(1) Nur Gott allein ist unfehlbar.
Unser Wissen ist Stückwerk und niemals umfassend. Das sollte uns demütig machen.

1Kor 13,12: „Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.“

 

(2) Die biblische Exegese ist frei.
Wir dürfen den anderen nicht allzu leicht der Ketzerei beschuldigen.

Apg 17,11: „Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte.“

1Thes 5,21: „Prüft alles, das Gute behaltet!“

 

(3) Streben nach Einheit.
Wir sollen unsere Energie nicht darauf verwenden, Unterschiede zu vergrößern. Vielmehr sollen wir die Einheit suchen in den wesentlichen Dingen von Gottes kostbarem Wort.

1Kor 1,10: „Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, kraft des Namens unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einmütig seid in eurem Reden und keine Spaltungen unter euch zulasst, sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung.“

 

(4) Sola scriptura.
Wir sollen uns nicht ungeprüft auf die Auslegung bzw. die Meinung eines Pastors oder Ältesten verlassen, denn nur die Bibel hat absolute Autorität.

2Tim 3,16-17: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit,
17 damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.“

 

(5) Bildung eines gemeinsamen Schutzes nach außen.
Wir sollen einen gemeinsamen Schutz gegen Bedrohungen von außerhalb der Gemeinde bilden und nicht Streit unter Brüdern führen.

Jak 4,1: „Woher kommen die Kämpfe und die Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht von den Lüsten, die in euren Gliedern streiten?“

2Tim 2,24: „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern milde sein gegen jedermann, fähig zu lehren, geduldig im Ertragen von Bosheiten;“

 

(6) Streben nach Sanftmut und Demut.
Als Christen ist es unsere Aufgabe, Sanftmut und Demut in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen herauszubilden. Wenn wir auf unser eigenes Leben und auf die Heiligkeit Gottes schauen, dann werden wir unweigerlich mit unserer Fehlbarkeit und Sündhaftigkeit konfrontiert. Diese Selbsterkenntnis sollte uns sanft und nachsichtig mit Glaubensgeschwistern machen.

Kol 2,12-13: „So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut;
13 ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr.“

1Pet 5,5: „Ebenso ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter; ihr alle sollt euch gegenseitig unterordnen und mit Demut bekleiden! Denn »Gott widersteht den Hochmütigen; den Demütigen aber gibt er Gnade«.“

 

(7) Ausüben von Gemeindezucht.
Die Heilige Schrift warnt uns vor Irrlehrern, welche in der Gemeinde auftreten werden. Wenn wir diese Personen und ihre Lehre genau geprüft haben, kann es notwendig sein, Zuchtmaßnahmen vonseiten der Gemeinde gegen sie auszuüben. Denn die Bestrafung von Sünde ist eine notwendige Pflicht, sie muss jedoch aus Liebe und mit dem Ziel der Wiederherstellung geschehen. Wir sollten uns daran erinnern, dass wir einst alle wie Schafe in die Irre gingen und dass uns der Hirte aus dieser Situation errettet hat.

2Petr 2,1: „Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, die heimlich verderbliche Sekten einführen, indem sie sogar den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen; und sie werden ein schnelles Verderben über sich selbst bringen.“

1Kor 5,13: „… So tut den Bösen aus eurer Mitte hinweg!“

Jak 5,19-20: „Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und es führt ihn einer zur Umkehr,
20 so soll er wissen: Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken.“

 

(8) Streben nach Frieden und Wahrheit.
Als Christen sollen wir nach Möglichkeit mit allen Menschen in Frieden leben. Natürlich warnt uns die Schrift, dass Verfolgungen kommen werden, aber dieser Unfrieden soll nicht von uns ausgehen, sondern von der Welt. Allerdings sollen wir nicht auf Kosten der Wahrheit nach Frieden streben.

Röm 12,18: „Ist es möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden.“

2Tim 2,22: „So fliehe nun die jugendlichen Lüste, jage aber der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden nach zusammen mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen!“

Jak 3,18: „Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.

Eph 5,9: „Die Frucht des Geistes besteht nämlich in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“

 

5. Wie können wir bestimmen, welche Lehren wichtiger und welche weniger wichtig sind?

Wir möchten uns nochmals unsere beiden Fragen aus Kapitel 3 in Erinnerung rufen:

  • Wie soll die Gemeinde damit umgehen, wenn sie feststellt, dass Mitglieder unterschiedliche theologische Auslegungen vertreten?
  • Wie soll ein Gemeindemitglied damit umgehen, wenn es eine neue Erkenntnis gewinnt, die nicht mit dem Konsens der Gemeinde übereinstimmt?

 

Wie wir uns als Gemeinde bzw. als Gemeindemitglied zu verhalten haben, hängt zunächst einmal von der Wichtigkeit und Zentralität des Themas ab. Wie können wir nun bestimmen, welche Lehren wichtiger und welche weniger wichtig sind? Im Folgenden haben wir dazu einen sehr hilfreichen Artikel von 9 Marks Ministries übersetzt:

 

Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, wie eng eine Lehre mit dem Evangelium verbunden ist und wie viel praktische Auswirkung sie auf das christliche Leben hat.

(1) Lehren wie die Dreieinigkeit, die volle Gottheit und Menschheit Christi, die Rechtfertigung allein durch den Glauben und die Autorität der Heiligen Schrift sind alle eng mit dem Evangelium verbunden. Ohne diese Lehren verlieren wir entweder entscheidende Aspekte des Evangeliums oder das Evangelium selbst. Solche Lehren sind daher von größter Wichtigkeit. Meinungsverschiedenheiten in diesem Bereich teilen die Gemeinde von der Nicht-Gemeinde.

(2) Lehren wie die genaue Bedeutung der Taufe und die biblische Form der Gemeindeleitung sind weniger eng mit dem Evangelium verbunden und daher weniger zentral für den Glauben. Dennoch sind solche Lehren nicht völlig unabhängig vom Evangelium. Zum Beispiel ist die Taufe ein Bild des Evangeliums und definiert die Zugehörigkeit zur Gemeinde, also zu den Menschen des Evangeliums. Andere theologische Fragen, wie unser Verständnis der Rollen von Mann und Frau in der Ehe und in der Gemeinde, haben große praktische Auswirkungen und sind daher sehr wichtig, auch wenn sie nicht direkt mit dem Evangelium verbunden sind. Meinungsverschiedenheiten in diesem Bereich können eine Gemeinde von einer anderen trennen, wie die Unterschiede zwischen einem Baptisten und einem Presbyterianer. Solche Unterschiede brauchen jedoch unsere gegenseitige Umarmung als Mitchristen nicht zu verhindern.

(3) Einige Lehren, wie die Bedeutung der tausend Jahre in Offenbarung 20, sind weit entfernt vom Evangelium und haben etwas weniger praktische Auswirkungen auf das christliche Leben. Das soll zwar nicht heißen, dass solche Lehren völlig bedeutungslos sind, aber Meinungsverschiedenheiten in diesem Bereich können immer noch die Zusammenarbeit zwischen Christen in höchstem Maße ermöglichen, nämlich die Zugehörigkeit zu ein und derselben lokalen Gemeinde.

(https://www.9marks.org/answer/how-do-we-determine-which-doctrines-are-more-important-and-which-are-less-important/)

 

Die in Kapitel 3 beschriebenen Probleme hätten gar nicht erst auftreten müssen. Entsprechend dem Beispiel der Gemeinde in Beröa (Apg 17) hätte die Situation stattdessen zum Anlass für eine intensive Bibelarbeit zu diesem Thema mit allen interessierten Gemeindegliedern genommen werden können. Jeder hätte dann selbst die Möglichkeit gehabt, einzelne Argumente gegeneinander abzuwägen und zu entscheiden, welche Auslegung am ehesten zu befürworten ist.

Wir wünschen jedem Leser, dass er die Richtlinien in Kapitel 4 sowie die Einteilung in Kapitel 5 beherzigt, wenn es in seiner Gemeinde zu Meinungsverschiedenheiten kommen sollte. Vielleicht kannst gerade du, lieber Leser, derjenige sein, der alle Beteiligten einer solchen Kontroverse auf diese Punkte aufmerksam macht.