Nach der Lehre des Dispensationalismus wird Israel als die Hütte Davids angesehen. Der Herr Jesus Christus wird in der Bibel Sohn Davids genannt. Nach dispensationalistischer Lehre wird er bei seinem sichtbaren zweiten Kommen das Reich Israel wieder aufrichten und von Jerusalem aus für 1000 Jahre herrschen. Diese Wiederaufrichtung des Staates Israel wird als die Wiederaufrichtung der Hütte Davids angesehen. Wir möchten aus biblischer Sicht untersuchen, ob diese Lehre eine schriftgemäße Grundlage hat.


 

Einleitung

In der heutigen Christenheit ist vor allem in den Ländern des Westens die Lehre des Dispensationalismus (einer Unterart des Prämillennialismus) vorherrschend. In dieser Lehre wird eine strenge Trennung zwischen dem irdischen Volk Israel und der himmlischen Gemeinde Jesu Christi vorausgesetzt, welche bis in die Ewigkeit hinein bestehen soll. Wir können hier natürlich nicht alle Einzelaspekte der Lehre, ausarbeiten. Diese Dinge haben zahllose Bücher gefüllt und würden den Rahmen der vorliegenden kleinen Abhandlung definitiv sprengen. Daher sollen hier nur die wichtigsten Grundzüge angeführt werden, welche zum Verständnis unseres Themas notwendig sind.

 

Endzeitlehre des Dispensationalismus (Chiliasmus)
Christus wollte bei seinem ersten Kommen ein irdisches jüdisches Königreich errichten. Die Juden verwarfen jedoch sowohl dieses Reich als auch Christus den König, so dass sein Königreich nicht errichtet werden konnte und die Juden bestraft und unter die Nationen zerstreut wurden. Daher musste die Königsherrschaft Christi bis zu seiner Wiederkunft aufgeschoben werden. Doch nun ist ein Geheimnis geoffenbart worden, von welchem die alttestamentlichen Heiligen nicht geträumt hatten: die Gemeinde. Die Gemeinde hat nichts mit dem alttestamentlichen Israel zu tun. In der Haushaltung der Gnadenzeit wird die Gemeinde aus den Juden und Heiden gesammelt, aber Christus ist das Haupt der Gemeinde und nicht ihr König. Die Gemeinde soll die Nationen evangelisieren, aber es wird nicht jeder Mensch in der ganzen Welt erreicht werden. Am Ende dieser Zwischenphase wird Christus erscheinen, und die geheime und von der Welt unbemerkte Entrückung der Gemeinde wird stattfinden.

Dann wird die Drangsalszeit mit dem großen globalen Gewaltherrscher, dem Antichristen kommen und die Juden werden nach Israel zurückkehren bzw. zurückgekehrt sein. Ein Drittel aller Juden in Israel werden bekehrt werden und Jesus Christus als ihren König annehmen. Schrecklichste Gerichte Gottes werden in der ganzen Welt toben. Eine Zahl von 144.000 Juden wird die ganze Welt evangelisieren, indem sie das Evangelium des Reiches unter den Nationen predigen wird. Dieses wird ein anderes Evangelium sein als das heutige Evangelium. Eine unzählbare Menge von Menschen aus allen Nationen wird gläubig werden, sie werden als die Heiligen der Drangsal bezeichnet. Am Ende der Drangsalszeit werden der Herr Jesus und seine Heiligen, also die sieben Jahre zuvor in den Himmel entrückte Gemeinde der Christen, wiederkommen zum Gericht über die Feinde: das zweite Kommen Christi. Die noch Lebenden werden gerichtet, die Schafe von den Böcken getrennt, der Antichrist vernichtet und der Satan für 1000 Jahre im Abgrund gebunden werden. Die gestorbenen Heiligen der Drangsalszeit werden auferweckt und Christus wird seinen Thron in Jerusalem errichten. Die Stadt und der Tempel werden wieder aufgebaut werden, ein jüdisches Zeremonialgesetz mit seinem Altar und mit seinen Opfern wird wieder eingeführt werden.

Jesus Christus wird während der 1000 Jahre dieses messianischen Zeitalters von Jerusalem aus Herrscher über alle Nationen der Erde sein. Die Natur wird Frieden haben, eine unzählbare Menge von Menschen wird zum Glauben kommen. Ganz Israel wird errettet werden. Am Ende wird jedoch der Satan für eine kurze Zeit losgelassen werden, den Gog und Magog mobilisieren und mit einem riesigen Heer gegen die Heiligen heranrücken. Gott wird durch Feuer aus dem Himmel die Feinde vernichten. Danach dann der ewige Zustand des neuen Himmels und der neuen Erde, in welchem die Gläubigen der Gemeinde Christi und die Gläubigen Israeliten für immer und ewig zwei getrennte Gruppen sein werden. Hinzu werden als ebenfalls eigene Gruppe noch die Gläubigen der Drangsal aus allen Nationen gerechnet, welche während der Drangsalszeit unter der Predigt der 144.000 Zeugen aus Israel zum Glauben gekommen sind. Eine weitere Gruppe wird die der Heiligen des Tausendjährigen Reiches sein, welche ebenfalls in Ewigkeit von den anderen Gruppen unterschieden sein wird.

 

Vieles wäre aus unserer Sicht über diese Lehre zu sagen, doch das ist nicht das Thema der vorliegenden Abhandlung.[1] Für unser jetziges Thema soll lediglich ein Aspekt des Ganzen herausgegriffen werden.

Nach geltender Lehre des Dispensationalismus wird das Land Israel mit der darin lebenden Nation als die Hütte Davids angesehen. Dieser Begriff stammt aus Am 9,11. David war der erste König in Israel nach den Gedanken Gottes, und er blieb auch bis zum Ende des irdischen Königreichs der größte König von allen. Der Herr Jesus Christus wird in der Bibel der Sohn Davids genannt (1Chr 17; Matt 12; Luk 18). Nach geltender Lehre wird er bei seinem sichtbaren zweiten Kommen wie bereits oben erwähnt, das politische und militärische Reich Israel wieder aufrichten und von Jerusalem aus für 1000 Jahre über die ganze Erde herrschen. Diese Wiederaufrichtung des Staates Israel mit nachfolgender Weltherrschaft der jüdischen Nation wird als die Wiederaufrichtung der Hütte Davids angesehen. Nachfolgend möchten wir nun aus biblischer Sicht näher untersuchen, ob diese Lehre eine schriftgemäße Grundlage hat oder nicht. Dabei möchten wir nicht von gedanklichen Vorannahmen ausgehen, welche nicht durch den Text gestützt werden, sondern von den direkten Aussagen des Bibeltextes (1Kor 4,6).

 

Die Zelthütte Davids im Alten Testament

Ein großer Grundsatz der Schriftauslegung liegt in der Beziehung zwischen den Aussagen des Alten und des Neuen Testamentes. Nach Kol 2,16-17 sowie Hebr 8,5 und Hebr 9,23-26 sind die Dinge des alten Bundes auf der Erde Abbilder der himmlischen und geistlichen Wirklichkeiten. Die Bilder in Israel bildeten also die geistlichen Wirklichkeiten des NT ab. Auf dieser gedanklichen Grundlage müssen wir stehen, wenn wir in der Bibel ein bestimmtes Thema erarbeiten möchten: Das Bild im Alten Testament, die Wirklichkeit Christi im Neuen Testament. Die Hauptlinie unserer Betrachtung bezieht sich nun auf die Hütte des Menschen und auf die Hütte Gottes bei den Menschen. Dazu möchten wir einen kleinen Durchgang durch die Bibel machen, um die Zusammenhänge vom Anfang bis zum Ende zu verstehen. Auf diesem Weg wird sich uns auch klar und deutlich die schriftgemäße Bedeutung der Hütte Davids im Alten und im Neuen Testament eröffnen.

 

Der Gartentempel Gottes

Wir sehen in 1Mo 2, wie Gott in der Kühle des Abends im Paradiesgarten wandelte, und wie er gewissermaßen das sichtbare Zelt oder die Hütte seiner Gegenwart im Garten aufgeschlagen hatte. Gleichzeitig können wir nicht daran zweifeln, dass auch Adam und Eva in einer Laubhütte oder einer Baumhütte wohnten, denn die Bibel sagt uns, dass die Menschen erst nach der Flucht Kains ab 1Mo 4 damit begannen, in festen Häusern und in Städten zu wohnen. Der Urzustand zeigt uns also dieses Bild: Die Hütten der Menschen und die Hütte Gottes bei den Menschen. Adam war Anbeter im Gartentempel Gottes, und vielleicht besaß er sogar einen Altar aus aufgehäufter Erde und Natursteinen. Wir wissen es nicht genau. Gleichzeitig war er Verwalter des Gartens mit dem Auftrag, nicht an einer Stelle sitzen zu bleiben, sondern zusammen mit seinen Nachkommen das Gartenheiligtum als Ort des Dienstes und der Anbetung Gottes durch fortlaufende Kultivierung über die ganze Erde auszudehnen. Wir sehen auch in späteren Zeiten, dass die ersten Gläubigen, besonders natürlich Abraham, oftmals nicht sesshaft waren, sondern in Zelten wohnten und das Land Gottes durchwanderten. In diesem Sinne waren die Laubhütten und später auch die Zelte immer biblische Bilder für das Umherwandern der Gläubigen auf der Erde und für die Gegenwart Gottes inmitten der Gläubigen. Dieses Thema muss nun noch etwas weiter entwickelt werden.

 

Der Bergtempel Gottes

In 2Mo haben wir den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten und den Beginn der Wüstenwanderung des Volkes. Wir sehen die Ankunft des Volkes am Berg Sinai in 2Mo 19, wo Gott dem Volk als Gesetzgeber über einem gewaltigen Bergtempel erschien: Der Vorhof dieses Bergtempels war der Ort, an dem das Volk stehen musste, das Zwischenplateau auf halber Berghöhe war das Heiligtum, in welchem die siebzig Ältesten als ein Vorbild der bald danach gebildeten Priesterschaft verweilen und anbeten durften, und die Bergspitze war der Ort der direkten Gegenwart Gottes, das Allerheiligste des riesigen Bergtempels am Sinai. Nur Mose als ein Vorbild des bald danach gesalbten Hohepriesters Aaron, des Mittlers zwischen Gott und Menschen, durfte in die Rauch-und Feuersäule auf dem Berggipfel eintreten und mit Gott reden.

Nachdem das Volk noch während des Aufenthaltes von Mose auf dem Berggipfel in Götzendienst gefallen war, wurde außerhalb des Lagers das Zelt der Zusammenkunft errichtet, auf welchem die Wolke der Herrlichkeit Gottes ruhte, und in welchem Gott mit Mose allein von Angesicht zu Angesicht redete. Dieser Einrichtung folgte dann kurze Zeit später der Bau der Stiftshütte, also des tragbaren Wüstenheiligtums Gottes, welches exakt nach dem himmlischen Vorbild gebaut wurde, das Gott seinem Diener Mose auf dem Berg gezeigt hatte. Diese Stiftshütte war geistlich gesprochen letztlich nichts anderes als eine Miniaturausgabe des riesigen Bergheiligtums, welche wiederum drei Teile aufwies. Den Vorhof durften die normalen Israeliten betreten. Das Heiligtum unter den Decken mit ihren Pflanzenmotiven des Paradiesgartens durfte von den Priestern betreten werden. Das Allerheiligste, ein Würfel von zehn Ellen Kantenlänge, durfte nur einmal im Jahr am großen Versöhnungstag vom Hohepriester betreten werden, welcher in diesem Augenblick vor der Bundeslade in der direkten Gegenwart Gottes stand. Die entsprechenden Gottesdienstordnungen finden wir in 3Mo 16, wo es sich um den großen Versöhnungstag für das Volk handelt. Das ganze Volk war durch die Begrenzungen der Stiftshütte von der direkten Gegenwart Gottes abgetrennt, obwohl es die Wolkensäule und die Feuersäule über der Hütte Gottes erkennen konnte.

So blieb es bis zum Einzug in das verheißene Land. Die Stiftshütte wanderte über verschiedene Stationen nach Silo. Später ging die Bundeslade für einige Zeit an die Philister verloren, als Gott den Priester Eli und seine Söhne in 1Sam 4 richten musste. Nachdem die Lade für viele Jahre im Haus Abinadabs in Kirjath-Jearim geblieben war und zuletzt noch eine weitere Station durchlaufen hatte, wurde sie schließlich vom König David in Jerusalem eingeführt, nachdem David die Stadt als seinen Königssitz eingenommen hatte. Wir finden die Geschichte in 2Sam 6:

2Sam 6,17-19: „Und sie brachten die Lade des Herrn hinein und stellten sie an ihren Ort, innerhalb des Zeltes, das David für sie aufgeschlagen hatte. Und David opferte Brandopfer und Friedensopfer vor dem Herrn. Und als David die Brandopfer und die Friedensopfer vollendet hatte, segnete er das Volk im Namen des Herrn der Heerscharen. Und er verteilte an das ganze Volk, an die ganze Menge Israels, Männer und Frauen, an jeden einen Brotkuchen und einen Trunk Wein (Elberfelder und KJV) und einen Rosinenkuchen. Und das ganze Volk ging hin, jeder in sein Haus.

 

Das Zelt auf dem Berg Zion

David führte die Lade unter großem Jubel nach Jerusalem und stellte sie in einem eigens dafür errichteten Zelt auf dem Berg Zion auf. An diesem Tag herrschte große Freude unter dem ganzen Volk, und alle erhielten von David einen Brotkuchen und einen Trunk Wein. Warum war die Freude so groß? Die Antwort auf diese Frage ist, dass wir hier nichts weniger haben als die Zelthütte Davids, die Hütte Gottes bei den Menschen, und zwar auf dem Berg Zion. Wir finden hier fünf Personen beziehungsweise Dinge: David, die Hütte Davids bei den Menschen, den Berg Zion, Brot und Wein. Erkennen wir die Bedeutung des Bildes? Es handelt sich um eine klares alttestamentliches Abbild der neutestamentlichen Anbetung, wo die Gläubigen geistlich gesehen in das himmlische Zion und sein Heiligtum eintreten und wo der wahre David, der Herr Jesus Christus, ihnen begegnet und ihnen Brot und Wein darreicht. Das Bild weist zudem zurück auf 1Mo 14, wo der Priesterkönig Melchisedek aus dem Heiligtum Salems (des Friedens) heraustrat und Abraham ebenfalls Brot und Wein darreichte.

Dieser Zustand der freien Anbetung vor dem Zelt, ohne die Begrenzungen der Stiftshütte, hielt für etwas mehr als 30 Jahre an, bis schließlich Salomo den Tempel baute und die Bundeslade hinter die Mauern und hinter den Vorhang des Allerheiligsten zurückbrachte. Es findet sich hierin eine geistlich interessante Parallele zu der ungefähren Lebensdauer des Herrn auf dieser Erde. Nach dem Tempelbau wurde die Hütte Davids auf Zion nicht mehr gebraucht und verfiel.

Wir wissen wie es in Israel weiterging. Das Reich wurde bereits unter Salomos Sohn Rehabeam geteilt. Das Nordreich verfiel unmittelbar dem Götzendienst und ging letztlich durch die Hand der Assyrer unter. Das Südreich mit dem Tempel erlebte ein Wechselspiel zwischen gläubigen und gottlosen Königen, bis der Zustand auch dort so weit verdorben war, dass Gott die Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch die Hand der Babylonier bringen musste. Während des Abfalls im Nordreich hatte es jedoch bereits einen Propheten Gottes gegeben, welcher inmitten des Verfalls bedeutsame Worte ausgesprochen hatte. Es war Amos, der in harten und klaren Worten den Götzendienst im Nordreich angriff.

Am 9,11: „An jenem Tag will ich die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten und ihre Risse vermauern und ihre Trümmer wiederherstellen und sie wieder bauen wie in den Tagen der Vorzeit.

Manche Zeitgenossen von Amos erkannten das Wort des Propheten, dass einmal die von vielen ersehnte Wiederherstellung der Zelthütte Davids kommen würde. Sie erkannten jedoch noch nicht die wahre Bedeutung, denn Amos hatte im Vorausblick auf das Kommen des Herrn Jesus, des wahren Melchisedek und des wahren David, gesprochen und in Teilen seines Bildes Symbolsprache benutzt.

Die Jahrhunderte verstrichen. Es kamen die Assyrer, danach die Babylonier. Am Ende der babylonischen Gefangenschaft offenbarte Gott dem Propheten Daniel den genauen Zeitplan für die Ankunft des Messias Israels und der Welt (Dan 9,24-27). Maleachi war der letzte schreibende Prophet. Es kamen die Perser, die Griechen, die Makkabäer und schließlich die Römer.

 

Die Hütte Davids im Neuen Testament

Und dann war es endlich soweit: Gott selbst wurde Mensch, der Herr Jesus Christus.

Joh 1,14: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte (wörtlich: zeltete) unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“

Der menschliche Leib Jesu war die Hütte Gottes unter den Menschen, in welcher die Herrlichkeit des lebendigen Gottes hinter dem Vorhang seines Fleisches (Hebr 10,20) inmitten seines Volkes wohnte! Der menschliche Leib des Herrn war der lebendige Tempel des Heiligen Geistes. Kurz nach dem Beginn seines öffentlichen Dienstes redete der Herr zu den Juden ein schwerwiegendes Wort.

Joh 2,19-21: „Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten! Da sprachen die Juden: In 46 Jahren ist dieser Tempel erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? Er aber redete von dem Tempel seines Leibes.

Was geschah danach? Der Tempel des Leibes Jesu wurde auf Golgatha durch den Tod abgebrochen und in der Auferstehung des Herrn am dritten Tag in verherrlichter Form wieder aufgerichtet, genauso wie es der Herr selbst gesagt hatte. Viele Christen sahen den auferstandenen Herrn mit eigenen Augen und konnten ihn bezeugen. Vor den Augen seiner Jünger fuhr er schließlich auf in den Himmel. Er wird genauso wiederkommen zum Gericht am letzten Tag.

Danach entstand an Pfingsten die große Gemeinde aller Gläubigen, in welchen der Heilige Geist Wohnung nahm. So wie im Alten Testament die Feuersäule der Herrlichkeit Gottes auf den Berg Sinai, auf das Zelt der Zusammenkunft, auf die Stiftshütte und schließlich auf den Tempel Salomos herabgekommen war, um darin zu wohnen, genauso kam auch am Pfingsttag eine Miniaturfeuersäule in Form einer Feuerzunge auf jeden einzelnen der Zeugen in Jerusalem um zu zeigen, das Gott nun als Heiliger Geist Wohnung in jedem einzelnen Gläubigen genommen hatte. Nun war jeder einzelne Gläubige und auch die Versammlung der Gläubigen als ganze für immer und ewig der Tempel des Heiligen Geistes geworden. Der Leib Christi ist das im Geist Gottes durch die Auferstehung Jesu Christi aufgerichtete Zelt Gottes unter den Menschen. So wie die Herrlichkeit Gottes in dem fleischlichen Leib des einen Menschen Jesus Christus gewohnt hatte, so wohnte sie von Pfingsten an in der Auferstehung des Herrn in dem geistlichen Leib Christi, welcher die Gemeinde ist.

1Kor 3,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt?

2Kor 6,16: „Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln, und sie sollen mein Volk sein (3Mo 26,11-12).“

Die Gemeinde ist also nicht nur der geistliche Leib Christi im Neuen Testament als verherrlichte Fortsetzung seines gestorbenen fleischlichen Leibes in der Auferstehung, sondern sie ist auch der lebendige, weltweite geistliche Tempel Gottes als Fortsetzung des zerstörten Steintempels Israels aus dem Alten Testament. Außerdem ist sie auch die in geistlicher Weise wieder aufgerichtete Hütte Davids als Fortsetzung der zerfallenen materiellen Zelthütte des Alten Testamentes. Diese Auslegung wird durch den weiteren Text der Schrift klar und deutlich untermauert. Auf dem Konzil in Jerusalem in Apg 15 geht es um die große Frage, ob man Gläubigen aus den Nationen die gleichen zeremoniellen Lasten auferlegen solle wie den Juden unter dem Gesetz Moses. Die Frage wird letztlich verneint. Im Verlauf der Diskussion spricht Jakobus die entscheidenden Worte.

Apg 15,14-18: „Simon hat erzählt, wie Gott zuerst sein Augenmerk darauf richtete, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen. Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: Nach diesem will ich zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten, damit die Übriggebliebenen der Menschen den Herrn suchen, und alle Heiden, über die mein Name ausgerufen worden ist, spricht der Herr, der all dies tut. Gott sind alle seine Werke von Ewigkeit her bekannt.

Jakobus zitiert hier Am 9,11 und bezeichnet klar und eindeutig die Sammlung der Gemeinde Christi aus allen Nationen als die Erfüllung dieses Prophetenwortes: „Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht…“ Am 9,11 ist in der Gemeinde des neuen und ewigen Bundes erfüllt. Die verfallene Hütte Davids ist geistlich wieder aufgerichtet, und sie wird bis zu ihrer Vollendung bei der Wiederkunft Christi weiter gebaut. Dieses Zeugnis des Wortes Gottes aus dem Mund seines Dieners Jakobus ist bei ehrlicher und schriftgemäßer Deutung unwiderlegbar.

Die Vollendung unseres Themas finden wir schließlich in Off 21,1-3. Das neue Jerusalem, die Frau Gottes, kommt von Gott aus dem Himmel auf die erneuerte Erde, nachdem die neue Schöpfung gegründet worden ist. Der Heilige Geist bezeichnet diese Stadt, welche nichts anderes ist als der Leib Christi und der aufgerichtete Tempel des Heiligen Geistes, die Gemeinde aller Erlösten, als die Hütte Gottes bei den Menschen. Christus wird auf immer und ewig geistlich in und sichtbar inmitten all seiner Erlösten leben. Die Hütte des wahren David, die Gemeinde, der verherrlichte geistliche Leib Christi, wird mit dem Haupt in Vollkommenheit vereinigt sein. Gott wird alles in allem sein.

Der ewige Paradiesgarten Gottes wird in verherrlichter Form da sein, es wird die ganze neue Schöpfung sein. So wie beim Laubhüttenfest des alten Israel die Tempeltüren geöffnet blieben, so wird auch jeder einzelne Gläubige in der Ewigkeit des neuen Jerusalem freien Zutritt in die direkte persönliche Gegenwart seines Herrn haben. Das wird für Dich und für mich gelten, lieber Bruder und liebe Schwester! So wie die Nacht über der Stadt Jerusalem im alten Israel am Laubhüttenfest durch das Licht der gewaltigen Leuchter aus dem Tempel heraus taghell erleuchtet wurde, so wird der Herr, das Lamm Gottes, die Lampe des neuen Jerusalem in der Ewigkeit sein. Nacht wird nicht mehr sein. So wie der Herr in Jerusalem beim Laubhüttenfest die Ausgießung des lebendigen Wassers ankündigte (Joh 7,37-38), welches im Strom von Eden in 1Mo 2,10 und im Strom von Hes 47,1-13 im Alten Testament schon gesehen wurde, so wird auch der kristallklare Strom des Segens aus dem ewigen Heiligtum der neuen Schöpfung zu jedem einzelnen Gläubigen fließen. Alles dies wird die endgültige Erfüllung des Laubhüttenfestes sein. – Komm, Herr Jesus!

 

 

[1] Ich möchte den interessierten Leser auf das Studium unserer Texte zur Offenbarung „Mehr als Überwinder“ und „Kurzgefasste Auslegung der Offenbarung“ sowie der weiteren Texte „Vorentrückungslehre – Biblisch fundiert?“, „Entrückung vor der großen Drangsal?“, „Daniel – Der innere Zusammenhang seiner Visionen“ und „Die Ölbergrede des Herrn Jesus Christus“ verweisen. Sie finden dort eine ausführliche Diskussion der verschiedensten Aspekte des Dispensationalismus aus biblischer Sicht.